Die Großinvestoren Susanne Klatten und Stefan Quandt (BMW, Altana, SGL Carbon) fühlen sich angesichts der immer schärfer geführten Debatte über das Auseinanderdriften von Arm und Reich ungerecht behandelt. "So wie die Diskussion geführt wird, ist sie sicher nicht gerecht", sagte Stefan Quandt dem manager magazin im gemeinsamen Interview der Geschwister und reagiert damit auch auf Juso-Chef Kevin Kühnert; der SPD-Politiker hatte angeregt, über die Vergesellschaftung von BMW nachzudenken. Es schwinge ein "Maß an Misstrauen" im gesellschaftlichen Raum, "das uns als Unternehmer beschäftigt", so Klatten. "Wir wissen, dass Umverteilung noch nie funktioniert hat".
Angesichts der auch aus ihrer Sicht "zweifellos erheblichen" BMW-Dividende (2019: rund eine Milliarde Euro) würden viele Menschen denken, "das fliegt einem irgendwie zu", sagte Klatten. Manche glaubten, "dass wir ständig auf einer Jacht im Mittelmeer herumsitzen", was aber nicht der Fall sei. "Deshalb fühle ich mich missverstanden, wenn es so lapidar heißt: Die streichen ihre Dividenden ein." Der Rest, der sich mit ihrer Rolle verbinde, werde ausgeblendet. Man sei ständig sichtbar und gefährdet, man müsse sich schützen. Hinzu komme der Neid, "ein gerade in Deutschland weit verbreiteter Wesenszug". Ihr Bruder habe das einmal in der Frage zusammengefasst: "Wer würde denn mit uns tauschen wollen?"
"Unternehmerische Aktionäre"
Stefan Quandt empfindet es "persönlich als geringschätzend", wenn Stimmrechtsberater großer institutioneller Investoren die mangelnde Unabhängigkeit von Ankeraktionären im Aufsichtsrat kritisierten. Das Aktiengesetz, so Quandt, spreche explizit von "Anteilseignervertretern". Und es sei doch offensichtlich, dass niemand die Interessen der Anteilseigner besser vertreten könne, "als ein Anteilseigner selbst".
Klatten und Quandt sehen sich als "unternehmerische Aktionäre", die am langfristigen Erfolg ihrer Beteiligungen interessiert seien. In Phasen großer Herausforderungen "denken wir eben nicht: Jetzt wird es schwieriger, jetzt gehen wir heim", sagte Quandt. Für beide sei es "sicherlich nicht das Geld", das sie antreibe: "Es ist vor allem die Verantwortung, dass man in Deutschland Arbeitsplätze sichert."
Für den Fall, dass die Familie im Todesfall Erbschaftssteuer zahlen müsste, würden "alle möglichen Vorkehrungen" getroffen, "dass wir dann nicht an die Substanz gehen müssen". Quandt: "Täten wir das nicht, könnten plötzlich weite Teile von BMW den Chinesen oder arabischen Scheichs gehören."
Mit Blick auf die nächste Generation sagte Quandt: "Weil wir zu BMW eine emotionale Bindung haben, wird das Unternehmen aller Voraussicht nach auch in der nächsten Generation einen Großaktionär Quandt haben." (rs)