Windows

Support-Ende – Aus für Windows 7

15.01.2015 von Peter Stelzel-Morawietz
Das Ende aller Patches für Windows XP liegt gerade ein paar Monate zurück, ist nun schon Windows 7 an der Reihe? Denn Microsoft hat den Mainstream-Support bereits eingestellt.

Am13.1.2015 endete der so genannte Mainstream-Support. Seitdem werden nur noch Sicherheitslücken gestopft. Neue Funktionen oder Fehlerkorrekturen wird es für Windows 7 ebenso wenig geben wie aller Voraussicht nach ein weiteres Service Pack.

Was bedeutet nun dieser "Feature freeze"? Schließlich läuft über die Hälfte aller PCs und Notebooks noch mit Windows 7, weit mehr als mit der aktuellen Version von Microsofts Betriebssystem. Das Ende dieser allgemeinen Weiterentwicklung heißt vor allem, dass Sie sich um neue bzw. fehlende Funktionen zukünftig selbst kümmern müssen. Deshalb haben wir einige Funktionen mitsamt Tools zusammengestellt, die in Windows 8.1 längst integriert sind, beim Vorgänger aber fehlen.

Funktionen von Windows 8.1 in Windows 7 nachrüsten

Die beiden Microsoft-Services Skype für (Video-)Telefonie und OneDrive als Cloud-Speicher sind in Windows 8.1 fester Bestandteil des Betriebssystems. Das ist zwar praktisch, doch beide Tools lassen sich jederzeit auf älteren Windows-Versionen nachinstallieren, ihre Handhabung wirklich einfach. Ähnlich wie OneDrive arbeitet der SDExplorer Base (früher Skydrive Explorer), der auf dem PC ebenfalls den Zugriff auf Microsofts Cloud-Speicher über einen Ordner erlaubt.

Microsoft hat übrigens kürzlich den jedem Nutzer zur Verfügung stehenden Online-Speicher von sieben auf 15 GByte mehr als verdoppelt . Es lohnt sich also durchaus, OneDrive als Dropbox-Alternative zu nutzen.

Ein klassischer Laufwerksbuchstabe wie bei einer Festplattenpartition lässt sich OneDrive allerdings nicht zuordnen, zumindest nicht so einfach. Der aber ist in manchen Systemprogrammen erforderlich. Wir zeigen Ihnen deshalb einen Trick, wie es trotzdem klappt, sofern Sie über Office 2007 oder 2010 verfügen.

So geht's: Im ersten Schritt verknüpfen Sie Ihr Windows-Konto in der Systemsteuerung über die Funktion "Online-IDs verknüpfen -> Online-ID-Anbieter hinzufügen" und das Herunterladen und Installieren des Windows Live ID Anmeldeassistenten mit Ihrer Live-ID. Tatsächlich anmelden müssen Sie sich an dieser Stelle übrigens nicht.

Obwohl Microsoft seinen Cloud-Speicher längst in OneDrive umbenannt hat, müssen Sie für die Laufwerkszuordnung den (alten) „Windows Live ID Anmeldeassistenten“ installieren.

Ist das erledigt, öffnen Sie eine beliebige Datei mit Word 2010 (oder einer der anderen Office-Anwendungen) und klicken auf "Datei -> Speichern und Senden -> Im Web speichern". Nach der Anmeldung mit dem Live-Konto steht zum Speichern neben dem OneDrive-Hauptverzeichnis ("Dokumente") die Schaltfläche "Speichern unter" zur Verfügung. Diese drücken Sie und warten einen Augenblick, bis oben die Adresszeile erscheint. Hier klicken Sie mit der rechten Maustaste hinein und übernehmen mit dem Befehl "Adresse als Text kopieren" die WebDAV-URL.

OneDrive unter Windows einen Laufwerksbuchstaben zuzuweisen ist etwas mühsam, aber es funktioniert: nämlich über das Auslesen der individuellen WebDAV-Adresse.

Nun öffnen Sie den Windows Explorer und drücken gegebenenfalls die "Alt"-Taste, um die Menüleiste einzublenden. Über "Extras -> Netzlaufwerk verbinden" legen Sie einen freien Laufwerksbuchstaben fest und übernehmen im Feld darunter ("Ordner") die WebDAV-Adresse aus der Windows-Zwischenablage. Sobald die Einträge mit "Fertig stellen" bestätigt sind, steht Microsofts Cloud-Speicher als Netzlaufwerk mit Buchstabe und damit mit allen Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.

Drive Pooling: mehrere Laufwerke zusammenfassen

Eine weitere nützliche Funktion von Windows 8 und 8.1 sind die sogenannten "Speicherplätze", übersetzt vom englischen Ausdruck "Storage Spaces". Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, mehrere physische Festplatten zu einem Verbund zusammenzufassen. Das Betriebssystem zeigt die Datenträger im Windows Explorer als ein Laufwerk an, besonders praktisch bei mehreren externen Festplatten.

Den Einrichtungsassistenten rufen Sie über den Suchbegriff "Speicherplätze" in der Windows-Systemsteuerung auf, die weiteren Schritte sind über die Option "Neuen Pool und Speicherplatz erstellen" schnell erledigt. Wichtig dabei ist: Die bestehenden Daten auf den Festplatten (SATA oder extern per USB) werden beim erstmaligen Zusammenführen gelöscht, müssen also gegebenenfalls zuvor gesichert werden. Zu beachten ist ferner, dass das Drive Pooling von Microsoft nur mit Magnet- und SSD-Festplatten arbeitet, andere Flash-Speicher wie USB-Sticks werden nicht unterstützt

Windows 8 hat mit „Speicherplätze“ eine Drive-Pooling-Funktion zum Zusammenfassen von Laufwerken bereits integriert, in der Vorgängerversion lässt sie sich per Software nachrüsten.

Drive Pooling in Windows 7 nachrüsten

In Windows 7 existiert keine solche Drive-Pooling-Funktion, sie lässt sich allerdings mit der Software Liquesce nachrüsten. Installieren Sie das Programm inklusive der zwischenzeitlichen Treiberbestätigung und starten anschließend den PC neu. Nach dem Reboot sehen Sie rechts unten in der Taskleiste ein neues Symbol ("Service Status" bzw. "Liquesce State Running").

Zunächst kurz zur grundlegenden Funktion von Liquesce: Das Tool löscht die Laufwerksbuchstaben der vorhandenen Datenträger bzw. Partitionen nicht, sondern fasst sie zusätzlich mit einem neuen Buchstaben zusammen. Zum Einrichten öffnen Sie die Management Konsole von Liquesce mit einem Klick auf das Icon in der Taskleiste oder über die Windows-Programmliste. Wechseln Sie von der erklärenden "Welcome"-Seite in die Rubrik "Mounting Point". Hier sehen Sie, dass Liquesce mit "Mirror of C" bereits ein virtuelles Laufwerk erzeugt hat. Weil Sie diese Dublette nicht benötigen, löschen Sie den Eintrag über "Delete -> Ja" und "Save All Settings -> Restart The Service -> Ja" in der Rubrik "Service Settings".

Drive-Pooling-Tool Liquesce: Es fasst die Quelllaufwerke („Sources“, oben) zu einem neuen Laufwerk (Mitte) mit einer individuellen Datenträgerbezeichnung (unten) zusammen.

Nachdem die virtuelle Standardpartition gelöscht ist, legen Sie im Programm über "New" eine neue an. Das folgende Verwaltungsfenster zeigt links ("Host file system") die Laufwerks- und Partitionsstruktur des Rechners, von dort ziehen Sie mit gedrückter Maustaste die zusammenzuführenden Laufwerke in die Mitte ("Source folders"). Darunter wählen Sie hinter "Letter" einen freien Laufwerksbuchstaben sowie unter "Volume Label" eine Bezeichnung für das neue Laufwerk und schließen wieder über "Service Settings -> Save All Settings -> Restart The Service -> Ja" ab.

Der Windows Explorer zeigt hier die Zusammenfassung der beiden USB-Sticks unten („G:“ und „H:“) zum gemeinsamen Laufwerk „Daten II“ mit dem Buchstaben „J:“.

Programmintern ändert Liquesce eine geänderte Datenträgerbezeichnung mitunter erst nach einem Neustart des Rechners, das Betriebssystem und damit die übrige installierte Software können aber sofort richtig mit dem neuen Laufwerk arbeiten. Haben Sie zwei Datenträger zu einem Laufwerk zusammengeführt, legen Sie in Liquesce über "Mounting Point -> Edit" durch Drag and Drop mit der Maus im mittleren Fenster "Souce folder" fest, auf welchem der beiden Datenträger neue Daten physikalisch zuerst abgelegt werden: nämlich auf dem oberen. Weitere Konfigurationsmöglichkeiten bietet das Tool diesbezüglich nicht. Generell sollten Sie nur Datenträger mit gespeicherte Daten zusammenführen, bei Bereichen mit installierter Software kann es zu Problemen kommen.

Tipp: Im Gegensatz zum Drive Pooling von Windows 8 bzw. 8.1 bindet Liquesce auch USB-Sticks ein, das Tool empfiehlt sich somit auch für das aktuelle Betriebssystem.

Zum Schluss sei eine weitere Funktion zum Nachrüsten von Windows 7 genannt: Das direkte Mounten von ISO-Images in Microsofts aktuellem Betriebssystem erledigt in der Vorgängerversion Virtual Clone Drive .

Fazit: Umstieg auf Windows 8.1 oder Warten auf Windows 10

Wen das Ende des Mainstream-Supports nicht stört und wer das Verkaufsende von Windows 7 verpasst hat, kann immer noch an die Vorgängerversion von Windows 8/8.1 kommen: nämlich als Downgrade. Voraussetzung dafür ist ein PC mit vorinstalliertem Windows 8.1 Pro, die normale Version ("Core") berechtigt nicht zum Downgrade.

Installiert werden kann bzw. muss danach stets Windows 7 Professionell, die genauen Schritte hängen vom Hardware-Hersteller ab. Microsoft bietet dazu sowie zu den formalen Voraussetzungen ausführliche Informationen im Internet , zudem stellt das Unternehmen über seinen Partner Digital River Content nach wie vor die ISO-Dateien der deutschen Pro-Versionen von Windows 7 (32- und 64-Bit) als Download zur Verfügung. Die Links im Internet lassen sich schnell finden, die Trial-Versionen mit einem gültigen Lizenzschlüssel freischalten und dauerhaft verwenden. Außerdem wird die Professionell-Version von Windows 7 Professionell vorerst weiter erhältlich sein.

Zurück zum aktuellen Betriebssystem: Die Änderungen bzw. neuen Funktionen des im August 2014 erschienene kleinen Updates für Windows 8.1 fallen ernüchternd aus, von einem "Update 2" wollte Microsoft dann auch gar nicht mehr sprechen.

Selbst die bereits angekündigte Rückkehr des traditionellen Startmenüs blieb aus, man muss also auf das neue Windows 10 warten oder sich mit Classic Shell helfen. Die nächste Windows-Version wird aller Voraussicht nach in der zweiten Jahreshälfte 2015 erscheinen, einen ersten Blick erlaubt die aktuelle " Technical Preview ", die für alle zum Download steht.

Support-Ende der Windows-Versionen
Windows XP (SP3)
Ende des Mainstream-Supports: 14. April 2009 <br/><br/> Ende des erweiterten Supports: 8. April 2014
Windows Vista (SP2)
Ende des Mainstream-Supports: 10. April 2012 <br/><br/> Ende des erweiterten Supports: 11. April 2017
Windows 7 (SP1)
Ende des Mainstream-Supports: 13. Januar 2015 <br/><br/> Ende des erweiterten Supports: 14. Januar 2020
Windows 8.1
Ende des Mainstream-Supports: 9. Januar 2018 <br/><br/> Ende des erweiterten Supports: 10. Januar 2023

Fazit: Der Umstieg von Windows 7 auf Windows 8.1 weniger als ein Jahr vor Erscheinen des Nachfolgebetriebssystems 10 lohnt wegen der zusätzlichen Ausgabe und des Zeitaufwands für den Umstieg kaum noch. (PC-WELT)