Die Mehrheit der befragten IT-Dienstleister geht laut der aktuellen Befragung von mehr Aufträgen sowie höheren Umsätzen und Erträgen für das laufende Geschäftsjahr aus. Außerdem will die überwiegende Zahl der Unternehmen mehr Personal einstellen. Dieses optimistische Stimmungsbild ähnelt dem des Vorjahres.
Neu ist, dass diese Einschätzung sich auch in den Erwartungen an die Preisentwicklung niederschlägt. Mehr als jeder fünfte IT-Anbieter rechnet demnach für das laufende Geschäftsjahr mit steigenden Nettotagessätzen - mehr als fünfmal so viele wie noch vor einem Jahr. 2006 wurde zwar ein allgemeiner Konjunkturaufschwung verzeichnet; bis auf die erwartete Preisentwicklung schlug das positive Klima jedoch nicht durch.
Die optimistischen Preiserwartungen sind ein Novum in den Ergebnissen der Marktanalyse über IT-Dienstleistungen, die Berlecon 2003 erstmals durchgeführt hat. Sowohl bei der ersten Studie als auch bei den folgenden Befragungen 2005 und 2006 hatten die Analysten eine Erholung bei den Nettotagessätzen nicht feststellen können. Allerdings sind die Optimisten unter den befragten Unternehmen nur leicht in der Überzahl. Den 21 Prozent, die steigende Preise erwarten, stehen 15 Prozent gegenüber, die mit sinkenden Sätzen rechnen.
Vor zu großen Erwartungen warnt auch Dr. Andreas Stiehler, Senior Analyst bei Berlecon: "Auch wenn die Stimmung insgesamt optimistischer ist, geht nach wie vor die Mehrheit der IT-Dienstleister von einer Seitwärtsentwicklung bei den Preisen aus." Erfahrungen aus dem Vorjahr lehrten zudem, dass innerhalb der verschiedenen Tätigkeitsfelder und Leistungsbereiche die Preisentwicklung stark variiere. Dies gilt laut Stiehler für das Projekt- wie auch das Outsourcing-Geschäft.
So ließen sich etwa 2006 im Projektgeschäft höhere Tagessätze nur für Arbeiten erzielen, die technisches Spezialwissen und einen hohen Erfahrungsgrad voraussetzen. Für andere Tätigkeiten oder niedrigere Erfahrungsstufen sanken die Tagessätze dagegen zum Teil deutlich. Bei verschiedenen Beratungs- und Integrationsthemen lassen sich nach Einschätzung der befragten IT-Dienstleister überdurchschnittlich hohe Tagessätze vor allem für technisch anspruchsvolle Aufgaben erzielen - Tätigkeiten, die technisch hoch komplex sind und für die es nur wenige Spezialisten gibt, wie Andreas Stiehler konkretisiert.
Auf dem Outsourcing-Markt ist die Preisentwicklung abhängig von den verschiedenen Leistungbereichen. So nahm bei den Managed Desktop Services der Preisdruck im Vergleich zum Jahr 2006 deutlich zu. Bei Managed Services für den SAP-Basis-Betrieb konnten die Unternehmen dagegen höhere Preise erzielen. "Die verschiedenen Segmente im Managed-Services-Umfeld unterscheiden sich deutlich nach dem Grad der Industrialisierung. Und das schlägt sich in der Preisentwicklung nieder", erklärt Stiehler.
Preisdruck bei den Spezialisten wächst
Sich nur auf Bereiche mit hohem Preispotenzial zu fokussieren, ist nach Ansicht der Berlecon-Analysten keine gute Strategie. Denn wenn immer mehr Anbieter sich auf diese Segmente spezialisierten, werde auch hier der Preisdruck steigen. "Diese Entwicklung lässt sich zum Teil schon bei den Preisen für Business Consulting beobachten", so Stiehler. Besser fahre ein IT-Dienstleister, wenn er die Industrialisierung und Internationalisierung seines Geschäfts vorantreibe. Hier bestehe bei vielen Unternehmen noch erheblicher Handlungsbedarf.
Für die "Marktanalyse IT Services 2007/2008“ befragte das Berliner Analysten- und Beratungshaus Berlecon Research von Juli bis August dieses Jahres137 IT-Dienstleister in Deutschland mit mindestens 50 Mitarbeitern. Erhoben wurden unter anderem die tatsächlich erzielten Tagessätze im Geschäftsjahr 2006 je nach Tätigkeit und Erfahrungsstufe, die Preisentwicklung in verschiedenen Managed-Services-Segmenten im Vergleich der Jahre 2006 und 2007 sowie die Erwartungen an die Entwicklung der Tagessätze für 2007 und 2008.