3D-Brillen sind nach Ansicht der Berater von Steria Mummert Consulting die Zukunft der Telekommunikation, von der sich die Branche signifikante Wachstumsimpulse verspreche. Und zwar nicht in ferner, sondern in recht naher Zukunft. Bis 2015 würden 3D-Dienste Marktstandard sein, prognostiziert Rolf Loschek, Telekommunikationsexperte im Beratungshaus. Die offensichtlichsten Potenziale dafür liegen im Segment der privaten Konsumenten. „Aber Business-Lösungen liegen ebenfalls bereits in den Schubladen der Anbieter“, so Loschek.
Zum Durchbruch verhilft den Sehgeräten für die dritte Dimension nach Loscheks Einschätzung der Siegeszug von Internet und Apps für die neue Smartphone-Generation. Surfen via Handy in den Weiten des World Wide Web ist jederzeit und überall möglich. Das ungelöste Problem: Es funktioniert nur über ein winziges Display.
„3D-Brillen überbrücken das Problem der begrenzten Bildausgabe und beenden das Mäusekino“, so der Consultant. Statt Gläsern haben die User zwei kleinformatige LCD-Bildschirme vor Augen, was einen räumlichen Bildeffekt möglich macht. Vom Mobiltelefon kommen die visuellen Signale, der Sound wird auf Kopfhörer geleitet. Steria Mummert glaubt an den baldigen Erfolg dieser Technologie, auch weil sie die Handy-Akkus schone. Lösungen mit großen Displays seien hingegen Stromschlucker und deshalb auf dem Markt keine viel versprechende Alternative.
Auf den Consumer-Märkten beobachtet Loschek schon vielfältigste Impulse von Anbieterseite: Von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika werden erstmals dreidimensionale Filmaufnahmen gemacht, im vergangenen Jahr wurden in etwa 100 deutschen Kinos Säle mit 3D-Effekt eröffnet, und die Computerspielbranche experimentiert ebenfalls mit der dritten Dimension.
Von den technologischen Voraussetzungen her sei das Feld schon jetzt bestellt, so Loschek. Jetzt müssten nur noch die passenden Anwendungen dafür auf den Markt gebracht werden – auch für Geschäftskunden. Der Berater prophezeit hier ein Wettrennen, in dem jede Menge Teilnehmer mitmischen könnten: vom IP-Telefonie-Anbieter Skype über die Handy-Hersteller und Telekommunikationsriesen bis hin zu den Anwendungsentwicklern von Apple, Yahoo und/oder Google. „Demnächst wird wohl einer vorpreschen, und andere werden bestimmt folgen“, vermutet Loschek.
Berater: Video-Brillen kosten bald weniger als 100 Euro
Auf Business-Ebene könnten die 3D-Brillen den lange schon erwarteten Durchbruch für Video-Konferenzen ermöglichen. Er habe bei einem früheren Arbeitgeber – einem großen Technologiekonzern - durchaus die Vorzüge von Video-Konferenz-Räumen auf aktuellem Stand der Technik schätzen gelernt und dadurch manche Dienstreise gespart, berichtet Loschek. Allerdings kranke die Video-Kommunikation weithin an schlechter Qualität der übertragenen Bilder und vor allem an den hohen Kosten. Wenn eine einstündige Video-Konferenz Tausende Euro koste, könne sich die Technologie kaum durchsetzen.
Genau dieses Problem kann nach Einschätzung von Steria Mummert schon bald mit Hilfe von Handy und 3D-Brillen gelöst werden – mit dem schönen Nebeneffekt, dass Konferenzen spontan und von überall durchgeführt werden können. Loschek setzt dabei auf einen Lerneffekt auf Anbieterseite: In der Vergangenheit hätten sich viele Innovationen nicht durchsetzen können, weil die Anbieter nicht auf eine einfache Handhabung geachtet hätten. Bei Steria Mummert ist man der Ansicht, dass sich die Bedeutung der Usability mittlerweile bei den Vendors eingebrannt hat. Außerdem könnten 3D-Brillen in absehbarer Zeit für einen Preis um die 100 Euro erschwinglich sein, so Loschek. Das Problem der ausufernden Kosten von Video-Konferenzen ließe sich also auch lösen.
Netzwerkverbindungen und Übertragungsgeschwindigkeiten stellen nach Ansicht Loscheks keine echten technologischen Hürden dar. „Ein Stolperstein könnte sein, dass die Kameras bei Handys an der falschen Seite angebracht sind“, so der Telekommunikationsexperte. Bei einer möglichen Video-Konferenz der Zukunft läuft die Steuerung über Smartphone-Touchscreen, gleichzeitig müsste das Handy aber bewegte Bilder des Teilnehmers an die Konferenz-Partner schicken.
Ein Problem, das nach Ansicht Loscheks indes nicht unlösbar ist. Vom Siegeszug der 3D-Brillen ist er sowieso überzeugt: „Das ist eine sichere Bank – alleine deshalb, weil eine neue Erlebniswelt für die Anwender entsteht.“