Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel (Folge 8 und letzter Teil)

Software-AG-CIO Ventur: "Die Situation wird sich entspannen"

02.12.2008 von Thomas Pelkmann
CIO Dirk Ventur beobachtet im SAP-Bereich, dass Leute aus der Beratung bei Firmen aus der Produktion einsteigen möchten. Sie wollen weniger reisen und mehr Flexibilität. Grund genug für ihn, keine Angst vor dem Fachkräftemangel zu haben.
Dirk Ventur, CIO der Software-AG.

CIO: Wie viele IT-Fachkräfte suchen Sie?

Ventur: Wir haben im Moment zehn offene Stellen, das entspricht knapp sieben Prozent aller Stellen. Der Hauptanteil liegt im Bereich SAP, weil wir demnächst ein großes SAP Rollout-Projekt haben.

CIO: Ist es für Sie schwierig, geeignete Kräfte zu finden?

Ventur: Es kommt darauf an, was man sucht. Es ist schwierig, SAP- oder Java-Spezialisten zu finden. Andere Bereiche wie Netzwerker, oder Mitarbeiter für den User Helpdesk stellen keine Schwierigkeiten dar.

CIO: Wird sich die Situation in den kommenden zwölf Monaten eher entspannen oder eher anspannen?

Ventur: Ich glaube, die Situation wird sich entspannen. Wir beobachten gerade im SAP-Bereich, dass Menschen aus dem Consultingumfeld bei Firmen aus der Produktion einsteigen wollen. Dafür spricht zum Beispiel eine reduzierte Reisetätigkeit, dazu kommen mehr Freizeit, mehr Flexibilität: Solche Argumente hören wir sehr oft und das hilft uns auf Dauer, unseren Fachkräftebedarf besser zu decken.

CIO: Wie stellen Sie sich als Unternehmen auf den Fachkräftebedarf ein?

Ventur: Wir arbeiten mit Online-Jobbörsen, wir schalten Anzeigen, wir führen regelmäßig Bewerbertage für Hochschulabsolventen durch. Dabei haben die Absolventen auch die Gelegenheit, mit dem Vorstand zu sprechen, was sehr gut ankommt. Wenn wir handverlesene Spezialisten suchen und über Anzeigen kein Feedback bekommen, dann setzen wir auch mal Headhunter ein. Das ist aber eher die Ausnahme.

CIO: Was spricht - aus der Sicht von Bewerbern - besonders für die Software AG als Arbeitgeber?

Ventur: Wir bieten Freiheit in Form von mobilem und flexiblem Arbeiten. Wir haben hochinteressante Arbeitszeitmodelle: So ist ein Mitarbeiter beispielsweise nicht verpflichtet, in einer Kernzeit im Unternehmen zu sein. Wir haben so genannte Langzeit-Arbeitskonten auf denen die Mitarbeiter Zeit ansparen und die angesparte Zeit irgendwann ausgleichen können. Und wir haben so genannte Zeitwertpapiere, mit denen ein Mitarbeiter seine Zeit auch in Geld ummünzen kann.

Wir sind eine global arbeitende Organisation. Alleine in Deutschland arbeiten bei uns Leute aus 80 bis 90 Ländern und so können wir umgekehrt unseren deutschstämmigen Angestellten auch internationale Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.

Auch die Ausbildung ist für uns wichtig: Wir bieten unseren Mitarbeitern eine eigene Corporate University, die gezielt Trainingsmaßnahmen organisiert. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, daran teilzunehmen und sich weiter zu qualifizieren. Nicht zuletzt bieten wir natürlich auch eine leistungsgerechte Bezahlung: Wir haben variable und fixe Anteile und wir haben ein Modell, nachdem die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg partizipieren.

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