Microsoft hat scheinbar genug von den (mehr oder weniger erfolgreichen) Versuchen seiner OEM-Partner und plant zwei Tablet-PCs unter eigenem Namen. Beide tragen den Namen Surface, unterscheiden sich aber deutlich in der Ausführung.
Surface Tablet Nummer 1 setzt auf Windows RT. Diese Version des Betriebssystems ist speziell für den Einsatz auf Tablets und ARM-basierten Systemen optimiert. Allerdings verliert man einige Funktionen, darunter die Abwärtskompatibilität mit älteren Windows-Programmen. Dafür erhält das Tablet mit Office 15 eine vollwertige Büro-Suite. Das Tablet besitzt eine Bildschirmdiagonale von 10,6 Zoll und ist mit 9,3 mm einen Bruchteil schmaler als das "neue iPad". Es wiegt allerdings 667 Gramm, hier liegt das iPad 3 mit 660 Gramm etwas vorne. Bislang ist bekannt, dass die CPU und die Chipsätze von Nvidia kommen werden, wie schnell diese allerdings getaktet sind, ist nicht bekannt. Als Speicher stehen wahlweise 32 GByte und 64 GByte zur Verfügung, zudem nimmt das Tablet Micro-SD-Speicherkarten auf. Daten überträgt das Surface mit Windows RT per USB 2.0 oder WLAN. Zudem gibt es einen so genannten Micro-HDMI-Videoanschluss, mit dem man Inhalte direkt auf kompatiblen Monitoren, Beamern oder Fernsehern ausgeben kann.
Gehäuse aus Magnesium
Das zweite Surface Tablet setzt auf einen Chipsatz und eine CPU von Intel. Als Betriebssystem setzt das Gerät auf Windows 8 Pro - also die vollwertige Version von Windows 8. Diese unterstützt nicht nur alle Business-Funktionen, sondern kann sowohl neuere Metro-Apps wie auch alle bisherigen Windows-Programme ausführen. Inhalte zeigt das Tablet auf einem Full-HD-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 10,6 Zoll. Dafür ist das Gerät nicht nur dicker (13,5 mm), sondern mit 903 Gramm auch deutlich schwerer als das Surface mit Windows RT oder das iPad 3. Das Intel-Surface-Tablet bietet wahlweise 64 GByte oder 128 GByte Speicherplatz, dieser lässt sich per microSDXC um weitere 64 GByte Platz erweitern. Daten werden wahlweise per WLAN oder über einen schnellen USB 3.0 Anschluss übertragen. Auch dieses Gerät unterstützt externe Monitore, integriert ist ein Steckplatz in den Abmessungen für Mini DisplayPort.
Beide Tablets teilen sich aber auch eine Reihe von Spezifikationen. Beim Gehäuse setzt Microsoft auf eine Hülle aus VaporMg, eine speziell behandelte Form von Magnesium. Sollte diese ähnlich hochwertig sein, wie sie beispielsweise bei Thinkpads eingesetzt wird, dürften die Surface-Geräte nicht nur robust sein, sondern auch eine gute Haptik bieten. Aus der Rückseite lässt sich ein Ständer aufklappen, so dass sich beide Tablets stabil schräg abstellen lassen.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Microsoft Tablets dürften die beiden verfügbaren Abdeckungen werden. Pate hierfür waren wohl die SmartCover von Apple, auch Microsoft nutzt Magnete, um die Abdeckungen am Tablet anzuschließen. Allerdings bieten sie noch einen cleveren Kniff: Das Touch Cover bringt eine komplette, Touch-basierte Tastatur und ein Multi-Touch-Pad mit. Wem das nicht reicht, der kann zum Type Cover greifen. Dieses liefert eine vollwertige Tastatur und sieht auf den Bildern etwas stabiler aus, ist dafür aber auch dicker. Laut Microsoft soll man mit beiden Cover-Typen deutlich schneller tippen können als auf der virtuellen Tastatur. Zudem ist es ein netter Kniff, um ältere Windows-Applikationen zu bedienen, die noch nicht Touch-Optimiert sind.
Microsoft lässt wichtige Fragen offen
Leider hat der Konzern zwei wichtige Fragen offen gelassen: Preis und Veröffentlichungsdatum. Beide Systeme setzen auf Windows 8, solange das neue Betriebssystem also nicht fertig ist, wird es auch kein Tablet geben. Bleibt zu hoffen, dass Microsoft mehr zu bieten hat als Prototypen und nette Spezifikationen.
Schlagzeilen wie "Microsoft steigt in das Tablet-Geschäft ein" sind eigentlich nicht korrekt. Tatsächlich forschte der Konzern spätestens seit 2008 an einem Touch-basierten Tablet-PC, Codename Microsoft Courier. Zur Erinnerung, das erste iPad erschien im April 2010. Das Projekt von Microsoft erreichte zwar keinen kommerziellen Status und setzte damals auf zwei Bildschirme, wahrscheinlich konnten aber einige der gelernten Lektionen in Surface einziehen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Microsoft seit Jahren spezielle Windows-Versionen für Touch-basierte PCs liefert, die allerdings nie die Popularität des iPads erreichten.
Für Unternehmen sind ordentliche Tablets mit Windows 8 in jedem Fall ein Gewinn. Schließlich laufen darauf nicht nur die gewohnten Office-Programme, die Pro-Version der Surface-Geräte lässt sich zudem wie ein normaler PC oder Notebook in Verwaltungssysteme einbinden oder mit normalen Windows-Programmen bestücken.
HP und RIM als Tablet-Herausforderer schon gescheitert
Allerdings bleiben bei Surface zahlreiche Fragen offen. Das betrifft nicht nur die Auflösung der Displays, sondern auch die Akkulaufzeit und vor allem Preis und Informationen zur Verfügbarkeit. Auf dem Papier sehen die Tablets tatsächlich nicht schlecht aus, allerdings traten gegen das iPad schon einige potentielle Herausforderer an. Zur Erinnerung, bereits gescheitert sind Hersteller wie HP, RIM, Motorola, Sony oder das WeTab. Einige sind zwar immer noch auf den Markt, so richtig erfolgreich ist aber keines der Tablets.
Solange also die Geräte nicht für jedermann verfügbar sind, sind die Konzepte zwar interessant, aber sie müssen sich noch in der Praxis bewähren. Tatsächlich würde ein Erfolg von Microsoft wohl dem kompletten Tablet-Markt gut tun. Aktuell scheinen sich alle Hersteller an Apple abgearbeitet zu haben - und selbst dem Konzern aus Cupertino scheinen die Ideen für das iPad auszugehen. Und vielleicht schafft es Microsoft sogar, die Perspektiven umzudrehen und wie Apple vor einigen Jahren als Underdog den Tablet-Markt aufzumischen.