iDie Wirtschaftskrise hat Spuren in den Unternehmen der E-Commerce-Branche hinterlassen – allen Wachstumsprognosen zum Trotz. Um das düstere Gesamtbild etwas aufzuhellen, wurde die Studie "Geschäftsklima im E-Commerce 2009/2010" kürzlich in München vorgestellt. Ihr wichtigstes Ergebnis: Die befragten Unternehmen sehen den erwarteten Geschäftsabschluss für 2009 weniger optimistisch als noch 2008. Dies – so die Studie – „dürfte auf die aktuelle Wirtschaftskrise zurückzuführen sein".
Mit dieser keineswegs überraschenden Aussage will man es jedoch keinesfalls bewenden lassen und macht einen schnellen Übergang zum gewohnten Optimismus à la Wirtschaftsinstitute und Bundesregierung. So sollen über 50 Prozent der Befragten einen besseren Geschäftsabschluss als im Vorjahr erwarten. Zudem sei die Prognose für 2010 optimistisch.
Die Studie wurde auf Basis einer Online-Befragung unter Online-Händlern (57,7 Prozent der Befragten) und weiteren Internet-Dienstleistern, in der Hauptsache Geschäftsführer sowie Marketing- und Vertriebsleute, erstellt. Durchgeführt wurde sie vom Karlsruher Online-Dienstleister Pangora in Zusammenarbeit mit dem Kölner Marktforschungsunternehmen ECC Handel (Electronic-Commerce-Center Handel) im September und Oktober 2009.
Die Ergebnisse fallen nicht ganz so rosig aus wie die anderer Untersuchungen. So ist laut Prognosen des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (bvh) der Online-Handel trotz Wirtschaftskrise „angesichts der bislang stabilen Konsumstimmung in Deutschland ungebrochen auf Wachstumskurs". Man rechnet dort für den Online-Handel mit Waren in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von 15 Prozent und einem Gesamtergebnis von 15,4 Milliarden Euro.
Harter Preiskampf derzeit größtes Problem für Online-Händler
Das Pangora-Trendbarometer zum Geschäftsklima im E-Commerce 2009/2010, das zum vierten Mal erhoben wurde, kommt zu einem differenzierteren Ergebnis. So sehen mehr als ein Drittel der Teilnehmer an der Umfrage derzeit den verstärkten Preiskampf unter den Anbietern als ihr größtes Problem, während sie mit der Nachfrage generell eher zufrieden sind. Nur knapp 20 Prozent erwarten für 2009 einen schlechteren Geschäftsabschluss, über 70 Prozent erwarten sich sogar bessere oder etwas bessere Zahlen als im Vorjahr.
Ebenso optimistisch ist man für das nächste Jahr, für das fast 80 Prozent der Befragten höhere Umsatzergebnisse für sich in Aussicht stellen. Leider ist an dieser Stelle nicht weiter nachgefragt worden, sondern man kann diese doch sehr gutgläubige Einschätzung lediglich an weiteren Parametern der Umfrage etwas dingfester machen.
So zeigt sich eine relativ große Bereitschaft zu weiteren Investitionen im Jahr 2010: 51 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, diese sogar zu steigern, und 33,9 Prozent geben an, auf dem gleichen Niveau wie 2009 investieren zu wollen. Beim Mitarbeiterbedarf gehen die meisten Befragten von einem gleichbleibenden oder leicht steigenden Bedarf aus. Kündigungen sind offenbar kein größeres Thema.
Allerdings gingen bei der letztjährigen Befragung noch 59 Prozent der Unternehmen davon aus, dass im Jahr 2009 mehr Personal benötigt wird, während sich für 2010 vorsichtigere Prognosen ergeben: Nur 36 Prozent der Befragten gehen laut neuester Studie von einem steigenden Personalbedarf für das Jahr 2010 aus. 9 Prozent hingegen planen, ihre Belegschaft zu verkleinern, im Vorjahr waren es nur 3 Prozent.
Die befragten Unternehmen sehen sich mehrheitlich (über 60 Prozent) als Innovationsträger, die über dem Branchendurchschnitt Neuerungen einführen würden. 52 Prozent geben sogar an, nicht nur auf die allgemeine Marktentwicklung zu reagieren, sondern von sich aus Innovationen einzusetzen. Dies könnte auch dadurch angetrieben sein, dass die meisten Teilnehmer der Befragung glauben, dass der Mobile Commerce in den kommenden Jahren an Bedeutung zunehmen werde. Eine grundsätzliche Veränderung des E-Commerce sehen sie jedoch nicht.
Online-Shops ohne Mobile Commerce chancenlos
Ein Großteil der Befragten (47 Prozent) ist laut Studie davon überzeugt, dass Online-Shops, die den Trend Mobile Commerce missachten, zukünftig auf dem Markt keine Chance mehr haben werden. Man müsse sich rechtzeitig darauf einstellen. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnen dem Mobile Commerce einen positiven Einfluss auf das Marktvolumen zu. Knapp ein Drittel ist der Meinung, dass sich das Marktvolumen durch Mobile Commerce nicht verändern wird.
Über den Konzentrationsprozess in der Branche und konkrete Auswirkungen der Wirtschaftskrise enthält die Studie leider keine Angaben. Insofern gibt sie nur teilweise ein zutreffendes Abbild der wirklichen Lage wieder. Es kommt ihr vor allem darauf an, positive Signale zu setzen. Ob sich das Wirtschaftsklima allgemein aufhellen wird, muss sich erst noch zeigen. Die Veröffentlichung der Studie fiel jedenfalls zeitlich genau zusammen mit dem endgültigen Aus für den Quelle Versand, und damit auch dessen Online-Abteilung.