Nur knapp jeder Zehnte (neun Prozent) hält das Software-Testen für ein "notwendiges Übel". Dass es wichtig ist, daran herrscht offenbar kein Zweifel.
In zwei Dritteln der Unternehmen erfolgt das komplette Testen im Haus. 18 Prozent arbeiten mit internen und externen Testern. Zwölf Prozent lagern einen Teil aus.
Soweit sind die Dinge klar. Wenn es allerdings um’s Geld geht, geraten die Befragten ins Schwimmen. So glauben 44 Prozent, der Einfluss mangelhafter Software-Tests auf die Kosten ihres Unternehmens sei "sehr hoch", weitere 35 Prozent halten ihn für "ziemlich hoch".
Daher erstaunt es umso mehr, dass knapp zwei von drei Entscheidern (64 Prozent) nicht wissen, welcher Anteil der Projektkosten auf das Testen entfällt. Und das, obwohl gleichzeitig zwei Drittel angeben, dieser Posten sei innerhalb des gesamten Entwicklungsbudgets separat ausgewiesen.
Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) kann denn auch nicht beziffern, wie viele IT-Mitarbeiter in Vollzeit mit dem Testen beschäftigt sind. 32 Prozent geben an, es seien bis zu zehn Prozent, 14 Prozent der Befragten sagen, es seien elf bis 20 Prozent.
Dass es nicht um eine Nebensache geht, zeigt ein Blick auf die Schwierigkeiten, die Software im Arbeitsalltag bereitet. Gut jeder zweite Befragte (51 Prozent) gibt an, dass seine schon in Betrieb genommene Software Qualitätsprobleme aufweist.
PAC-Analystin Kerstin Dirtheuer geht davon aus, dass der Markt für Software-Testing in den nächsten Jahren ein hohes Potenzial birgt. "Mittelfristig gesehen werden nur noch jene Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, die es schaffen, die Software-Produktion weiter zu industrialisieren. Konkret bedeutet dies, dass Investitionen in diese Disziplin derzeit noch erhebliche Wettbewerbsvorteile mit sich bringen", erklärt Dirtheuer.
Compliance als Treiber
Neben dem generellen Trend zu weiterer Industrialisierung und Standardisierung im Software-Testing wird sich vor allem auch Compliance als Treiber erweisen, so die Analystin weiter.
Da stellt sich die Frage, warum das Thema so stiefmütterlich behandelt wird. Immerhin konstatiert Kerstin Dirtheuer Fortschritte bei der Mitarbeiterausbildung und beim Kauf von Testwerkzeugen. "In vielen Unternehmen geht es nicht mehr um das ‚Wie’, sondern um das ‚Wann’ und ‚Wie viel’ aktueller und kommender Investitionen", ist sie überzeugt.
Rudolf van Megen, CEO des Anbieters SQS und Vizepräsident des Arbeitskreises Software-Qualität und Fortbildung (ASQF), formuliert es salopper: "Testen war und ist nicht sexy, weder bei Mitarbeitern, noch bei Führungskräften", sagt er. Mit dieser Haltung dürfte es jedoch bald vorbei sein: "Die steigende Komplexität von IT-Systemen führt dazu, dass mehr in Testen investiert werden muss", so van Megen. Schließlich könnten Fehler im Entwicklungsprozess durch eine gute Testdynamik und Testvorbereitung sehr früh erkannt werden - und Unternehmen dadurch Kosten sparen.
Anteil zwischen 15 und 50 Prozent
Der SQS-Chef schätzt den Anteil der Tests am Projektumfang je nach Branche auf 15 bis 20 Prozent, bei embedded Systems auch bis zu 50 Prozent. Rudolf van Megen: "Wenn dieser Aufwand dann auch wirklich für das Testen eingesetzt wird - und nicht nur geplant, dann aber später zum Schließen anderer Lücken benutzt wird - bestehen beste Chancen, mehr IT-Projekte erfolgreich abzuwickeln."
Aus Sicht von PAC-Analystin Dirtheuer sind allerdings noch folgende Punkte zu klären: Die bestmögliche Verteilung der Qualitätssicherungs-Aufgaben zwischen internen und externen Dienstleistern sowie die organisatorische Verankerung und die Verteilung der Ressourcen.
PAC hat für die "International Survey Software Testing" im Auftrag von SQS mit mehr als 1.000 Entscheidern aus dreizehn Ländern gesprochen.