Deutschland hinkt bei E-Government Europa hinterher

Starke E-Performance, aber mit Lücken

31.07.2007 von Alexander Galdy
Deutschland hat im Bereich E-Government erheblichen Nachholbedarf - insbesondere beim Angebot und der Nutzung durch Unternehmen. Das geht aus dem E-Performance-Report 2007 hervor, der von TNS Infratest im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellt wurde. Die Studie zeigt aber auch, dass sich die Informations- und Kommunikationswirtschaft 2006 besser entwickelte als vielfach prognostiziert.
Reifegrad der deutschen IKT-Wirtschaft liegt über dem europäischen Durchschnitt.

Im Bereich der E-Government-Readiness liegt Deutschland bei zwei Kernindikatoren unter der durchschnittlichen europäischen Performance. Dabei handelt es sich um die Online-Verfügbarkeit von E-Government-Diensten und die Nutzung dieser Dienste durch Unternehmen.

Dort hinkt Deutschland sowohl auf der Angebotsseite mit lediglich 84 Punkten als auch auf der Nutzenseite durch Unternehmen mit 77 Punkten dem europäischen Durchschnitt von 100 Punkten hinterher - von den Ländern mit einer überdurchschnittlichen Performance in diesem Bereich gar nicht zu reden.

Modernisierung gefragt

Eine Modernisierung des Öffentlichen Sektors unter besonderer Berücksichtigung seiner Rolle als Kunde und Partner der Informationswirtschaft ist deshalb nach Meinung der Marktforscher unabdingbar. Dazu gehört: stärkere Miteinbeziehung der Nachfrageseite, flächendeckender Zugang zum Internet und zu Online-Diensten sowie die Verringerung der Digital Divides.

Es ist aber nicht alles schlecht - im Gegenteil: Mit einem E-Performance-Index von 3.233 Punkten lag die Branche im Jahr 2006 um sieben Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 3.000 Punkten. Experten erwarten für 2007 einen weiteren Anstieg um 15 Prozent. Sie sprechen bereits von einer zunehmend größer werdenden Vorrangstellung der deutschen IKT-Wirtschaft.

Vor allem beim E-Commerce zeichnet sich Deutschland laut TNS durch eine besonders starke Position aus. Beim Pro-Kopf-Umsatz für B2B- (148 Punkte) und B2C-E-Commerce (122 Punkte) liegt die Bundesrepublik deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt von 100 Punkten. Die Prognosen für diesen Bereich lassen ein weiteres Wachstum erwarten.

In der Individual Readiness zeigt Deutschland schon jetzt eine überdurchschnittliche Performance in der E-Commerce-Nutzung und nimmt dort die Spitzenposition ein. Bei der privaten Nutzung belegt es Platz drei in Europa. Nur Norweger und Schweden kaufen häufiger über das Internet ein.

E-Procurement

Beim E-Procurement von Unternehmen liegt Deutschland 55 Prozent über dem Durchschnitt in Europa. Fast die Hälfte der hiesigen Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten haben 2006 ihre Beschaffungsprozesse ganz oder teilweise auf Online-Systeme umgestellt. Und es sollen noch mehr werden, wie die Marktforscher voraussagen.

Auch bei der Entwicklung des Online-Vertriebs, also der durch Unternehmen über das Internet vorgenommenen Warenverkäufe, liegt man hierzulande über dem Durchschnitt. Verbesserungen sind auch dort zu erwarten. Spezifische Treiber dieser Entwicklung sind Interoperabilität zwischen Unternehmen sowie die Durchsetzung rechtlicher und technischer Standards für logistische Wertschöpfungsketten (Supply Chain).

Der E-Performance-Report fasst Daten, Informationen und Interpretationen über eingetretene und voraussichtliche Entwicklungen in der deutschen IKT-Wirtschaft zusammen. Für den Zeitraum 2005 bis 2007 wurden die Veränderungen anhand einer Liste von 30 Kernindikatoren dargestellt. Auf diese Weise wurde die Performance Deutschlands im Vergleich zur europäischen IKT-Wirtschaft gemessen.