Das übergeordnete Ziel einer „Smart City" ist laut IDC, die Lebensqualität der dort lebenden Bevölkerung zu verbessern und dabei ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum sicherzustellen. Die Freie und Hansestadt Hamburg konnte sich dabei aufgrund eines „hervorragenden Ergebnisses in den Bereichen Verwaltung, Mobilität, Energie & Umwelt, Gebäude und Dienstleistungen" mit großem Abstand im IDC Smart Cities Benchmark 2012 gegenüber den anderen Städten durchsetzen.
Hamburg ist somit die „smarteste" Stadt Deutschlands mit mehr als 150.000 Einwohnern. "Hamburg konnte sich aufgrund eines hervorragenden Ergebnisses bei den Smartness Dimensions letztlich mit eindeutigem Abstand gegenüber den anderen Städten durchsetzen", sagte Mark Schulte, Projektleiter bei IDC.
Die Hansestadt erzielte als einzige der 52 Städte eine Platzierung unter den Top10 in jeder Smartness Dimension. Die Ergebnisse der Ränge zwei bis vier liegen eng beieinander und werden durch die Städte Frankfurt am Main, München und Berlin belegt.
CIO.de berichtete bereits in den Artikeln "IDC-Ranking der smartesten Städte" und "IDC: Hamburg ist die smarteste Stadt".
Düsseldorf sicherte sich gegenüber Köln aufgrund des besseren Ergebnisses bei den Enabling Forces den fünften Platz.
Bremen, Stuttgart, Nürnberg und Karlsruhe machen die folgenden Plätze der Top10 unter sich aus. Enabling Forces stellen laut IDC „grundlegende Charakteristiken einer Stadt" dar und können als Strukturfaktoren einer Kommune angesehen werden. Sie bilden die Basis für die Smartness Dimensions und können die Transformation einer Stadt zu einer Smart City beschleunigen oder bremsen. Der Bereich Enabling Forces untergliedert sich in die Faktoren People, Economy und Information & Communication Technologies (ICT).
Die Top 10 der Smart Cities, "Herausforderer" und "Handelnde"
Elf Städte bilden die Gruppe der "Herausforderer". Sie haben sowohl in den Smartness Dimensions als auch bei den Enabling Forces überdurchschnittlich gut abgeschlossen, konnten aber in beiden Bereichen nicht herausragen. Ihr Ergebnis liegt dennoch in Reichweite, um durch "smarte" Maßnahmen Städte aus den Top10 in naher Zukunft zu verdrängen.
Als Beispiele nennt IDC hier Bonn und Münster; sie seien gut positioniert im Hinblick auf die Enabling Forces und könnten durch entsprechende Initiativen in den Smartness Dimensions in die Top10 vorstoßen.
Das Mittelfeld der untersuchten Städte ist in der Kategorie „Handelnde" zusammengefasst; ihr Gesamtergebnis bewegt sich um den Mittelwert der 52 Städte. Sie engagieren sich zwar in den untersuchten Feldern des Smart City-Modells, stechen aber nicht durch eine konsequente und proaktive Umsetzung von Aktivitäten hervor.
Die Städte dieser Kategorie unterscheiden sich sehr hinsichtlich der Ergebnisse bei den Enabling Forces; die Spanne umfasst den niedrigsten Wert bis zum acht-höchsten Wert. In der Gruppe der Nachzügler befinden sich elf Städte, die im Smart City-Modell am schlechtesten abgeschnitten haben. Sowohl ihr Ergebnis in den Smartness Dimensions als auch bei den Enabling Forces liegt unter dem Durchschnitt. Sie haben es bislang vernachlässigt, nachhaltige und intelligente Maßnahmen im Hinblick auf das Smart City-Konzept zu implementieren. Das Handlungspotenzial in diesen Städten ist laut IDC besonders groß.
Die fünf Smartness Dimensionen
IDC definiert eine "Smart City" als eine Stadt, die mindestens ihre Absicht erklärt hat, Informations- und Kommunikationstechnologien im Rahmen von Echtzeitanalysen einzusetzen, um sich in einem oder mehreren der folgenden Bereiche weiterzuentwickeln: Energie, Umwelt, Verwaltung, Mobilität, Gebäude und Dienstleistungen.
Sie sind daher die Kernbestandteile des Smart City-Konzepts. Die Bereiche spiegeln sich in den fünf Smartness Dimensions „Smart Government", „Smart Buildings", „Smart Mobility", „Smart Energy & Environment" und „Smart Services" wider.
Diese drei bzw. fünf Faktoren der beiden Modellbereiche (Enabling Forces & Smartness Dimensions) wurden durch 22 Kriterien dargestellt. Insgesamt umfasst das Smart City-Modell fünf Hierarchieebenen, an dessen Ende 65 Indikatoren stehen, die zur Beurteilung einer Stadt herangezogen wurden.
Einen One-size-fits-all-Ansatz gibt es nicht
Jede Stadt befindet sich dabei in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium im Hinblick auf das Smart City-Konzept, was sich auch in den einzelnen Smartness Dimensions widerspiegle. Es sei daher nicht möglich, einen allgemeinen, „one size fits all" Ansatz zur Transformation einer Stadt zur Smart City zu verfolgen. Vielmehr müsse jede Kommune ihren individuellen Weg gehen.
Vier IDC-Ratschläge für Kommunen
Vier Empfehlungen gibt IDC den Kommunen:
Smart City-Vision erstellen
Verdeutlichen Sie sich, wo Sie zukünftig in den einzelnen Smartness Dimensions stehen wollen. Gehen Sie dabei vom jeweils aktuellen Entwicklungsstand aus. Alle am Smart City-Projekt Beteiligten müssen eine klare Vorstellung haben, wohin die Entwicklung gehen und was erreicht werden soll. Eine Kombination der auf lange Frist ausgelegten Vision mit kurzfristig erreichbaren Zielen bietet sich an, um eine fortwährende Unterstützung während der Transformation zur Smart City sicherzustellen.
Handlungsplan entwickeln
Erstellen Sie einen Handlungsplan, um die Vision zur Smart City zu erreichen. Dieser Plan bricht letztlich die Vision auf erreichbare Ziele herunter. Die Ziele sollten durch Projekte hinterlegt und verwirklicht werden; dabei ist es ratsam, Zeitabläufe, Milestones und Verantwortlichkeiten klar zu definieren. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Projekte kommt der Koordination und dem Projektmanagement eine zentrale Bedeutung zu. Ergreifen Sie Maßnahmen, um die notwendigen finanziellen Ressourcen für die Projekte zu verwirklichen. Dies können beispielsweise Entwicklungs- und Förderprogramme der Europäische Kommission und der Bundesregierung sein oder auch Partnerschaften mit privaten Organisationen.
Zusammenarbeit fördern
Um die Smart City-Entwicklung erfolgreich zu gestalten, ist es sinnvoll, mit Partnern zusammenzuarbeiten und eine gegenseitige "win-win" Situation zu realisieren. Zum einen ist die Kooperation mit Unternehmen der Privatwirtschaft und Forschungseinrichtungen zu nennen, die mit ihren Lösungen zur Verwirklichung einer Smart City beitragen. Zum anderen ist die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Behörden zu fördern, um vom jeweiligen Erfahrungsaustausch zu profitieren. Darüber hinaus kann es insbesondere für kleinere Städte sinnvoll sein, bei großen Projekten mit Nachbarstädten zu kooperieren, um bestehende Ressourcen zu bündeln. Zu guter Letzt ist es von entscheidender Bedeutung, die Bürger der Stadt in den Entwicklungsprozess mit einzubinden und sie an Entscheidungen zu beteiligen.
IKT die richtige Aufmerksamkeit schenken
Informations- und Kommunikationstechnologien spielen, so IDC, bei der Entwicklung zu einer Smart City ebenfalls eine entscheidende Rolle. Es sei daher wichtig, ein langfristiges IKT-Konzept zu erstellen, das bei der Erreichung der Smart City-Vision und den Zielen des Handlungsplans eine unterstützende Funktion einnimmt. Die Entwicklung zu einer Smart City stelle niemals einen geraden Weg, sondern vielmehr eine gewundene Straße mit Schlaglöchern dar.
Zusammenfassung des Studiendesigns: IDC hat für die Studie im Zeitraum von Februar bis April 2012 die 52 größten Städte mit mehr als 150.000 Einwohnern in Deutschland anhand von 65 Indikatoren untersucht und bewertet.
In dem Projekt „IDC Smart Cities Benchmark Deutschland 2012" wurden die Städte vor dem Hintergrund des "Smart City"-Konzepts untersucht. Das Idealbild der „Smart City" ist eine Stadt, die unter Einbeziehung von Informations- und Kommunikationstechnologien die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern und ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum sicherstellen will.
52 größte Städte nach 65 Indikatoren
Die Felder Verwaltung, Gebäude, Mobilität, Energie und Umwelt sowie Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen standen dabei im Fokus der Analyse. IDC wollte mit dem neuen Smart Cities Benchmark nach eigenen Angaben sowohl die „Smartness" auf Seiten der öffentlichen Verwaltung untersuchen. Das Unternehmen wollte zum anderen auch darstellen, welche Lösungsansätze Unternehmen der Privatwirtschaft für die Stadt der Zukunft entwickelt haben.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.