Fast drei Viertel der Firmen in Deutschland zentralisieren wieder stärker. Das hat eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Roland Berger ergeben. Gegenüber 2005 hat sich ihr Anteil deutlich erhöht. Damals gaben bei derselben Frage zwei von drei Managern an, die Zeichen stünden auf Dezentralisierung. Mit dieser Entwicklung nimmt die Größe der Firmenzentralen im Vergleich zur Mitarbeiterzahl des ganzen Unternehmens zu.
Die Strategieberater von Roland Berger befragten für die Untersuchung "Corporate Headquarters 2008 - Struktur, Größe und Rolle der Unternehmenszentrale" 57 Firmen mit Sitz in der Bundesrepublik. Die Berater fragten zum einen nach der Ausgestaltung der Zentrale, ihrer Größe und Führungsstruktur. Außerdem wollten sie wissen, welche Rolle die Zentrale spielt und in welchem Umfang die Unternehmen auf Outsourcing und Shared Services setzen.
Shared Service Center (SSC) unterhält mittlerweile fast die Hälfte der Firmen, drei Jahre zuvor waren es 38 Prozent. Vor allem IT-und Personalaufgaben werden in SSC gebündelt. Nahezu drei von zehn Firmen haben in beiden Bereichen zentrale Einheiten gegründet. Bei der letzten Befragung drei Jahre früher waren es noch 24 beziehungsweise 21 Prozent.
Gesunken ist dagegen der Anteil der untersuchten Firmen, die Konzernfunktionen auslagern. 44 Prozent vergeben einen Teil dieser Aufgaben nach außen - gegenüber 53 Prozent im Jahr 2005. Juristische Aufgaben werden nach wie vor am häufigsten in fremde Hände gegeben. Jede vierte Firma tut das. An zweiter Stelle liegen Versicherungsdienste.
IT-Outsourcing findet sich anders als noch bei der Befragung von 2005 nicht mehr unter den fünf am häufigsten genannten Bereichen. Den höchsten Auslagerungsgrad haben die Firmen bei von den Verfassern nicht näher bezeichneten "allgemeinen Diensten" mit 76 und bei Versicherungsleistungen mit 73 Prozent.
Während der Outsourcing-Grad bei den einzelnen Aufgaben im Durchschnitt höher geworden ist, ist alles in allem der Outsourcing-Anteil gesunken. So vergaben die am häufigsten ausgelagerten Rechtsaufgaben 2005 noch 39 Prozent der Firmen an Dienstleister, bei der aktuellen Befragung von 2008 waren es noch 26 Prozent.
Zentralen sehen sich nicht als Service Provider
Aus einer Liste von vier Rollen sollten die befragten Führungskräfte wählen, als was sie ihre Firmenzentrale hauptsächlich sehen. Heraus kam, dass sich die Hauptniederlassungen allem voran als Manager verstehen, die steuern und führen, indem sie das Handeln der Bereiche organisieren, Standards vorgeben und Mittel zuweisen.
An zweiter Stelle sehen sie sich als "Law Guardian", der die Einhaltung von Vorschriften kontrolliert. Auf dem dritten Platz liegt die Rolle des Business Partners, vor dem Schlusslicht Service Provider.
Welche Rolle die Firmenzentralen in Zukunft hauptsächlich charakterisieren wird, zeichnet sich laut den Studienautoren nicht eindeutig ab. Dagegen werden in einzelnen Funktionsbereichen Entwicklungen sichtbar. So nimmt in den IT-Abteilungen die Zentralisierung zu, unter anderem durch mehr Shared Services.
Stärkung von SCM und CRM
Als Beispiel für Zentralisierung nennt die Berger-Studie die Zusammenfassung von Aufgaben von Einkäufern, Logistikern und Distributoren im Supply Chain Management. Beim Customer Relationship Management verweist die Studie exemplarisch auf den Werkzeughersteller Hilti. Dort werden alle Vertriebsvorgänge in einem IT-System zentral erfasst; alle CRM-, ERP-, BI- und SCM-Prozesse steuert das Unternehmen zentral.
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