Viele Projekte scheitern nicht an der fehlenden Kompetenz einzelner Mitarbeiter, sondern an der schlechten Zusammenarbeit der Beteiligten. Oft werden Vorhaben von außen wie Maschinen gesteuert, so dass die Verantwortlichen nichts von den sich verändernden Details und Rahmenbedingungen mitbekommen.
Die Parameter des klassischen Projektmanagements und alle sozialen Interaktionen zwischen den Beteiligten werden in der systemischen Sichtweise als Ganzheit verstanden. Dabei stehen individuelle Interessen und Ziele, Rollen im Projekt und der Organisation, persönliche Lebenslagen und die Informationskultur miteinander in Wechselwirkung.
Weniger Außensteuerung
Als zertifizierter systemischer Berater und Senior Projektmanager mit über 25 Jahren Projekterfahrung hat Harald Heinrich sein Buch "Systemisches Projektmanagement" als Synthese des klassischen Projekt-Managements und der systemischen Methoden und Prinzipien konzipiert und entwickelt.
Licht ins Dunkel bringen hier systemische Methoden und Denkweisen, die es erlauben, zusätzlich zu den Fakten auch implizites Wissen einzubeziehen und auszuwerten. Wie diese systemische Denkweise gelebt wird und welche Aspekte, Prinzipien und Methoden Mitarbeiter dabei berücksichtigen sollten, ist das Thema dieses Buches.
In "Systemisches Projektmanagement" eröffnet der Autor neue Perspektiven auf Projekte und ermöglicht es, erfolgshemmende Wechselwirkungen zu erkennen und Projekte zielführend zu steuern. Während beim klassischen Projektmanagement die Menschen als austauschbare und von außen steuerbare Ressourcen angesehen werden, werden durch eine systemische Denkweise die Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen und Erfahrungen in den Vordergrund gestellt.
Projektbeispiele zeigen Anwendungsfelder
"Wenn jemand einen anderen Autofahrer von der Fahrbahn drängt, sich in einer Warteschlange einfach an die Spitze stellt, den Kellner mehr achtet als den Koch oder seine Schulden nicht bezahlt, so wird er damit wenig oder nur kurzfristig Erfolg haben", sagt Heinrich. Systemische Prinzipien gäben Anleitung und Regeln vor, solche Fettnäpfchen zu vermeiden und die Atmosphäre im Projekt wesentlich zu verbessern.
Welche systemischen Prinzipien in solchen Vorhaben wirken, wann welche wichtig sind und welche Möglichkeiten zur Anwendung und damit zur Verbesserung der Beziehungen im Projekt eingesetzt werden können, erfährt der Leser anhand zahlreicher Praxisberichte.
Gründlich und mit vielen Beispielen aus dem Alltag (Familie, Sport, Bergsteigen, Messen, Organisationen) leitet Heinrich gleich zu Beginn des Buches den Systembegriff aus der allgemeinen Systemtheorie ab und macht ihn für jedermann begreiflich. So ist das Buch auch für nicht an Business-Projekten beteiligte Leser ein Gewinn. Sie erhalten einen Leitfaden, wie sich systemisches Projekt-Management umsetzen lässt.
Systemisches Projekt-Management …
… ist eine integrative Methode, die klassisches Projekt-Management mit einer systemischen Denkweise kombiniert. Projekte werden als "temporäre soziale Systeme" betrachtet, die anders als technische Systeme zu behandeln sind, da die Elemente eines sozialen Systems individuelle Ziele, Bedürfnisse, Zustände und Erfahrungen haben. Um soziale Systeme zu "managen", ist der Mensch als ein wesentlicher Faktor stärker in den Vordergrund zu stellen.
Harald Heinrich: Systemisches Projektmanagement, Carl Hanser Verlag, 290 Seiten, 49,99 Euro.