So überaus praktisch sie auch sind: Selbst die besten Smartphones leiden unter verflucht kurzen Akkulaufzeiten. Nur wer sein Handy kaum benutzt (und wer tut das schon?), schafft es abends noch nach Hause und hat noch ein bisschen Saft für einen kurzen Anruf übrig. Wer aber die richtigen Apps kennt und sich ein wenig mit den Energiefressern seines Handys vertraut macht, kann die Lebensdauer einer Akkuladung leicht verdoppeln - und dadurch länger arbeiten und spielen als zuvor.
Das Kernübel jeden Smartphones ist: Sie machen zu viel. Sie führen Apps aus, surfen durchs Internet, versenden E-Mails und, ach ja, sie rufen andere Telefone an. Klar, das Smartphone seltener zu nutzen, tut der Akkulaufzeit sicher gut. Aber viel praktischer ist es, den Stromverbrauch zu senken - indem man unnötige Funktionen ausschaltet und einstellbare Funktionen zumindest herunterschraubt.
Batterieverbrauch in iOS anzeigen
Apple hat in iOS 8 eine Übersicht zum Batterieverbrauch integriert, die genau anzeigt, welche Apps den Akku leeren. Praktischerweise sieht man darin nicht nur den Verbrauch der letzten 24 Stunden sondern auch der letzten sieben Tage. So kommt man Stromfressern auch dann auf die Schliche, wenn sie einen Tag aussetzen.
Die Anzeige lässt sich unter "Einstellungen" > "Allgemein" > "Benutzung" > "Batterienutzung" aufrufen. Oberhalb der Informationen zum Stromverbrauch sieht man zudem Daten darüber, wie lange das iPhone mit der Akkuladung aushält und wann es zuletzt vollgeladen wurde.
Stromsparmodus in Android 5.0 Lollipop
Google verstärkt Android 5.0 ebenfalls die Stromsparmaßnamen. Im Optionsmenü unter "Einstellungen - Akku" lässt sich der Modus aktivieren - Google verspricht etwa 90 Minuten längere Akkulaufzeit.
Das klingt ziemlich gut, in der Praxis erreicht man sogar noch längere Laufzeiten. Die Funktion schafft dies, indem sie verschiedene Stromfresser abschaltet. Die Funktion fährt etwa die Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms zurück, bremst Apps ein oder versetzt den Prozessor in einen Stromsparmodus. Sobald das Smartphone an einer Stromquelle angeschlossen wird, schaltet der Modus sich selbst wieder ab.
Tatsächlich gibt es unter Android einige Apps, die diese Funktion ebenfalls erfüllen. Wo möglich sollten Sie aber auf die integrierte Stromsparfunktion zurückgreifen. Denn diese ist deutlich tiefer ins System integriert als eine App (zumindest solange diese keinen Root-Zugriff hat) -sie kostet keinen Aufpreis und ist werbefrei.
Energiesparen in Blackberry OS 10
Wenn man sich die Stromsparfunktionen von Blackberry ansieht, merkt man, woher Google womöglich die Anregung für seine Funktion hat: Blackberry erlaubt den Nutzern neben verschiedenen Einstellungen auch die Definition des Schwellenwerts ab welchem Ladezustand der Batterie der Sparmodus aktiv wird. In der Praxis hat sich ein Wert zwischen zehn und 20 Prozent bewährt.
Auch hier dimmt der Modus automatisch den Bildschirm, auf Wunsch kann man zudem die CPU-Leistung begrenzen, erweiterte Interaktionen deaktivieren und Daten- sowie Standortdienste abschalten.
In der Praxis kann man die Laufzeit deutlich erhöhen, gerade das letzte Drittel der Batterie kann man so richtig schön ausnutzen. Kombiniert mit den traditionell großen Akkus der Blackberrys kommt man auf eine angenehm lange Laufzeit.
Mehr Akkuleistung in Windows Phone
Microsoft bietet vier Aktivierungsszenarien für die akkuschonenden Funktionen in Windows 8.1 - und liefert die Funktion als eigene App aus: Aus, Wenn Batterie unter 20 Prozent, Immer und Jetzt bis zum nächsten Laden. "Immer" empfiehlt sich nicht, da der Stromsparmodus zahlreiche Funktionen deaktiviert. "Unter 20 Prozent" ist ein solide Einstellung für den Alltag.
"Bis zum nächsten Laden" ist ebenfalls eine interessante Alternative: Diese hilft vor allem in Situationen, in denen man unbedingt jetzt Strom sparen möchte und demnächst eine Ladestation in Aussicht hat.
Den Bildschirm dimmen
Wir lieben die großen, farbigen Displays von iPhone und Co. - aber sie sind der natürliche Feind jeden Akkus und fressen Strom wie sonst keine andere Funktion. Die meisten Handys können die Helligkeit automatisch der Umgebung anpassen. Das ist schon ein Fortschritt. Weit schonender für den Akku aber ist es, eine niedrige, noch angenehme Helligkeit fest einzustellen und sie beizubehalten. Dieser Tipp allein verlängert die Laufzeit enorm, selbst wenn Sie keinen der anderen folgenden Tipps beherzigen
Stellen Sie Bluetooth ab
Bluetooth ist toll - im Auto besonders, für die Freisprechanlage. Aber dieser Sender ist permanent auf der Suche nach Signalen aus der Außenwelt. Wenn Sie also nicht im Auto sitzen oder gerade mit aufgesetztem Headset auf einen Anruf warten, dann schalten Sie den Sender aus. So können Sie dem Akku sicher eine Stunde mehr Lebenszeit schenken.
Kappen Sie das Wireless-Kabel
Auch der WLAN-Empfänger ist ein gnadenloser Energiefresser. Daheim und im Büro, wo das schnelle kabellose Internet verfügbar ist, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Aber unterwegs ist der WLAN-Empfänger meistens einfach nur nutzlos. Schalten sie ihn aus, wenn sie aus dem Haus gehen. Und ein, wenn sie ihn wieder brauchen. Android-Nutzer können den Knopf dafür auf den Start-Bildschirm legen.
Den Bildschirm an die kurze Leine nehmen
In den Display-Einstellungen sollten Sie eine Option namens "Screen Timeout" finden. Diese Einstellung bestimmt, wie lange der Bildschirm erleuchtet bleibt, ohne dass man das Smartphone bedient. Hier zählt jede Sekunde. Die beste Option ist hier immer die kürzeste. Bei den meisten Android-Handys liegt das Minimum bei 15 Sekunden.
Wer braucht schon Ortungsdienste?
Ein großer Schluckspecht vor dem Herrn ist auch das GPS-Modul. Es empfängt die Signale von Satelliten und errechnet so die Position des Handys auf der Erdoberfläche. Eine ganze Reihe von Apps greift auf GPS zu - um Restaurants in der Nähe zu finden oder nutzt es für Soziale Netzwerke. Als Nutzer kann man diesen Zugriff allerdings unterbinden. Wenn eine solche App installiert ist, fragen die meisten nach der Erlaubnis, den Aufenthaltsort zu bestimmen. Gibt es Zweifel, sollte man Nein sagen. Und wenn ein Spiel, ein Bildschirmschoner oder eine Hintergrundbild-App nach dem Aufenthaltsort fragt, sollten die Alarmglocken klingeln: Wozu in aller Welt braucht es ihn? Da sollten wir es uns an Peter Lustig erinnern: Abschalten.
Im Zweifel: Flugzeugmodus
Wenn ihr Smartphone wichtiger ist als eine aktive Internetverbindung: Aktivierten Sie den Flugzeugmodus. Dieser schaltet alle aktiven Funkdienste (jeder für sich ein Akkufressser) mit einem Klick aus.
Der Nachteil: Natürlich kommt so auch kein Anruf mehr durch. Der Flugzeugmodus lohnt sich daher vor allem wenn Sie etwa nachts sowieso ihre Ruhe möchten oder eine Wegbeschreibung lokal gespeichert haben.
Manche Apps stören einfach
Klar, Multitasking ist toll. Gleich mehrere Apps laufen auf einmal - und verbrennen ordentlich Energie. Denn jede App, die an ist, braucht ein bisschen was vom Prozessor hinter der großen Glasscheibe. Und viele Apps brauchen viel Energie. Für Android-Handys, bekannt als große Energiefresser wegen ihrer ausgeprägten Multitasking-Funktionalität, gibt es glücklicherweise eine App namens Advanced Task Killer. Dessen Auto-Kill-Feature hat den ganzen Tag über ein Auge auf die offenen Apps. Im iOS ist es auch kein Problem: Doppelklick auf den Home-Knopf und dann so lange auf ein Icon drücken, bis ein (-) erscheint. Damit schließt man die Apps.
Bloß keine schlechten Vibrations
Klasse, dieser Vibrationsalarm - eine Errungenschaft aus der Handy-Steinzeit. Ein klingelndes Telefon ist schließlich ganz schön peinlich im Meeting oder im Theater. Da könnten wir es aber auch ganz abschalten - oder das tonlose Smartphone so hinlegen, dass wir einen eingehenden Anruf und andere Nachrichten auf dem Display sehen. Und ganz ehrlich: Braucht man den Vibrator in Situationen, in denen man das Klingeln eh hören darf? Dieser kleine Motor schluckt schließlich ganz schön viel Saft, wenn er das ganze Telefon hin- und her schüttelt. Wenn das Telefon klingelt, vibriert hingegen nur eine winzige Membran im Lautsprecher.
Radboy84 hat Deinen Booty Blast Highscore geknackt
Es sieht so aus als durchforste fast App im App Store das Internet nach Updates, Nachrichten, Mitteilungen und anderen Infos. Und wenn es etwas findet, schreit die App laut, erleuchtet das Display, lässt die LED blinken oder zeigt eine Nachricht - wenn nicht gleich alles zusammen. Und all diese Dinge saugen Strom. Sicher wollen Sie über SMS und verpasste Anrufe auf dem Laufenden gehalten werden - aber doch nicht darüber, dass radboy84 gerade ihren Highscore bei Booty Blast geknackt hat. Oder? Diese Nachrichten auszuschalten, heißt nicht nur Strom sparen - sondern auch Ablenkungen eliminieren, die einen nur von der Arbeit abhalten.
Strom-Spar-Modus für Android
Neuere Android-Handys verfügen über einen Stromspar-Modus, der die verschiedensten Energiefresser des Telefons bändigt. Er hindert Apps zum Beispiel automatisch daran, im Hintergrund Updates zu laden, dimmt das Display, verkürzt die Time-Out-Einstellung, schalten Animationen auf dem Bildschirm ab und die Vibrationen aus. Standardmäßig schaltet dieser Stromspar-Modus sich ein, wenn der Akku runter auf 20 Prozent ist. Das Stromspar-Helferlein lässt sich aber ebenso schon bei 30 Prozent rufen. Je früher das Smartphone in den Stromspar-Modus schaltet, desto länger hält der Akku.
JuiceDefender für Android-Handys
Mit diesen ganzen Tipps quetschen Sie aus Ihrem Smartphone-Akku ein paar Stunden mehr Lebenszeit pro Tag heraus. Wem das alles zu kompliziert klingt, der sollte sich über spezielle Energie-Verwalter-Apps Gedanken machen. Was bei Android-Smartphones gut funktioniert, ist der JuiceDefender. Er schaltet die ganzen Sender - wie WLAN und GPS - automatisch ein und aus, und er managt die CPU-Auslastung für ein längeres Akku-Leben.
Die Ratschläge hat Robert Strohmeyer von unserer Schwesterpublikation PCWorld zusammengestellt.