Die Menge an Daten wächst explosionsartig an. Dazu trägt zum Beispiel die zunehmende Digitalisierung aller Unternehmensprozesse bei. Zum großen Teil sind aber auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter für die Vervielfachung der Informationsmengen verantwortlich. Mindestens an einem Teil dieser Daten sollten Unternehmen interessiert sein, weil sie Rückschlüsse auf die Vorlieben oder Probleme ihrer Kunden zulassen.
Allein die Menge der Unternehmensdaten, sagen die Marktforscher von Gartner voraus, werde in den kommenden fünf Jahren um 650 Prozent steigen. Ihrer Kollegen von IDC zufolge verdoppelt sich das weltweite Datenvolumen alle 18 Monate. Kein Zweifel, dass dieses Aufkommen von "Big Data" für Manager und IT-Veranwortliche eine echte Herausforderung ist, wie die Berater von Avanade meinen.
"Die Datenflut ist real", lautet denn auch eins der Schlüsselergebnisse einer aktuellen Umfrage unter mehr als 500 Managern und IT-Entscheider aus 17 Ländern, darunter Deutschland. Tatsächlich gaben die meisten Befragten an, vom akuten Datenaufkommen am Arbeitsplatz völlig überwältigt zu werden. Viele Mitarbeiter fühlen sich zudem von den zahlreichen Kanälen, auf denen die Daten auf sie einströmen, schlicht abgelenkt und überfordert. Aufgrund des "Information overload" sehen sich viele der befragten C-Level-Manager nicht in der Lage, Entscheidungen rechtzeitig zu treffen. Dazu kommt, dass ein Drittel der Befragten auch nicht weiß, wen im Unternehmen sie auf der Suche nach den richtigen Informationen zur rechten Zeit fragen können.
Immerhin scheinen in der Datenflut unter anderem aber auch die tatsächlich geschäftskritischen Informationen vorhanden zu sein: 70 Prozent der befragten Manager glauben jedenfalls, dass die vorhandene IT-Infrastruktur ihren Mitarbeitern prinzipiell ermögliche, die nötigen Daten zur rechten Zeit bekommen zu können. Für die IT-Infrastruktur bringt der ungebremste Datenzufluss dennoch Probleme: 55 Prozent der Befragten geben an, dass die Performance der IT unter der Datenflut leide, 47 Prozent berichten von Datenschutzproblemen.
Bei aller Überforderung: Fast alle Verantwortlichen sehen dennoch einen Mehrwert der auf sie einströmenden Daten für Geschäftsplanungen und -vorhersagen sowie für Entscheidungsfindungen und Wettbewerbsanalysen. Entsprechend ist allen negativen Implikationen zum Trotz das Verlangen nach neuen Daten bei allen schier unersättlich. "Unternehmen scheinen direkt süchtig danach zu sein", konstatiert Avanade lakonisch.
Daten verändern das Geschäft fundamental
Die Abhängigkeit von Daten ist offenbar der Einsicht geschuldet, dass Informationen das Geschäft fundamental ändern werden. Neben einem "Mehr Daten!" verlangen die Manager auch nach einem "schnelleren Zugriff": Den meisten Verantwortlichen geht es bei der Datenarbeit darum, mit den Erwartungen ihrer Kunden nach Service mithalten zu können. Die wichtigsten Informationen, finden die Befragten, kommen aus dem Customer Relationship Management (CRM) und dem Verkauf. Entsprechend hoch sind hier auch die geplanten oder tatsächlich getätigten Investitionen. Andere Ausgaben sind eher defensiver Natur: So investieren 78 Prozent der befragten Unternehmen in Datensicherheitslösungen, um den gewachsenen Anforderungen zu genügen.
Angesichts dieser Ergebnisse könnte man meinen, dass die Unternehmen sich der Bedeutung von Daten aller Art für ihr Geschäft durchaus bewusst sind und entsprechende Ressourcen für das Gewinnen von Informationen vorhalten. Aber das stimmt allenfalls zum Teil. Noch immer, so Avanade, bewerten viele Unternehmen die Datenflut nicht als einen Treiber für Geschäfte mit echtem Mehrwert. Für die meisten fallen diese Daten einfach infolge ihrer Geschäftstätigkeit an. Zudem sehen weniger als die Hälfte die verfügbaren Quellen als strategisches Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb an.
Das Problem scheint zu sein, dass das Aufkommen von Daten schlicht zu groß ist. Infolgedessen ist es schwierig, aus den verfügbaren Informationen die zu extrahieren, die tatsächlich wichtig sind. Zu groß ist offenbar die Menge an völlig unbrauchbarem Datenvorrat. Fast die Hälfte der Befragten jedenfalls, 43 Prozent, sind mit den Werkzeugen zum Filtern von Daten unzufrieden. Die Folgen sind unschön: Ebenfalls fast die Hälfte, 46 Prozent, geben an, aufgrund von unzureichenden oder veralteten Daten schon einmal falsche Unternehmensentscheidungen getroffen zu haben.