Kosten sind nicht mehr die größte Sorge des CIO. Einen Großteil seiner Aufmerksamkeit werden sie aber weiterhin einnehmen. Nach wie vor sehen die meisten IT-Manager den wesentlichen Einfluss der IT auf das Geschäft in einer Steigerung der Effizienz und der damit verbundenen Kostenreduzierung. Doch im Vergleich zur Umfrage aus dem vergangenen Jahr verliert dieses Kriterium an Gewicht. Hielten 2005 mehr als 72 Prozent der Teilnehmer das Ziel Kostensenkung für entscheidend, so waren es in diesem Jahr nur noch knapp 60 Prozent.
Immer mehr ins Zentrum rückt hingegen die Frage, inwieweit IT auch Innovationen für das Unternehmen vorantreiben kann. Im vergangenen Jahr wurde dieser Aspekt gerade mal von 30 Prozent der IT-Chefs als einer der drei größten Einflussfaktoren gesehen. Mittlerweile bezeichnen es 38 Prozent als einen wesentlichen Punkt. In der Priorität nach hinten gerutscht sind dadurch die Positionen „IT erleichtert globale Operationen“ beziehungsweise „IT schafft Vorteile gegenüber der Konkurrenz“. Diese rangierten in der letzten Umfrage noch deutlich vor der Frage nach Innovationen.
Kostenkontrolle ist normal
Es wäre falsch, daraus zu schließen, dass sich mit der zunehmenden Öffnung zu Innovationen die Kontrolle über die Kosten gelockert habe. Vielmehr kristallisiert sich hier ein normaler Zustand heraus. Klamme Budgets müssen nicht mehr dauernd betont werden, sie sind einfach da. Überraschend ist, dass gerade in den großen Unternehmen mit mehr als 2500 Nutzern das Thema IT-Kostenkontrolle im nächsten Jahr die höchste Priorität genießen wird. Erst an zweiter Stelle steht bei ihnen der Vorsatz, Prozesse zu beschleunigen. Dieser wiederum spielt bei den kleineren Unternehmen eindeutig die wichtigste Rolle. Das Vorurteil, die Nachricht vom Wert der IT für das Geschäft sei im Mittelstand noch nicht angekommen, kann demnach nicht stimmen.
In puncto Aufgabengebiete hat sich die Gewichtung verschoben. Eine Mischung aus operativen und strategischen Tätigkeiten prägt den Alltag des CIO. Auf der einen Seite hat die strategische Komponente eindeutig gegenüber der operativen verloren, auf der anderen Seite nimmt die Business-Sicht gegenüber dem reinen Blick auf die IT zu. Gefragt nach den fünf Tätigkeiten, für die CIOs die meiste Zeit aufwenden, stehen nun die „Hauptprojekte“ auf Rang eins. Im Vorjahr rangierte bei dieser Frage noch die „strategische Planung“ ganz vorne. Nur knapp dahinter nannten die Teilnehmer die Planung und Optimierung von Geschäftsprozessen, gefolgt von strategischen Systementscheidungen. Ebenfalls einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit verbringen IT-Manager mit der Budgetierung und strategischen Planung sowie dem Verhandeln mit Geschäftspartnern, IT-Anbietern und Kunden.
Tätigkeiten und Prioritäten der IT mögen sich verschieben. Bei den Fähigkeiten, mit denen IT-Chefs erfolgreich sein können, herrscht Übereinstimmung mit den Vorjahresergebnissen. Der CIO betrachtet sich viel mehr als Manager denn als Techniker. An erster Stelle stand und steht daher das strategische Denken und Planen. In der Lage zu sein, eine mittel- und langfristige Perspektive zu entwerfen, gilt als das A und O des IT-Strategen. Ebenso wie er Geschäftsprozesse und -operationen verstehen und effektiv kommunizieren können muss. Entsprechend hoch stuft mehr als die Hälfte der Teilnehmer auch die Fähigkeit ein, Personal zu führen. Dagegen sieht nur ein Fünftel von ihnen in technischem Verständnis oder Wissen über technologische Optionen eine wichtige Voraussetzung für die Karriereleiter.
Unrealistische Erwartungen
So viel zu den guten Vorsätzen. An deren Umsetzung im Alltag hapert es noch. Zwar betonte die Mehrzahl der Befragten, wie wichtig strategisches Denken und Planen sei, räumte jedoch im gleichen Atemzug ein, hierfür viel zu wenig Zeit zu haben. Ähnlich geht es ihnen mit der Kommunikation. Wie zentral diese ist, darüber sind sich die Beteiligten einig. Durchaus selbstkritisch geben sie jedoch zu, dass es ihnen schwer fällt, den Wert von IT verständlich zu machen. Dabei ist dies keine Einbahnstraße: Auch auf Seiten der Nicht-IT-Kollegen sehen die CIOs einen Teil dieses Problems. Da jene zu wenig über die Arbeit der IT wissen, entstehen unrealistische Erwartungen an die IT, die dem CIO das Leben schwer machen. 45 Prozent der IT-Manager bezeichneten das als eines der größten Hindernisse bei ihrer täglichen Arbeit. Gleiches gilt für unbekannte oder unausgesprochene Hoffungen der Fachbereiche, was ebenfalls mehr als 40 Prozent als einen der größten Stolpersteine bezeichnen.
Nicht zuletzt ist es auch wieder das liebe Geld, das die Möglichkeiten einschränkt. Mit unangemessenen Budgets zu kämpfen rangierte im vergangenen Jahr unter „ferner liefen“. Dieses Jahr ist der Unmut darüber deutlich gestiegen. Knapp ein Drittel der Befragten sind mit dem vorgegebenen Kostenrahmen nicht einverstanden.
Da sich auf der anderen Seite die Budgets nicht nennenswert verändert haben, könnte dies von einer Ungeduld zeugen, dass der CIO sich endlich wieder anderen Themen widmen möchte als Sparen, Konsolidieren oder Standardisieren. Sich auf die Spielwiese für Innovationen zu begeben wird ohne die entsprechenden Mittel nicht möglich sein.