Schon in einigen Tagen könnte der Vertrag unter Dach und Fach sein, hieß es. Doch unterschrieben ist bisher noch nichts. Knackpunkte sind noch einige juristische Fragen, die die Partnerschaft zwischen T-Systems und Tata im letzten Moment scheitern lassen könnten. T-Systems war für eine offizielle Stellungnahme nicht erreichbar.
Entgegen den Berichten über einen schnellen Vertragsabschluss, trat ein Telekom-Manager gegenüber dem Handelsblatt auf die Bremse. Das Bonner Unternehmen sei noch ein weites Stück von einem Abschluss mit Tata entfernt. Außerdem gebe es noch Gespräche mit zwei weiteren Unternehmen. Allerdings sei der IT-Dienstleister mit Tata ein gutes Stück vorangekommen.
Die Partnerschaft betrifft die T-Systems-Sparte System-Integration. Dort sind rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt. Kommt es zur Einigung zwischen T-Systems und Tata, sollen einige der Arbeitsplätze nach Indien verlagert werden. Über die genaue Anzahl schwanken die Angaben. Einige Medien berichten von 1.000 bis 2.000 Stellen, andere wollen von etwa der Hälfte wissen.
Das muss aber nicht sein, wie es aus dem Telekom-Umfeld heißt. Trotz der Verlagerung von Arbeit an Tata müsse der Abbau von Arbeitsplätzen nicht zwingend notwendig sein. T-Systems werde auch in Zukunft Software-Entwickler und Computer-Techniker in der Systemintegration brauchen, da das Unternehmen auch weiterhin die meisten Leistungen erbringen werde.
Für Tata wird es aber nicht darum gehen, die Sparte Systemintegration von T-System nach Indien zu transformieren und hierzulande irgendwann den Laden komplett zu schließen, ist Pascal Matzke von Forrester überzeugt. Seiner Meinung nach ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft eine regionale Verankerung des indischen Konzerns in Deutschland.
Regionale Präsenz gewinnt an Bedeutung
Nachdem Tata bereits Großbritannien und die Benelux-Staaten abgedeckt habe, sieht der Dienstleister Deutschland als wichtigsten Wachstumsmarkt in Europa an, so Matzke. Um seinem Geschäft ein lokales Gesicht zu verleihen, hat das Unternehmen wiederholt Persönlichkeiten von Rang ins Boot geholt. Nach Auffassung von Matzke würde das Tata nicht machen, wenn es nur darum gehen würde, den Markt aufzukaufen und nach Indien zu verschieben.
T-Systems ist das Sorgenkind der Telekom. Die Sparte kämpft laut Medienberichten seit Monaten mit sinkenden Umsätzen. Schon im März des vergangenen Jahres hatte sich Telekom-Chef René Obermann auf die Suche nach einem Partner für das Tochterunternehmen gemacht. Schon damals fiel der Name Tata.
Ziel ist es nach wie vor, über eine Kooperation die internationale Präsenz zu steigern und so ein größeres Stück vom Großkundengeschäft abzubekommen. Zwar konnte sich T-Systems in letzter Zeit mehrere Großaufträge sichern. Der ganz große Deal blieb jedoch aus. Ein Auftrag in Milliardenhöhe von der Deutschen Post ging erst vergangene Woche an einen Konkurrenten. Den Zuschlag sicherte sich Hewlett-Packard.
Schon bevor die Pläne über eine mögliche Partnerschaft mit Tata bekannt wurden, sorgte eine Umstrukturierung der Führungsebene für Wirbel. Zuletzt machte der Abgang von Ulrich Kemp Schlagzeilen. Intern war der Rückzieher des ehemaligen COO und Chef der Mittelstandsorganisation Business Services allerdings keine Überraschung. Schon vor Amtsantritt des neuen CEO Reinhard Clemens am 1. Dezember des vergangenen Jahres soll sein Entschluss zum Rücktritt festgestanden haben. Schuld seien Widerstände im Konzernvorstand und ein Umbau der Kundenbetreuung in nächster Zeit gewesen sein.
Der neue Vorstandschef Clemens will T-Systems mehr den Bedürfnissen der Kunden anpassen. Der ehemalige EDS-Deutschlandchef vertritt die Auffassung, dass bei der Telekom-Tochter zu viele Leute involviert und die Prozesse zu komplex seien. Seiner Meinung nach muss das Geschäft fundamental vereinfacht werden.
Das indische Unternehmen Tata versucht gerade in Europa Fuß zu fassen. Vor einem Jahr übernahm der Mischkonzern den IT-Dienstleister TKS-Teknosoft aus der Schweiz. Zuletzt wurde Tata auch der breiteren Öffentlichkeit ein Begriff, als das Unternehmen den Tata Nano, das billigste Auto der Welt vorstellte.