IT-Ausgaben

Sparsame Verbraucher bremsen Wachstum im IT-Markt

22.07.2022 von Martin Bayer
Die weltweiten IT-Ausgaben steigen derzeit langsamer, so die Analysten von Gartner. Das liege vor allem an der Kaufzurückhaltung privater Konsumenten.
Die Inflation grassiert und viele Verbraucher müssen sparen. Da werden Ausgaben in neue Devices erst einmal hintenan gestellt.
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Einer aktuellen Prognose des Research- und Beratungsunternehmens Gartner zufolge werden die weltweiten IT-Ausgaben 2022 auf insgesamt 4,5 Billionen Dollar steigen. Das entspricht einem Wachstum von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sollten die Marktforscher Recht behalten, würden die IT-Investitionen in diesem Jahr deutlich langsamer wachsen als 2021. Da stand noch ein Plus von 10,2 Prozent zu Buche. 2023 soll sich das Wachstum wieder beschleunigen - um 6,1 Prozent auf dann 4,8 Billionen Dollar.

Die Wachstumsdelle 2022 ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Verbraucher derzeit weniger Geld für PCs, Tablets und Drucker ausgeben. Die Ausgaben für Devices sollen um fünf Prozent von knapp 809 auf rund 768 Milliarden Dollar sinken. Dagegen dürften die Investitionen in Data-Center-Infrastruktur zweistellig zulegen - um 11,1 Prozent von 191 auf 212 Milliarden Dollar. Die Softwareausgaben, in den vergangenen Jahren der wichtigste Wachstumstreiber, steigen Gartner zufolge um 9,6 Prozent - von 736 auf 807 Milliarden Dollar.

Wer nicht investiert, verschwindet

"Es ist nicht zu erwarten, dass die derzeit von Inflation und einem starken Dollar gekennzeichnete Volatilität die CIOs von ihren Investitionsplänen für 2022 abhalten wird", sagt John-David Lovelock, Distinguished Research Vice President bei Gartner. "Unternehmen, die nicht kurzfristig investieren, werden mittelfristig zurückfallen. Sieriskieren, langfristig nicht mehr zu existieren."

Preiserhöhungen und Lieferunsicherheiten, die durch die russische Invasion in der Ukraine noch verschärft wurden, haben Gartner zufolge die Beschaffungspräferenzen von CIOs und Unternehmen deutlich verschoben. Der Trend geht weg vom Kauf und hin zum Service. Das spiegele sich vor allem im Wachstum der Cloud-Ausgaben wider. Diese hätten bereits im vergangenen Jahr um 18,4 Prozent zugelegt und sollen 2022 mit 22,1 Prozent noch schneller wachsen.

Gartner-Analyst John Lovelock glaubt nicht, dass sich die CIOs durch die unruhigen Zeiten von ihren Investitionsplänen abbringen lassen.
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Die Nachfrage nach Cloud-Diensten verändert die IT-Dienstleistungsbranche insgesamt. So sollen Cloud-Beratung und -Implementierung sowie Cloud-Managed-Services im laufenden Jahr voraussichtlich um 17,2 Prozent von 217 Milliarden Dollar 2021 auf 255 Milliarden Dollar wachsen. Das trägt Gartner zufolge dazu bei, dass das gesamte Segment der IT-Services im laufenden Jahr um 6,2 Prozent zulegen wird - auf 1,28 Billionen Dollar. Auch das Server-Geschäft profitiert vom Cloud-Boom. Die Analysten rechnen für 2022 mit einem Plus von 16,6 Prozent, da die Hyperscaler ihre Rechenzentren massiv ausbauen müssen.

Expertenmangel treibt die Preise

"CIOs nutzen vermehrt IT-Dienstleistungen, um den Mangel an qualifiziertem IT-Personal auszugleichen", konstatierte Gartner-Analyst Lovelock. Aufgaben, die geringere Qualifikationen erforderten, würden oft an Managed-Service-Firmen ausgelagert, um die Mitarbeiter zu entlasten. Und kritische Strategiearbeit, die High-End-Fähigkeiten erfordere, werde zunehmend von externen Beratern erledigt, so Lovelock. Vielen Unternehmen fehlten die Leute, um so etwas selbst zu leisten.

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Auf externe Kräfte zurückzugreifen, kann jedoch teuer werden. Gartner geht davon aus, dass die Anbieter von Technologiedienstleistungen ihre Preise erhöhen müssen, um ihre Experten zu halten. Der IT-Arbeitsmarkt bleibe das zentrale Problem. . Laut dem "Gartner Global Labour Market Survey", für den im ersten Quartal 2022 fast 18.000 Mitarbeiter befragt wurden, bleibt die Vergütung der wichtigste Faktor, um IT-Talente zu gewinnen und zu binden.

Die Analysten rechnen jedoch damit, dass der kritische IT-Fachkräftemangel bis Ende 2023 nachlassen wird. Der Grund: Die Bemühungen der Unternehmen, ihre digitale Transformation voranzutreiben, werde sich verlangsamen, und damit hätten die Betriebe mehr Zeit, ihre eigenen Mitarbeiter aus- und weiterzubilden. Kurzfristig werden die Unternehmen aber wohl tiefer in die Tasche greifen müssen, um den Spagat zwischen steigender IT-Nachfrage und fehlendem Fachpersonal ausgleichen zu können.