Branchenübergreifend

Starre Prozesse hemmen Innovationskultur

19.03.2013 von Christoph Lixenfeld
Deutsche Unternehmen halten sich selbst für unflexibel. Schlechtes Innovationsklima herrscht vor allem in der Logistik und im Bankensektor, so Steria Mummert.
Sich schnell zu bewegen und dabei zu riskieren, dass auch mal was zerbricht, wagen die wenigsten Mitarbeiter.
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Selbstbewusstsein klingt anders: Mehr als zwei Drittel der Fach- und Führungskräfte in Deutschland glauben, dass die starren Prozesse im eigenen Unternehmen die größte Hürde sind bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle.

Am Geld scheitere die Modernisierung dagegen seltener: Nur rund ein Drittel der Befragten betrachtet die Finanzierung als Problem in bezug auf neue Geschäftsmodelle.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse des "Managementkompass Neue Geschäftsmodelle", einer Befragung, die Steria Mummert Consulting zusammen mit dem F.A.Z.-Institut durchgeführt hat.

240 Fach- und Führungskräfte aus großen und mittelständischen Unternehmen gaben dabei Auskunft über Potenziale und Hindernisse auf dem Weg zu neuen Services und Produkten.

Vom eigenen Laden haben die Chefs wie gesagt keine allzu hohe Meinung. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass lediglich 15 Prozent von Deutschlands Arbeitnehmern eine wirkliche emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen haben und sich freiwillig für die Ziele der Firma einsetzen.

Ermittelt wurde diese erschreckende Zahl durch eine aktuelle Gallup-Studie, die auch feststellte, dass die Demotiviertheit von Jahr zu Jahr größer wird.

Das wirkt sich auf das Innovationsklima aus, findet Björn Zimmermann, Personalexperte bei Steria Mummert: "Neue Geschäftsmodelle erfolgreich zu etablieren ist natürlich schwierig, wenn die Mitarbeiter niemand ermutigt, eigene Ideen einzubringen und auszuprobieren.

Wer seinen Angestellten das selbständige Denken abgewöhnt und sie zu Maschinen degradiert, darf sich nicht wundern, wenn sie ihre Arbeit nur noch mechanisch ausführen."

Was die ermittelte Flexibilität angeht, schneiden die einzelnen Branchen zwar durchaus unterschiedlich ab - wirklich gut schlägt sich aber keine.

Komplexität vereinfachen

Besonders unflexibel sind nach eigener Einschätzung Transportunternehmen, Banken und das verarbeitende Gewerbe: 80 Prozent der Logistikunternehmen und drei Viertel der Kreditinstitute und Industriebetriebe vermissen flexible Arbeitsprozesse.

Der Handel liegt mit 71 Prozent nah am Durchschnitt aller Branchen. Firmen aus den Bereichen Telekommunikation, IT und Medien sowie dem Gesundheitswesen mit 60 Prozent ein Stück darunter.

Mangelnde Kommunikation in Teams ist eines der größten Kommunikationshindernisse.
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Um an diesen Zahlen etwas zu ändern, so empfehlen die Autoren, sollten sich Unternehmen dringend Gedanken über den systematischen Aufbau einer innovationsfördernden Kultur machen. Dazu gehöre eine verbesserte Kommunikation innerhalb von Teams und zwischen unterschiedlichen Bereichen.

Unternehmerisches Denken bei allen müsse unterstützt werden, was allerdings voraussetzt, dass es auch die Bereitschaft gibt, Fehler zuzulassen. Insgesamt gilt es, so die Botschaft der Untersuchung, die Komplexität der Strukturen in einem Unternehmen systematisch zu vereinfachen und zu verdichten.

Denn die wenigsten Unternehmen kommen heute mit einem einzigen, über Jahre unveränderten Geschäftsmodell aus. Die Halbwertzeit von Ideen und Modellen sinkt drastisch, deshalb brauchen Firmen agile Strukturen, die sich schnell geänderten Umständen anpassen lassen.