Weiterbildung

Software-Entwickler müssen am Ball bleiben

17.11.2011 von Karen Funk
Entwickler müssen ihr Wissen laufend aktualisieren. Das Beispiel des IT-Beratungshauses Iteratec zeigt, wie Firmen ihre Mitarbeiter dabei unterstützen können.
Klaus Eberhardt, Iteratec: "Mitarbeiter brauchen genügend Raum für Fortbildung."
Foto: Iteratec

Software-Entwickler haben sich für einen Beruf entschieden, in dem Wissen schnell veraltet und der sie zu dauerndem, lebenslangem Lernen zwingt. Wer sich nicht permanent mit neuen Technologien beschäftigt, landet schnell auf dem Abstellgleis. "Alle drei Jahre hat sich die Welt für einen Softwareentwickler um 360 Grad gedreht", beobachtet Klaus Eberhardt, Geschäftsführer des IT-Beratungsunternehmens Iteratec. "Unsere Kunden verlangen, dass wir an der Spitze der technischen Entwicklung stehen - beispielsweise, wenn es darum geht, einen Trend einzuschätzen".

Die in Unterhaching bei München ansässige Beratungsfirma achtet daher bereits im Einstellungsverfahren darauf, dass neue Mitarbeiter Neugier zeigen und in der Lage sind, sich schnell in ungewohnte Themen einzuarbeiten. Denn neue Sprachen, Architekturmodelle oder Vorgehensweisen wollen nicht nur eingeschätzt werden, sie müssen auch in die konkreten Projekte einfließen.

Für Iteratec hat der interne Austausch von Wissen und Erfahrung deshalb eine strategische Bedeutung - natürlich auch um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Soll die Kommunikation gelingen, muss in erster Linie das Klima stimmen. "Zur Firmenkultur gehört ein freundlicher und respektvoller Umgang miteinander und dass die Mitarbeiter genügend Raum erhalten, um sich projektbezogen fortbilden zu können", sagt Eberhardt. Mitarbeiter, die sich in ein neues Thema einarbeiten müssen, könnten das dokumentierte, konsolidierte Wissen oder die firmeneigene Bibliothek nutzen sowie an internen oder externen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen.

Gleichzeitig gelte das Prinzip der gegenseitigen Hilfe: Wer in seinem Projekt nicht weiterkommt, fragt einen Kollegen. Den richtigen Ansprechpartner können die Mitarbeiter im Unternehmens-Wiki von Iteratec finden, in dem nicht nur alle Informationen zu Projekten, neuen Technologien oder Architekturmodellen hinterlegt sind, sondern auch die Profile und Spezialgebiete der über 150 Mitarbeiter.

Ferner gibt es Veranstaltungen, in denen die Beschäftigten selbst Weiterbildungen für ihre Kollegen anbieten. Ein Beispiel dafür sind die intern "Uncle Bob`s Scenic Tours" genannten Sessions. In Kurzvorträgen stellen sich die Entwickler gegenseitig neue Techniken und Tools vor. Jeder Mitarbeiter kann teilnehmen oder auch Themen einbringen, wobei sich dieses Format überwiegend an Softwareentwickler richtet.

Im Gegensatz zu den eher ad hoc organisierten "Uncle Bob`s" wird das Iteratec-interne Software-Architekten-Training ("SWAT") firmenweit geplant und standortübergreifend realisiert. Erfahrene Softwarearchitekten geben etwa zweimal im Jahr in einem mehrtägigen Training ihr Wissen an jüngere Kollegen weiter.

Der Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe steht dagegen während eines "Architekturkonzils" im Vordergrund, das ebenfalls zweimal jährlich stattfindet. Teilnehmer sind Entwickler und Architekten mit Senior-Status, die bei dieser eintägigen Veranstaltung konkrete Erfahrungen aus verschiedenen Projekten intensiv miteinander diskutieren und dabei voneinander lernen.

Jährlich ein Workshop für alle

Software-Entwickler sollen immer am Ball bleiben.
Foto: Fotolia.de/Synto

Der Erfahrungsaustausch steht auch während des jährlichen Workshops im Vordergrund, an dem alle Mitarbeiter einen Tag lang gemeinsam an Themen arbeiten. Die diesjährigen Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit Aspekten wie "Kleine Datenqualitätsmängel, große Wirkung" oder "Agile Pralinen an Wasserfall-Obst-Deko - was hat ein Nachtisch mit Vorgehensmodellen zu tun?" Komplettiert wird das Netz interner Ausbildungsmaßnahmen durch die monatlichen Geschäftsstellen-Meetings im Unterhachinger Hauptsitz und den anderen vier Niederlassungen. Allen interessierten Mitarbeitern stellt die Geschäftsleitung laufende und neue Projekte, interne Neuerungen und interessante Entwicklungen. vor.

Zusammengehalten und koordiniert wird der interne Wissenstransfer von der Geschäftsleitung und etwa zehn Themenverantwortlichen. Diese Mitarbeiter behalten ihr Thema - seien es Vorgehensmodelle, Softwarearchitekturen oder andere fachliche Gebiete - ständig im Auge. Sie überblicken die Fachliteratur, organisieren Vorträge, kümmern sich um Veröffentlichungen und haben interessante externe Veranstaltungen im Auge.

Diese Themenverantwortlichen sind es auch, die der Geschäftsleitung empfehlen, bestimmte Entwicklungen zu verfolgen, weil sie für das Geschäft relevant werden könnten. Außerdem achten sie darauf, dass ihr Wissensgebiet intern angemessen vermittelt wird. "Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die für uns wichtigen Themen in das Unternehmen und die Köpfe der Mitarbeiter kommen", so Eberhardt. (Computerwoche)