Beide in Jeans und T-Shirt, beide mit Fünftagebart. Sie könnten Brüder sein oder Cousins, die beiden lässigen jungen Männer im luftigen Büro der Uniq GmbH. Und familiär ist auch das Betriebsklima, versichern sie. Mancher allerdings mag ihre Zusammenarbeit befremdlich finden: Daniel Marx ist Co-CEO und hat kürzlich Matthias Meyer eingestellt - seinen alten Chef.
Die Männer kennen sich aus Bochum von G Data, wo der 35-jährige Meyer ein Team aus zwölf Mitarbeitern geführt hat. Einer davon war eben jener Daniel Marx, 30 Jahre, der seit einigen Jahren schon an einer Website namens Urlaubsguru.de feilte. Die Idee hinter Urlaubsguru: günstige Reiseschnäppchen auf einer Site zu versammeln, ob Städtetrip, Pauschalreise oder Langstreckenflug. Gewinn erwirtschaftet die Site durch Affiliate Marketing. Die Reiseanbieter zahlen dafür, dass Nutzer via Link auf ihre Angebotsseite kommen und dort buchen.
"Wir haben vorher schon auf Augenhöhe gearbeitet"
Marx Aktivitäten in Sachen Urlaubsguru.de habe er "natürlich" mitgekriegt, erzählt Meyer im Gespräch mit unserem Magazin. Natürlich? Die Äußerung fasst Meyers Führungsstil zusammen: "Wir haben vorher schon auf Augenhöhe gearbeitet", sagen beide Männer. Einen Chef wollen sie "nicht als knallharten Vorgesetzten" verstanden wissen, sondern als Enabler. Führen habe viel mit Kommunikation und Offenheit zu tun, und so wurschtelte Daniel Marx nicht im stillen Kämmerlein an seinem Urlaubsguru-Projekt. Er sprach während der Arbeit bei G Data darüber.
Ein Jahr nach dem Start der Seite wagte Marx im Sommer 2013 den Schritt in die Selbstständigkeit. Zu seinem alten Chef sei aber der Kontakt nie abgerissen, erzählt Marx. Als er nun einen Chief Technology Officer (CTO) suchte, sei von beiden Seiten klar gewesen, dass Matthias Meyer auf diese Stelle passt.
"Matthias ist hier, um etwas aufzubauen", sagt Daniel Marx über seinen neuen Angestellten. Dieser hat bei G Data ein Dutzend Mitarbeiter geführt. Jetzt bei Urlaubsguru fängt er erst an, ein Team zusammenzustellen. "Wegen des Geldes bin ich nicht gewechselt", sagt Meyer offen. Sondern, weil er in der Uniq GmbH ein "Unternehmen mit extrem viel Potenzial" sieht. Und das Gehalt? "Es passt zur Stelle", so Meyer. Er schmunzelt: "Ich komme zurecht!"
Darüber, dass es zu Konflikten kommen kann, haben beide Männer vor Meyers Wechsel gesprochen. Dem neuen CTO ist klar: "Daniel hat das letzte Wort." Auch über die mögliche Entwicklung des Startups hätten sie lange gesprochen. Fazit aus Sicht von CEO Marx: "Wir laufen in dieselbe Richtung."
Diese Idee von der gemeinsamen Richtung und den gemeinsamen Zielen prägt das Führungsverhalten bei Uniq. Man pflegt eine Kultur der offenen Türen. Dass man sich duzt, ist selbstverständlich. "Ein Startup braucht keine künstlichen Hierarchien", so das Credo von Marx. Meyer sagt: "Dass so offen über Probleme gesprochen wird wie hier, habe ich in meinem Werdegang noch nicht erlebt."
Heute arbeiten rund 130 Leute für die Uniq GmbH, die neben Urlaubsguru.de auch Sites wie Schnäppchenfee und Captain Kreuzfahrt anbietet. Zur "Uniq-Familie", so die Selbstdarstellung des Unternehmens, zählen etwa Swetlana (Kurzporträt auf der Site: "Zahlen, Buchungen, Finanzen! Das ist Swetlanas Welt."), Wiola ("Der Holidayguru spricht auch polnisch! Und damit alles glatt läuft, greift Wiola ihm tatkräftig unter die Arme.") und Jorge ("Jorge ist bei uns als Offline Marketing Manger engagiert. Viele vermuten jedoch, dass in seinem Arbeitsvertrag auch irgendwo das Wort ,Comedian' auftaucht."). Über sich und den Uniq-Mitgründer Daniel Krahn sagt Marx: "Wir sind die Daniels."
Der Standort Holzwickede konkurriert mit Hamburg und Berlin
Mehr als um Hierarchien kreisen die Gedanken der Daniels um die Attraktivität des Firmensitzes. "Holzwickede ist, wenn es um die Beschaffung von Fachkräften geht, kein einfacher Standort", sagt Marx offen, "wir konkurrieren mit Hamburg und Berlin." Also sorgt ein Feelgood-Manager, eine aus dem Silicon Valley importierte Funktion, für das junge Firmenfamilienglück. Stichwort jung: die typische Altersspanne seiner Belegschaft gibt Marx mit "29 bis 31" an.
Kostenfreie Getränke und frisches Obst sind bei Uniq genauso selbstverständlich wie Joga oder Raucherentwöhnungskurse. Gemeinsames Bowlen, Joggen und Pokern sollen die Familienbande stärken. "Zufriedene Mitarbeiter sind produktiver. Und sie kommen gerne zur Arbeit." Vor allem eines ist Marx wichtig: "Die Putzfrau wird hier genauso respektvoll behandelt wie jemand auf C-Level." Sprichts und greift sich einen Apfelschnitz.