Kurt Walther arbeitet weltweit mit einer vergleichsweise kleinen IT-Abteilung, beschäftigt kaum Berater oder Dienstleister und baut derzeit die IT des international tätigen Sportartikelunternehmens aus Herzogenaurach um. "Unser Business hat sich durch die Ansprüche unserer Kunden stark gewandelt", sagt der 42-jährige Director IT and Business Intelligence.
Doch nicht nur der Markt hat sich verändert – auch Puma selbst wurde in den vergangenen Jahren unter Vorstandschef Jochen Zeitz neu aufgestellt. Zeitz und sein Team führten einen Drei-Phasen-Plan zur langfristigen Unternehmensentwicklung ein. Nach der Schaffung einer starken Finanzposition in Phase I sowie überdurchschnittlichen Investitionen in Marketing und Produkt in Phase II konzentriert sich Puma in Phase III darauf, die Begehrtheit der Sportlifestyle-Marke weiter zu steigern und in profitables Wachstum umzuwandeln.
Die Umsätze und Erträge stiegen durchschnittlich zweistellig, in 2004 auf 1,53 Milliarden Euro. Und während früher die Marke Puma für Turnschuhe stand, erwirtschaften die Produktbereiche Textilien und Accessoires inzwischen fast 35 Prozent des Umsatzes. Für dieses Jahr erwartet das Unternehmen "ein Umsatzwachstum im mittleren bis oberen einstelligen Bereich", so Zeitz – und kündigt gleichzeitig den Start von Phase IV der langfristigen Unternehmensentwicklung für nächstes Jahr an.
Für die notwendige Ausrichtung der IT sorgt seit 2004 Kurt Walther. Vorher leitete er in Boston einen der drei "IT-Hubs", die parallel zur Unternehmensumstrukturierung auch in Hongkong und im fränkischen Herzogenaurach installiert wurden und an denen insgesamt 80 Mitarbeiter beschäftigt sind. Inzwischen ist Walther zuständig für „das größte IT-Projekt, das wir je angefasst haben“: die Optimierung des Supply-Chain-Managements durch GBS, das Global Business System.
Hinter GBS steht eine standardisierte Beschaffungsplattform, in die die Produktionsstätten in über 30 Ländern, die Zulieferer und die Logistik-Provider eingebunden werden. "Damit wollen wir die Geschwindigkeit und die Transparenz unserer Produktbeschaffung deutlich erhöhen", sagt Walther. 17 Mitarbeiter in Herzogenaurach und Hongkong konzipieren das Projekt, programmiert wird in Indien. Das Rollout ist im Juni, bis Ende des Jahres sollen alle Supplier und sämtliche Töchter eingebunden sein.
GBS wird – wie fast alle Systeme und Anwendungen – unter Linux betrieben. Noch läuft im selbst betriebenen Rechenzentrum in Herzogenaurach, das aus Kostengründen nicht outgesourct wird, IBMs AS400. "Linux ist bei uns schon weit verbreitet", sagt Walther. Ausgespart werden dabei die OLAP-Tools, weil die noch nicht verfügbar seien.
Auf SAP verzichten die Franken weitestgehend. Zwar wurde 1993 aus strategischen Gründen SAP R/3 eingeführt, wird aber – bis auf PUMA Austria – nur für die Bereiche FI (Finanzwesen) und CO (Controlling) eingesetzt. Die Einführung des ERP- Bekleidungsmodul AFS (Apparel and Footwear) von SAP, das bei Nike und demnächst auch bei Hugo Boss im Einsatz ist, ist bei Puma derzeit aber nicht geplant.
Auf das Etikett "Virtuelles Unternehmen", das dem fränkischen Sportartikelunternehmen häufig verpasst wird, ist Walther "schon ein bisschen stolz". Als alleinigen Verdienst der IT sieht er es aber nicht: "Der Technologisierungsgrad eines Unternehmens steht nicht notwendigerweise für den Grad der Virtualisierung", sagt er. "Wichtiger ist, wie effizient die beteiligten Funktionen verzahnt sind und dabei die vorhandenen Systeme zum Informationsaustausch nutzen."