Von außen betrachtet sind die Verhältnisse geklärt: Der Konzern-CIO steuert über das CIO-Board die vier Bereiche der Telekom – die T-Com, T-Mobile, T-Online und die T-Systems. Die vier CIOs dieser Bereiche wiederum leiten aus den zentralen Vorgaben über die IT-Governance, globale Standards und Budgets der Geschäftssegmente ihre dezentrale IT-Strategie ab. Großprojekte, die mehr als einen Bereich betreffen, müssen die jeweiligen CIOs mit dem Konzern-CIO abstimmen. Die Macht liegt aber nur auf dem Papier beim obersten IT-Manager des Konzerns. Die heimlichen Strippenzieher sitzen bei T-Systems.
Hinter verschlossenen Türen brodelt es: Wegen eines andauernden internen Machtpokers droht das Projekt P800 zu scheitern, das unter Telekom-Managern als Cost-Cutting-Projekt bekannt ist. Dessen Zweck unter anderem: Die Standardisierung der mehr als 170 verschiedenen Dektop-Varianten sowie die Vereinheitlichung von derzeit mehr als 900 verschiedenen SAP-Systemen.
An dessen Vollendung dürfte die T-Systems jedoch bislang kaum ernsthaft gelegen haben: Die drei anderen Bereiche, so die Strategie der Telekom, sollten die Kosten senken, die T-Systems jedoch Umsatz und Profit steigern. Dabei ist die IT-Tochter mit einem internen Umsatz von bis zu vier Milliarden Euro (knapp 40 Prozent des Gesamtumsatzes) der größten Zulieferer für die drei Geschäftsbereiche – "das ist ein Steuerungsproblem, das nie gelöst wurde". Fast alle Versuche zu Standardisieren und Kosten zu senken, habe die T-Systems torpediert – so interne Informationen.
Zudem basiert die "Incentivierungs-Struktur" der T-Systems bei Führungskräften auf einem bis zu 40-prozentigen Anteil des Gehalts. Dieser Anteil ist von der Umsatz- und Profit-Entwicklung bei der IT-Tochter abhängig. Mehr Umsatz und Profit ergibt auch höhere Bonuszahlungen: So lautet die einfache Formel beim derzeitigen CEO Lothar Pauly wie der gesamten T-Systems-Führungsmannschaft. Eine Alternative wurde in Management-Kreisen zwar immer wieder diskutiert, aber genauso oft verworfen: Den flexiblen Anteil am Lohn davon abhängig zu machen, wie erfolgreich Kosten gesenkt und Standardisierungen abgeschlossen wurden – zumindest für das interne Geschäft.
Allerdings rangiert T-Systems-Chef Pauly im Vorstand der Telekom, der Corporate-CIO hingegen nicht. Alles, was der CIO also an Einschnitten plant, erfordert die Zustimmung des T-Systems-CEOs und die von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke. Nach firmeninternen Informationen soll der neue Konzern-CIO Peter Sany sich deshalb bereits mehrfach bei Ricke vorgesprochen haben. Sany selbst will zu der bevorstehenden Neuordnung bei der Telekom nichts sagen: "Im Vorfeld etwas nach außen zu tragen verbietet sich per se."