Apple und RIM werden den weltweiten Absatz ihrer Smartphone-Betriebssysteme für iPhone und Blackberry bis 2015 jährlich um etwa 18 Prozent steigern können. Das prognostizieren die Analysten von IDC. Klingt nach einer tollen Nachricht für die beiden Anbieter. Ist es aber nicht unbedingt. Denn in einem mit rasendem Tempo wachsenden Markt bedeutet diese an sich satte jährliche Wachstumsrate, dass gegenüber der Konkurrenz an Boden verloren wird.
Denn insgesamt wächst der Smartphone-Markt nach IDC-Einschätzung bis zur Mitte des Jahrzehnts um jährlich 55 Prozent. Bereits in diesem Jahr ist die Rate viermal so hoch wie im Segment der weniger smarten, also gewöhnlichen Mobiltelefone. Fast eine Milliarde Smartphones werden demnach 2015 auf dem Planeten verkauft werden. Präzise prognostiziert IDC dann einen Absatz von 982 Millionen Stück. Vergangenes Jahr waren es etwa 305 Millionen Stück, in diesem Jahr sollen es bis Jahresende 472 Millionen werden.
„Die Schleusentore für Smartphones sind weit offen“, sagt Kevin Restivo, Senior Research Analyst bei IDC. Die Treiber für das explosionsartige Wachstum sind fallende Preise, neue Funktionalitäten und geringere Kosten für Data-Pläne. Und laut Restivo sind es insbesondere bisher wenig gesättigte Märkte wie Asien-Pazifik und Lateinamerika, die für die exorbitanten Zuwachsraten sorgen.
Rein rechnerisch geht der Trend offenbar zum Gebrauch mehrerer Geräte, denn die jährliche Wachstumsrate bei den Verkäufen von Betriebssystemen veranschlagt IDC deutlich niedriger mit 20,1 Prozent. Die OS-Entwickler werden nach Deutung der Analysten danach streben, sich voneinander bei Kern-Features und Charakteristika deutlicher zu unterscheiden.
Als klare Nummer Eins wird sich laut IDC und zur Freude bei Google auf Sicht Android behaupten. Ende vergangenen Jahres zum Weltmarktführer aufgestiegen soll Android in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres mehr als 40 Prozent des Marktes beherrschen. Insgesamt steigt der Marktanteil nach IDC-Prognose von 38,9 Prozent 2011 auf 43,8 Prozent 2015. Daraus ergibt sich eine jährliche Wachstumsrate von 23,7 Prozent. „Diesem Wachstum verleiht eine erlesene und wachsende Zahl von Anbietern Flügel, die Android zum Eckpfeiler ihrer Smartphone-Strategie erkoren haben“, so die Analysten.
Chancen für neue Anbieter
Der einstige Marktführer Symbian ist demgegenüber dem Ende geweiht. Weil Nokia als wichtigster Partner sich der Kooperation mit Microsoft und somit Windows Phone verschrieben hat, wird Symbian laut IDC stetig Marktanteile einbüßen – und das in dramatischer Art und Weise. Symbian-Nutzern bleibt als einziger Trost, dass Nokia bis 2016 andauernden Support versprochen hat. Der Marktanteil von Symbian stürzt laut Prognose von 20,6 Prozent 2011 auf 0,1 Prozent 2015 – ein jährlicher Fall von fast 70 Prozent.
Aus diesem mitnichten schleichenden Niedergang ergeben sich zwei Trends: Zum einen bieten sich Chancen für kleinere und neue Anbieter, die ihren gemeinsamen Anteil am Weltmarkt in den kommenden vier Jahren von 4,3 auf 5,5 Prozent steigern können – ein jährliches Plus von 27,6 Prozent, das über den Vergleichswerten von Blackberry und iOS liegt. Zum anderen profitiert massiv Microsoft mit Windows Phone 7 und auch Windows Mobile. Der Marktanteil schnellt von 3,8 auf 20,3 Prozent in die Höhe. Das bedeutet ein jährliches Wachstum von über 80 Prozent. So richtig beginnen wird diese Erfolgsgeschichte laut IDC aber erst 2012, wenn Nokia erstmals große Mengen von Smartphones mit Windows Phone-Betriebssystemen auf den Markt bringt.
Zumindest IDC geht offenbar davon, dass diese Dinger dann richtig heiß werden. Das galt einmal für das iPhone in seinen neuen Versionen. Aber diese Zeiten scheinen vorbei. Von Apple und Blackberry bleibt vergleichsweise Langweiliges und Mittelmäßiges zu berichten. Beide etablieren sich mit den eingangs erwähnten, nahezu gleichen Wachstumsraten von 18 Prozent als Nummer Drei und Vier hinter Android und Windows. Der Marktanteil von iOS sinkt bis 2015 von 18,2 auf 16,9 Prozent, jener von Blackberry OS von 14,2 auf 13,4 Prozent.
Weitere Analysen enthält der „Worldwide Quarterly Mobile Phone Tracker“ von IDC.