Energieversorger

Stromnetz-Ausbau sorgt für höhere Netzumlagen

28.10.2024
Wo viele Windräder und Solaranlagen gebaut werden, steigen die Kosten für den Netzausbau. Die Mehrkosten werden künftig von allen Stromverbrauchern getragen. Doch steigt dadurch auch der Strompreis?
Die Netzumlagen je Kilowattstunde werden 2025 für alle Stromkunden steigen.
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Die Neuregelung zur faireren Verteilung der Stromnetz-Ausbaukosten sorgt im kommenden Jahr bei allen Stromkunden für einen Anstieg der Netzumlagen um gut 0,9 Cent je Kilowattstunde. Dies geht aus der Veröffentlichung der neuen Umlagesätze der Übertragungsnetzbetreiber für 2025 hervor. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox würde dieser Anstieg bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden rein rechnerisch jährliche Mehrkosten von knapp 44 Euro verursachen. "Ob und in welchem Umfang die Stromversorger die Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben, steht jedoch im Ermessen des jeweiligen Versorgers", erklärte das Portal.

Hintergrund sind die Kosten für den Stromnetzausbau, die aus den sogenannten Netzentgelten finanziert werden. Diese Entgelte sind eine Gebühr für die Nutzung der Stromnetze. Alle Stromverbraucher zahlen sie als Teil der Stromrechnung. Auch die Kosten für den Ausbau der jeweiligen Verteilnetze im Zuge der Energiewende werden aus diesen Gebühren finanziert. Dies hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass in Regionen mit starkem Ökostrom-Ausbau die Netzentgelte höher lagen als in anderen Regionen. Die Neuregelung sieht nun eine Verteilung der Mehrkosten auf alle Stromkunden vor. Dies wird umgesetzt über die Erhöhung einer Umlage, die es schon länger gibt. In Deutschland gab es Mitte 2023 laut Bundesnetzagentur 866 Verteilnetzbetreiber.

Verivox: Höhe der Strom-Beschaffungskosten spielt für Versorger wichtige Rolle

Verivox betonte die Bedeutung der Strom-Beschaffungskosten für die Festlegung der Strom-Endpreise. "Anbieter, die sich während der Energiekrise teuer und langfristig eingedeckt haben, müssen diese Preissteigerungen wahrscheinlich direkt weitergeben, andere Versorger können flexibler reagieren", erklärte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.

Rheinenergie in Köln hat bereits gerechnet: Kommende Woche will das Stadtwerk eine Senkung der Grundversorgungstarife für Strom zum Jahreswechsel bekanntgeben, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Die Netznutzungsentgelte und Anpassungen von etwaigen Umlagen ab Anfang 2025 seien dabei bereits berücksichtigt. Wie groß die Preissenkung ausfällt, wurde noch nicht bekannt.

Größter Stromversorger Eon prüft noch

Deutschlands größter Stromversorger Eon mit rund 12 Millionen Kunden rechnet noch. "Aktuell prüfen wir die Informationen der Netzbetreiber zu den Netzentgelten und Umlagen", erklärte ein Sprecher. Für eine abschließende Aussage zu konkreten Auswirkungen auf die Endkundenpreise sei es derzeit zu früh. Netzentgelte und Umlagen seien einige von mehreren Kostenbestandteilen des Strompreises für Endkundinnen und -kunden, so der Sprecher. "Für die Kalkulation werden sämtliche Kostenfaktoren berücksichtigt."

Energieversorger Lichtblick fordert weniger Verteilnetzbetreiber

Das Hamburger Energie-Unternehmen Lichtblick nannte die Verteilung eines Teils der Energiewende-Kosten auf alle Verbraucherinnen und Verbraucher sinnvoll. Allerdings sehe man insgesamt erneut eine Steigerung der Netzkosten. "Die Finanzierung der Netze wird zu einer wachsenden Belastung für Verbraucher", erklärte LichtBlick-Sprecher Ralph Kampwirth. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die staatlich garantierten Renditen für Netzbetreiber als "zu hoch". Deutschland leiste sich mit seinen vielen Verteilnetzbetreibern "eine zu kleinteilige und dadurch ineffiziente und teure Struktur für die Verwaltung und den Betrieb der Netze". Er forderte eine "drastische" Reduktion der Zahl der Netzunternehmen.

Wie sich die Neuregelung zur Verteilung der Netzausbaukosten auf die betreffenden Regionen mit starkem Zubau an Windenergie- und Solaranlagen kostensenkend auswirkt, hatte die Bundesnetzagentur bereits vor einer Woche mitgeteilt. Bei einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden ergeben sich demnach Kostenentlastungen in Höhe von teilweise mehr als 200 Euro jährlich. Behördenpräsident Klaus Müller hatte die Lieferanten aufgefordert, diese Vorteile auch an die Kunden weiterzugeben. (dpa/rs/kk)