Nach den Worten von Tobias Ortwein, Geschäftsführer von Pierre Audoin Consultants, steht vor einem Gemeinschaftsunternehmen die Klärung relevanter Punkte an. So arbeiten bei T-Systems in einigen Bereichen noch immer zahlreiche Beamte - fraglich, wer die übernehmen soll. Für die Deutschen wäre es fatal, den ehemaligen Debis-Teil abzugeben und die Beamten zu behalten. Mehr Erfolg verspräche, was Siemens mit SBS vorgemacht hat, also die Konzentration auf einzelne Branchen.
Kopfzerbrechen wird den Unternehmen nach der Analyse von Ortwein auch die grundsätzliche Frage der Rollenverteilung bereiten - die Franzosen um den Vorstandsvorsitzenden Bernard Bourigeaud dürften kaum bereit sein, sich in die zweite Reihe zu stellen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Atos Origin bisher gern auf dem Firmensitz Paris insistiert hat. Ob der Führungsanspruch durchsetzbar ist, mag angesichts des in diesem Jahr gesunkenen Aktienkurses und des damit verbundenen Kapitalverlustes dahingestellt sein - sicher ist, dass Bernard Bourigeaud kaum seine Mentalität ändern wird.
Das denkt auch Thomas Reuner, Research Director bei IDC. Dennoch: Wenn sich die Partner zusammenraufen, könnten beide von Synergie-Effekten profitieren. Atos Origin ist vor allem nach der Übernahme des Karstadt-Quelle-Rechenzentrums im IT-Bereich stärker, T-Systems in der Telco-Sparte.
Diese beiden Felder zusammenzuführen, haben die Deutschen unter dem Stichwort Konvergenz aus eigener Kraft versucht. Offenbar zu früh, so die Einschätzung von Thomas Reuner.
T-Systems - Braut oder Bräutigam
Bei T-Systems werden alle Fragen dazu weiterhin als Spekulation zurückgewiesen. In der Vergangenheit galt denn auch eher Atos Origin als der treibende Part. Dass T-Systems jetzt auf Brautschau geht, gilt als Reaktion der Telekom auf die Gewinnschwäche der IT-Tochter. T-Systems ist nach Ansicht vieler Analysten mit 55.300 Beschäftigten überbesetzt und nur bedingt wettbewerbsfähig. Der operative Gewinn ist in den vergangenen drei Quartalen stetig zurückgegangen.
Als Auslöser der jetzigen Diskussion gilt ein Elf-Punkte-Sanierungsplan für das Unternehmen, den der Telekom-Großaktionär Blackstone vor wenigen Wochen im Finanzministerium vorgestellt haben soll. Der Plan soll unter anderem einen Verkauf von T-Systems vorsehen.
Noch in diesem Frühjahr hatte T-Systems-COO Ulrich Kemp hohe Ziele gesetzt. Durch die Verschiebung des Mittelstandsgeschäftes des T-Com-Bereiches in die Business Service Organisation der T-Systems hatte das Unternehmen im Jahr 2005 auf dem IT-Services-Markt an IBM vorbeiziehen können, der bis dato Marktführer gewesen war. Kemp kündigte an, nicht nur 160 000 mittelständische Kunden halten, sondern mit den Themen BPO und Outsourcing auch bei Großkunden "deutlich wachsen" zu wollen.