"Eine Entscheidung wird frühestens Ende März erwartet", teilte eine Sprecherin der 1&1 Internet AG gegenüber unserer Schwesterpublikation CIO.de auf Anfrage mit. "Da das Verfahren noch läuft, können und wollen wir hier keine Einschätzung abgeben", hieß es weiter. Eine derartige Identitätsprüfung muss aber zwingend erfolgen, wenn ein De-Mail-Konto eröffnet wird. CIO.de berichtete unter anderem in dem Artikel Kampf um E-Post geht vor Gericht über den Streit.
Das Unternehmen United Internet, das unter anderem die E-Maildienste Web.de und GMX betreibt, hatte vor dem Landgericht Köln Klage eingereicht, um die Post zu zwingen, ihre Postident-Dienstleistung auch De-Mail anzubieten. Die Verhandlung begann am 23. Dezember. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob die Post mit Postident ein Monopol besitzt, das sie deswegen auch zwingend anderen Unternehmen zur Verfügung stellen muss, oder nicht.
Unterdessen arbeitet das Unternehmen 1&1 weiter an der Vorbereitung für De-Mail. „Wir arbeiten an dem Launch des Produktes und nehmen weiter eine große Zahl an Vorregistrierungen entgegen." Auf der Cebit wollte das Unternehmen erstmals Identifizierungen für De-Mail Nutzer anbieten. United Internet prüft auch, ob man die Authentifizierung an der Haustür oder dem Arbeitsplatz vornehmen lassen kann.
Auch der Telekom gekündigt
Die Deutsche Post hatte der Deutschen Telekom ebenfalls den Vertrag zur Nutzung von Postident zum 1. Januar 2011 gekündigt - und gleich einen neuen Vertrag angeboten. Im Fall einer Neuauflage möchte die Post aber ausdrücklich ausgeschlossen wissen, dass Postident für De-Mail-Dienste genutzt wird. Die Telekom überlegte jetzt ebenfalls Alternativen, ob und wie man mit Banken oder den öffentlich-rechtlichen Sparkassen zusammenarbeiten oder das eigene Filialnetz zur Identifikation der De-Mail-Kunden nutzen kann.
Bei 1&1 will man mit De-Mail „sehr schnell" starten, „nachdem die gesetzlichen Grundlagen gelegt sind". Mittlerweile hat der Deutsche Bundestag am 24. Februar das De-Mail-Gesetz nach zweiter und dritter Lesung mit den Stimmen der Regierungskoalition gebilligt und damit den Weg für die Einführung des rechtsverbindlichen E-Mail-Verkehrs frei gemacht. Das Gesetz ist nach Angaben ihrer Urheber im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig, es steht dort aber trotzdem am 18. März auf der Tagesordnung. Mit dem Inkrafttreten wird für April dieses Jahres gerechnet.
Die SPD-Bundestagsfraktion kritisierte in einer Erklärung, dass die Regierungsfraktionen "die berechtigte Kritik der Experten nicht zu einer Änderung veranlasst hat". Wichtige Forderungen wie eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, eine einheitliche Kennzeichnung, eine Auskunftserteilung nur nach richterlicher Prüfung oder eine bessere Regelung bei der Zustellung zugunsten der Verbraucher seien nicht aufgegriffen worden.
„Gegenüber der bisherigen E-Mail bedeutet De-Mail einen Quantensprung in puncto Sicherheit", kommentierte hingegen Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. De-Mail werde auch E-Government „ein großes Stück nach vorne bringen", sagte er.
Weitere Kooperationen bei De-Mail
Durch wegfallende Porto-, Druck- und Verpackungskosten können pro Jahr im öffentlichen und privaten Bereich Kosten von bis zu 1,4 Milliarden Euro vermieden werden. „Die Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden, Wirtschaft und öffentlicher Hand aber auch zwischen Unternehmen und Bürgern kann durch die De-Mail verbessert werden", so Scheer. Mittlerweile gewinnt die Deutsche Post stetig weitere Kooperationspartner hinzu: Auf der Cebit haben die Post und das Auktionshaus E-Bay eine strategische Entwicklungspartnerschaft für Innovation und mehr Sicherheit im E-Commerce angekündigt. Auch die Medion AG und My-Hammer wollen den E-Postbrief künftig nutzen. "Wer künftig im Netz Geld verdienen will, kommt an der Forderung der Kunden nach mehr Sicherheit nicht vorbei", sagte Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Brief Deutsche Post DHL bei der Präsentation.
E-Bay will mit der Post einen Prozess für die Identitäts- und Altersverifizierung entwickeln. „Die Verifizierung der Identität der Mitglieder bei E-Bay stellt seit jeher einen zentralen Bestandteil unserer Sicherheitsmaßnahmen dar", sagte Christian Kunz, Managing Director von E-Bay International Advertising. Der Hardwareanbieter und Dienstleister Medion will in einem ersten Schritt wichtige Unterlagen an die eigenen Mitarbeiter per E-Postbrief versenden. Später sollen sich auch Kunden etwa bei Bestellungen im Online-Shop auch per E-Postbrief identifizieren können.
Das Berliner Handwerker-Portal My-Hammer will mit dem E-Postbrief zusätzlich zu Bewertungen und Qualifikationsangaben der Handwerker Beauftragungen der Nutzer absichern und ebenfalls den Anbietern ermöglichen, ihre Qualifikationen einfacher als bisher nachzuweisen - etwa durch den sicheren Abruf von Meisterbriefen oder Gewerbescheinen.
Aus Microsoft Office heraus E-Postbriefe versenden
Der Dortmunder IT-Dienstleister Materna hat für die Cebit eine Integration von E-Postbrief und Microsoft Office realisiert. Microsoft stellte sie auf der unter Beteiligung von Post-CIO Johannes Helbig auf der Cebit vor. Damit sollen Anwender aus Unternehmen und Verwaltungen E-Postbriefe direkt aus der Office-Oberfläche heraus verschicken können. Materna fungiert dabei als Integrationspartner der Deutschen Post. Die Lösung sei sowohl für Geschäftskunden als auch für die öffentliche Verwaltung geeignet.
Auf der Cebit präsentierte Materna drei Anwendungsszenarien, wie Unternehmen, Kommunen sowie Landes- und Bundesbehörden den E-Postbrief nutzen können: „Versand eines Angebots an einen Kunden", "Beantworten eines Antrags auf Energiesparzulage" und „Beantworten eines Antrags auf einen Bewohner-Parkausweis".
"Wir freuen uns über die Kooperation mit Microsoft", sagt Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Brief der Deutschen Post DHL. Die Kombination des E-Postbriefs mit Microsoft Office kombinierte "die sichere elektronische Schriftkommunikation der Deutschen Post mit dem gängigen Standard für Bürokommunikation". Die Vorteile laut Deutscher Post: Durchgängige elektronische Prozessketten, nahtlose Geschäftsprozesse, medienbruchfreie Kommunikation.
Darüber hinaus, so Materna, könne man durch die Lösung, beliebige Backend-Systeme projektspezifisch integrieren, etwa ein CRM-System, die Stammdatenverwaltung oder eine Angebotserstellungs-Software. Dieses habe den Vorteil, dass Daten einfach übernommen werden können, ohne dass man die Backend-Systeme aufwendig anpassen müsse.
Auch das Unternehmen Compart hat eine Kooperation mit der Deutsche Post in Sachen E-Postbrief abgeschlossen. Beide arbeiten offiziell im Bereich E-Postbrief und Output Management zusammen. Ziel der Zusammenarbeit sei die Entwicklung und Vermarktung von Softwarelösungen für die Erstellung, Optimierung und Einlieferung der E-Postbriefe, teile die Firma mit. Beide Unternehmen arbeiten nach eigenen Angaben schon länger eng zusammen.
Post gründet Gesellschaft für sichere und vertrauliche Kommunikation
So bietet Compart innerhalb seiner Software seit der Markteinführung des E-Postbriefs ein Modul an, mit dem Firmen ihre Dokumente aus der Anwendung heraus über eine standardisierte Schnittstelle an das System der Deutschen Post übergeben können. Durch den modularen und flexiblen Aufbau könne das Modul leicht integriert werden. Das Programm Doc Bridge Pilot ist eine datenbankgestützte, plattformunabhängige Software, mit der sich Sendungen für jede Ausgabeform erstellen lassen. Eine weitere Option für das Output-Management bietet das Unternehmen S.E.T. Software, ebenfalls offizieller Kooperationspartner der Post für den E-Postbrief.
Die Deutsche Post stellte auf der Cebit in Hannover auch die „Deutsche Post gemeinnützige Gesellschaft für sichere und vertrauliche Kommunikation im Internet" vor. Mit der Gesellschaft will die Post „über die Risiken im Internet aufklären und Maßnahmen zur Sicherung vertraulicher Kommunikation und sicherer Online-Transaktionen fördern".
Schirmherr ist kein Geringerer als Joachim Gauck, Vorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen - für Demokratie". Als wissenschaftliche Beirätin fungiert Claudia Eckert, Leiterin des Fachgebiets Sicherheit in der Informatik der TU München und Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie, Darmstadt/München. Die Deutsche Post will die gemeinnützige Gesellschaft in den nächsten beiden Jahren mit rund zwei Millionen Euro unterstützen. Dazu gehöre auch die Einrichtung eines „Lehrstuhls für Sichere und vertrauliche Kommunikation im Internet" an der TU München, teilte die Post mit.
Quelle: CIO.de