Sicherheitsstudie

Starke Vorbehalte gegen neuen Personalausweis

18.05.2011 von Johannes Klostermeier
An die sichere Speicherung ihrer Daten glaubt die Mehrheit der Bundesbürger nicht. Das ergab der neue Unisys Security Index.

Die aktuelle Studie des IT-Dienstleisters Unisys zeigt, dass die befragten Deutschen noch mehr um ihre Sicherheit besorgt sind als noch vor sechs Monaten. „Die Deutschen fürchten dabei mehr als die Angehörigen anderer Nationen um ihre Sicherheit“, sagte Dietrich Schmitt, Geschäftsführer von Unisys Deutschland, im Gespräch mit unserer Schwesterpublikation CIO.de.

Unisys-Geschäftsführer Dietrich Schmitt: Die Datenschutzskandale der letzten Monate machen den Deutschen zu schaffen. Die Sorge um die Sicherheit steigt.
Foto: Unisys

Bemerkenswert: Seit der letzten Erhebung im Oktober 2010 ist der Gesamtwert des Security Index in Deutschland um 14 Punkte auf 164 gestiegen. Dies ist der höchste Anstieg im Vergleich zur Studie zuvor seit Beginn der Security Index-Erhebung im Herbst 2007. Schmitt macht dafür die Datenschutzskandale der vergangenen Monate verantwortlich. Zuletzt hatte das Unternehmen Sony zugeben müssen, dass wichtige Kundendaten gestohlen worden sind

Speziell in den Bereichen persönliche Sicherheit (174 Punkte/plus 17) und finanzielle Sicherheit (166 Punkte/plus 13) ist die Unsicherheit der befragen Deutschen laut der Studie sehr groß. Gerade die Sorge um Identitätsdiebstahl beunruhigt die Deutschen: 77 Prozent geben an, sehr oder extrem besorgt zu sein, dass ihre persönlichen Daten gestohlen oder missbraucht werden.

Zögern beim neuen Personalausweis

In ihrer Befragung hat Unisys auch zusätzliche Fragen zum neuen Personalausweis gestellt, der als Ausweis fürs Netz das Internet sicherer machen soll. Die Mehrheit der Deutschen zögert, die neuen Funktionen des neuen Personalausweises zu nutzen, obwohl diese ja auch mit dem Ziel entwickelt wurden, die Daten der Nutzer im Internet besser zu schützen.

Viele scheinen der Studie zufolge jedoch noch nicht daran zu glauben, dass ihnen der neue Personalausweis ihnen dabei helfen könnte, sich weniger Sorgen zu machen. Trotz neuer Funktionen glauben nur 33 Prozent der befragten Deutschen, dass die Daten ihres neuen Personalausweises von den Behörden sicher gespeichert werden.

Nur 20 Prozent würden elektronische ID für Web-Einkauf einsetzen

Bezeichnenderweise scheinen die jüngeren Deutschen nicht ganz so kritisch eingestellt zu sein: Während von den 18- bis 24-Jährigen 49 Prozent den Behörden zutrauen, dass diese ihre Daten sicher speichern, glaubten dies nur 32 Prozent der über 25-jährigen Befragten

Der neue Personalausweis sorgt in den Augen der Deutschen nicht unbedingt für mehr Sicherheit.
Foto: Unisys

Seit seiner Einführung im November 2010, sind die neuen Funktionen des neuen Personalausweises in der Bevölkerung offenbar noch nicht akzeptiert. Lediglich 20 Prozent der beim Security Index befragten Deutschen würden die neue elektronische ID (eID) des neuen Personalausweises für Transaktionen im Internet nutzen, nur 22 Prozent die neue digitale Signaturfunktion (QES). Auf etwas größere Zustimmung trifft die digitale Speicherung von Fingerabdrücken. Immerhin 42 Prozent der Befragten würden diese Funktion bei der Beantragung eines neuen Personalausweises aktivieren.

Der Geschäftsführer von Unisys forderte im CIO.de-Gespräch die Politik dazu auf, das Informationsbedürfnis der Bürger besser zu stillen. „Anscheinend mangelt es in der Bevölkerung noch an Bewusstsein dafür, dass die neuen Funktionen des neuen Personalausweises Identifikation und Transaktion im Internet sicherer machen sollen“, sagte Schmitt.

Schmitt fordert: „Dafür braucht man wesentlich mehr Informationen und Aufklärung. Die Behörden müssen einen Weg finden, die Bürger mit dem neuen Ausweis vertraut zu machen und ihre Bedenken auszuräumen. Auch der Bitkom ist hier gefordert. Es muss klar dargestellt werden, welche Technologien im Einsatz sind und welche Sicherheitsmechanismen genutzt werden, die Daten der Bürger zu schützen.“

Ein weiteres Ergebnis des aktuellen Security Index zeigt, dass die Deutschen noch immer Angst vor Terroranschlägen haben. Auf die Frage welche Orte von einem böswilligen oder terroristischen Angriff bedroht sind, sehen mehr als die Hälfte der Befragten sämtliche möglichen Ziele, zum Beispiel Bahnhöfe, Sportstadien, aber auch das Internet, als „ziemlich“ oder „sehr gefährdet“.

Besonders Flughäfen und Flugzeuge werden demnach als bedrohte Orte für Anschläge wahrgenommen; 79 Prozent der befragten Deutschen glauben, dass hier eine "sehr" oder "ziemlich hohe" Gefahr für einen Anschlag besteht.

Nicht nur das Internet macht den Deutschen Sorge

Nach dem Anschlag auf den Frankfurter Flughafen im März und dem in Moskau im Januar würden sich viele Bürger wieder mehr Gedanken um die Sicherheit an Flughäfen machen, heißt es dazu von Unisys. Flughäfen würden deswegen verbesserte Sicherheitssysteme brauchen, um ihre Anlagen zu schützen; sichtbare und unsichtbare Kontrollen für Personen und Gepäck sollten erweitert werden, meint das Unternehmen.

Der Security Index von Unisys ist eine weltweite Studie über Sicherheitsbedenken in den Bereichen nationale, finanzielle, persönliche und Internet-Sicherheit. Der Index wird zweimal pro Jahr erhoben. Das Unternehmen Liebermann Research führte die Umfrage in Brasilien, Europa und den USA durch; die Newspoll in Asien und im pazifischen Raum. Im Rahmen des Index wurden Menschen in elf Ländern befragt: Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Hongkong, Italien, Niederlande, Neuseeland, Spanien und den USA. In Deutschland wurden vom 10. bis 16. Februar 2011 965 Personen über 18 befragt.

Ein Index von 0 bis 75 bedeutet keine Sicherheitsbedenken, ein Wert ab 75 geringe Bedenken, ein Wert ab 150 hohe Bedenken, und ein Index von 225 bis 300 zeigt extreme Sicherheitsbedenken auf.
Die vollständigen Daten der Studie für Deutschland und die anderen Länder finden sich unter www.unisyssecurityindex.com.

Quelle: CIO.de