Für das Videogeschäft scheinen die Skandinavier gut vorbereitet: Beispielsweise soll das Kabelnetzwerk Comedy Central, das zum Viacom-Konzern gehört, Clips von diversen Shows, darunter "Broad City", liefern. Vice Media steuert Beiträge seines internationalen News-Teams bei. Aus dem Walt-Disney-Lager ist der Sender ABC im Boot, der Clips von "Jimmy Kimmel Live" einbringt. Und ESPN trägt Ausschnitte seiner Dokumentationen "30 for 30" bei.
Hinzu dürften eigene Produktionen kommen, die Spotify gemeinsam mit der Web-Video-Firma Tastemade entwickeln will. Tastemade soll auch Content aus seinem gut gefüllen Youtube-Kanal zuliefern. Sowohl Abonnenten als auch Nutzer des werbefinanzierten Gratisangebots sollen die Videos sehen können.
Seit zwei Jahren Verhandlungen
Spotify-CEO Daniel Ek sagte, die Verhandlungen mit den großen Medienkonzernen liefen bereits seit zwei Jahren. "Wir nähern uns diesem Gebiet sehr akribisch an und denken genau über unsere Rolle in diesem Markt nach", sagte er dem "Wall Street Journal". Die Medienkonzerne wollen für ihre Leistungen vorab bezahlt werden, außerdem wollen sie am Werbeerlös beteiligt werden, berichten Insider. Ek kommentierte das nicht, sagt aber, dass es in Kürze Video-Werbung auf Spotify geben werde. Das werde eine "sehr wichtige Einnahmequelle" für den Konzern.
Anders als Youtube wird Spotify im Videogeschäft wohl eher auf Klasse als auf Masse setzen. "Wir sind sehr selektiv in der Auswahl unserer Partner und in der Art und Weise, wie wir diese auf unsere Plattform bringen", sagte Ek. Der Vorstoß in den neuen Markt fällt zusammen mit Investorengesprächen: Spotify möchte in einer neuen Finanzierungsrunde gut 400 Millionen Dollar einsammeln. Damit wäre die noch immer privat gehaltene Company mit 8,4 Milliarden Dollar kapitalisiert.
Hintergrund der Ankündigungen ist, dass Spotify zunehmend unter Wettbewerbsdruck steht. Bislang schreibt das Unternehmen keine schwarzen Zahlen, steht aber zusehends unter Druck durch konkurrierende Angebote wie Pandora Media, Apple Beats und dem "Tidal"-Dienst des Rappers Jay Z.
Musikdienst wird stärker auf User abgestimmt
Spotify hat außerdem eine veränderte Benutzeroberfläche angekündigt, die Content-Empfehlungen basierend auf Geschmack und Stimmungen des Benutzers geben soll. Zudem soll es einen Service für Läufer geben: Entsprechend dem Lauftempo wird dabei die passende Musik empfohlen.
Spotify zählte im Januar 2015 rund 60 Millionen Nutzer, von denen 15 Millionen die monatliche Gebühr von 9,99 Euro (bzw. Dollar) zahlen. Alle anderen nutzen das werbefinanzierte Gratisangebot. (hv)