Der starke Euro hat SAP bei seinem Aufbruch in das Geschäft mit Abo-Modellen ausgebremst. Zwar legten die Umsätze mit Software, die zur Miete angeboten wird, wie geplant zweistellig zu, doch das Plus wäre ohne den negativen Währungseinfluss noch größerer ausgefallen. "Rund 50 Prozent der Cloud-Umsätze stammen derzeit noch aus den USA", erklärte Co-Chef Bill McDermott in Walldorf. Entsprechend niedriger fiel das Umsatzwachstum in dem gerade im Aufbau befindlichen Geschäftsbereich aus.
Wenn Firmen wie SAP große Teile ihres Umsatzes außerhalb des Euroraums machen, leiden sie besonders unter Währungsschwankungen. Wenn der Euro beispielsweise gegenüber dem Dollar zulegt, sind Umsätze aus den USA weniger wert. SAP sichert sich zwar ab, alle Schwankungen kann das Unternehmen aber nicht ausgleichen.
Der Softwarekonzern ist dabei, sein Geschäft mit Software in der sogenannten Cloud ("Wolke") auszubauen, die die Kunden mieten und nicht mehr auf ihren eigenen Servern installieren. Es soll bis 2015 von einer auf zwei Milliarden Euro ansteigen, 2017 sollen es drei bis dreieinhalb Milliarden Euro sein. Noch bringen die alten Lizenzen und die damit verbundenen Wartungsarbeiten aber das meiste Geld ein.
Von 3,7 Milliarden Euro Umsatz im ersten Quartal stammten nur 219 Millionen Euro aus dem Cloud-Geschäft mit Abo-Modellen. SAP wachse im Cloud-Geschäft anderthalb mal so schnell wie sein Erzrivale Oracle, sagte McDermott. Der Bereich werde in den USA, wo Mietangebote schon zum Standard gehörten, weiter zulegen. "Die Wachstumsraten werden in anderen Regionen aber voraussichtlich höher sein, weil sie von einem niedrigeren Niveau kommen", so der SAP-Chef. In Asien und Europa beobachte er eine zeitliche Verzögerung von 12 bis 18 Monaten.
Organisches Wachstum statt Übernahmen
In den vergangenen Jahren hatte SAP Milliarden für Übernahmen ausgegeben, um das neue Geschäft auszubauen. "Wir konzentrieren uns jetzt mehr auf organisches Wachstum", sagte McDermott. Weitere Übernahmen schließe er aber nicht aus. In diesem Jahr will der Softwarekonzern mit dem Komplettpaket punkten, das Geschäftsprozesse vom Einkauf, über Controlling bis zur Produktion abbildet. Die Softwareangebot also, auf dem SAP im klassischen fest installierten Softwarebereich seinen Erfolg aufgebaut hat. "Das wird noch einmal einen gehörigen Schub geben", glaubt McDermott.
Das Geschäft mit klassischen Softwarelizenzen war im ersten Quartal erneut um fünf Prozent geschrumpft. Die Gesamtumsätze stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um drei Prozent. Nach Steuern verdiente der Softwarekonzern mit 534 Millionen Euro drei Prozent mehr. Neben dem starken Euro habe auch Russland gebremst, sagte McDermott. "Wir haben in Russland nur geringes Wachstum in einem Markt gesehen, der sich normalerweise weitaus besser entwickelt."
Die Quartalsbilanz ist die letzte, die Bill McDermott zusammen mit seinem Kompagnon Jim Hagemann Snabe vorlegt. Bei der Hauptversammlung am 21. Mai will sich Snabe in den Aufsichtsrat wählen lassen. Was McDermott als alleiniger Chef mit dem Konzern vorhat, hatte er bereits im Februar angekündigt: "Wir müssen einfacher werden", sagt er. "Das heißt nicht, dass wir nur Kosten sparen, sondern vor allem die Dinge noch besser machen." An den Mitarbeitern wolle er nicht sparen. Ende des Jahres wolle SAP mehr Beschäftigte haben als im Januar. (dpa/tö)