Insgesamt 150 Kartenlesegeräte für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) hat die Concat AG inzwischen an die Knappschaft ausgerollt. Damit hat der älteste Sozialversicherungsträger Deutschlands die Stammdaten seiner Mitglieder in den bundesweit 100 Geschäftsstellen aktualisiert. Bei Updates wegen Anschriftenänderung vermeidet man so die Ausgabe einer neuen eGK. Das schützt zugleich die Beiträge der Versicherten und trägt so zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen bei, heißt es bei Concat.
Innerhalb von zwei Monaten wurden rund 100 Geschäftsstellen der Knappschaft mit den eHealth200-Kartenterminals und der n-pat-Software ausgestattet. Das ist eine vergleichsweise sehr kurze Implementierungszeit.
Der Projektverantwortliche Michael Brockt bei Concat weist darauf hin, dass der aktuelle Stand der Einführung der eGK vorsieht, einmal im Quartal in der Arztpraxis eine Online-Prüfung der eGK auf Gültigkeit vorzunehmen. Da es noch keine Online-Anbindung von Arztpraxen gibt, ist der Einsatz eines e-Kiosk für die eGK-Aktualisierung bei den Krankenkassen eine kostengünstige Self-Service-Möglichkeit, die keine Ausgabe neuer Karten zur Folge hat.
Viele Lesegeräte noch ohne LAN-Anschluss
Doch die meisten der in den letzten Jahren ausgegebenen Lesegeräte verfügen nur über eine USB-Schnittstelle und nicht über den erforderlichen LAN-Anschluss. Sie müssen deshalb aufgerüstet oder, wo dies nicht möglich ist, durch neue Geräte ersetzt werden. Dies stellt defacto eine weitere Komplizierung bei der Einführung der eGK da.
Concat hat sich schon letztes Jahr um eine neue technologische Lösung für das Problem bemüht. Brockt fasst die bisherige Arbeit zusammen: "Auf der CeBIT und der ConHIT 2012 waren wir mit dem ersten Prototyp eines eKiosk vorstellig geworden und haben unsere Vision für ein "Stand-alone-Szenario" der Gematik und der Politik vorgestellt. Unsere Erfahrungen aus dem Rollout für Praxisausstattungen mit Kartenterminals und das Feedback der Ärzte bei der Installation von Konnektoren für den Haus- und Facharztvertrag haben uns ermutigt, eine Selbstbedienlösung zu entwickeln."
Update der Patientendaten regelmäßig erfordert
Die Selbstbedienlösung in den Arztpraxen würde vor allem das Personal entlasten. Bei ersten Tests bei der Innungskrankenkasse Nord (IKK Nord) habe man ein sehr gutes Feedback bekommen, was User-Freundlichkeit und Update-Performance betrifft. Die Lösung von Concat und n-design habe sich in der Praxis bewährt. Brockt: "Egal ob bei der Krankenkasse, im Empfangsbereich einer Praxis oder in einer Apotheke, die Selbstbedienungslösung nimmt den Mitarbeitern den eGK-Update-Stress am Quartalsanfang ab."
So sei die Änderung einer Anschrift auf der eGK schon aus Gründen der Datensicherheit recht komplex: Sie muss über ein extern geführtes Kartenverwaltungssystem erfolgen. Dazu werden die Daten vom Kartenterminal in der jeweiligen Geschäftsstelle über den Zentralrechner der Knappschaft in Bochum verschlüsselt an das Verwaltungssystem übertragen. Und nach der Verarbeitung müssen sie verschlüsselt zur Änderung des Kartenchips auf demselben Weg zurückgemeldet werden. "Und das in Sekundenschnelle", heißt es bei den Herstellern.
Nach einer Testphase wurden die eHealth200-Kartenterminals bei der Knappschaft eingeführt. Der serverzentrierte Ansatz passte in die IT-Landschaft der Knappschaft. Besonders die Software n-pat reduziere den administrativen Aufwand bei Betrieb und Wartung der Lösung, die jetzt in allen Geschäftsstellen installiert ist, da sie aus der Ferne administrierbar ist.
Gefühlte Update-Zeit von drei Sekunden
Dieter Zöpfgen, Telematik-Beauftragter der Knappschaft, berichtet: "Bei einer "gefühlten" Update-Zeit von drei Sekunden muss unser Mitglied nicht lange auf die Aktualisierung warten. Jetzt können wir unseren Kunden auch bei der eGK den von der Krankenversichertenkarte gewohnten Service anbieten."
Ob sich die Selbstbedienungskioske oder ähnliche Systeme auf breiter Front durchsetzen werden, entwickelt sich im Moment zu einem neuen Politikum bei der Einführung der eGK. Innerhalb der Gematik, die mit der praktischen Umsetzung der eGK beauftragt ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob sich die Ärzte oder die Krankenkassen direkt um den beschlossenen Datenabgleich kümmern sollen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die die Kassenärzte vertritt, hat sich jetzt sogar gegen die eGK in ihrer bisherigen Form gewandt und droht mit ihrem Austritt aus der Gematik.
Ist die elektronische Gesundheitskarte schon am Ende?
Die Einführung einer modernen digitalen Versichertenkarte, die andere Länder schon längst hinter sich haben, scheint in Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Die widerstreitenden Interessengruppen innerhalb des deutschen Gesundheitssystems können sich offenbar nicht auf Dauer einigen. Ein seit Jahren anhaltendes Spektakel, bei dem inzwischen Milliarden von Euro in den Sand gesetzt wurden.
Dabei gäbe es technische Lösungen, mit denen man die eGK schneller in der Praxis umsetzen könnte, wie das Beispiel von Concat und Partnern zeigt.