Rechner aus Taiwan sind derzeit der Renner im EMEA-Raum. Eine aktuelle IDC-Studie, die insgesamt von einem soliden Wachstum auf dem PC-Markt berichtet, weist Asus als den Aufsteiger unter den Anbietern auf. Das taiwanesische Unternehmen verdoppelte seine Verkäufe im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr beinahe und luchste den Branchenführern Marktanteile ab. Am besten widerstand dieser Offensive noch Acer, ebenfalls in Taiwan ansässig, während Hewlett-Packard (HP) und Dell, die Giganten aus den USA, in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika deutlicher einbüßten.
1,99 Millionen Rechner verkaufte Asus im vergangenen Vierteljahr in der Region EMEA laut IDC – 92,5 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2009. Der Marktanteil schnellte dadurch von 5,2 auf 8,3 Prozent empor. Das reichte, um in der regionalen Rangliste an Toshiba vorbei auf den vierten Platz zu klettern und die Tortenstücke der großen Drei anzuknabbern.
Branchenführer bleibt HP mit 20,3 Prozent, verlor aber relativ betrachtet. Im Vorjahr betrug der Marktanteil noch 21,2 Prozent. Acer blieb mit exakt 20 gegenüber 20,1 Prozent 2009 stabil und auf dem zweiten Rang. Dell als Nummer Drei büßte ebenfalls an Marktanteilen ein: 9,6 Prozent gegenüber 10,5 Prozent im Vorjahr.
Die Verluste gegenüber kleineren Wettbewerbern – auch Lenovo steigerte seine Verkäufe um 70 Prozent – dürften die großen Drei etwa leichter verschmerzen, weil die absoluten Verkaufszahlen wenig Grund zur Klage bieten. Der PC-Markt in EMEA hat sich kräftig erholt. Fast 24 Millionen verkaufte Rechner im zweiten Quartal im Vergleich zu 19,8 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum bedeuten ein Wachstum des Marktes um 21,1 Prozent.
HP mit fast 4,9 Millionen verkauften Rechnern, Acer mit rund 4,8 Millionen und Dell mit 2,3 Millionen verbuchten so allesamt deutliche Steigerungen. Allerdings liegen sie allesamt unter der Wachstumsrate des Gesamtmarktes. Dell mit 10,4 Prozent sehr deutlich, auch HP mit 15,9 Prozent merklich. Acer schrammte mit immerhin 20,5 Prozent nur knapp an der Marke vorbei.
Preise stabil - mit Tendenz nach oben
Die Konjunktur auf diesem Markt ist alles in allem überraschend erfreulich – sogar in der von Schulden- und Währungskrise gebeutelten Euro-Zone. In Westeuropa legte der Markt um 15,1 Prozent zu. „Die Marktdynamik wurde getrieben vom graduellen Aufschwung im Business-Bereich, weil Unternehmen sich wieder um die Erneuerung ihrer Hardware kümmern“, berichtet Eszter Morvay, Research Manager bei IDC. Die Nachfrage bei Endverbrauchern ist überdies hoch, weil sich viele Konsumenten derzeit mit neuen Notebooks eindecken.
Nichtsdestotrotz zeigt sich die Wachstumsrate in Westeuropa eher moderat im Vergleich zu 53,7 Prozent in Mittel- und Osteuropa, mit exorbitanten Zuwächsen etwa in Russland, der Ukraine, Tschechien und der Slowakei. Auch im Mittleren Osten und Afrika liegt die Wachstumsrate mit 16,4 Prozent über dem westeuropäischen Niveau.
Alles in allem ist mit einem Plus von 26 Prozent vor allem die Nachfrage nach mobilen Endgeräten hoch, wobei sich nach IDC-Einschätzung in diesem Jahr vor allem gewöhnliche Notebooks behaupten. Der Boom der miniformatigen Rechner flaute demgegenüber ab. Auf dem Desktop-Markt gibt es positive Tendenzen.
Die Unternehmen im EMEA-Raum fahren nach der Krise zwar immer noch eine abwartende Ausgabenpolitik. Den dennoch feststellbaren Aufwärtstrend bei den PC-Verkäufen wertet IDC als Indiz, dass es auch in naher Zukunft voran geht auf diesem Markt. Wenngleich sich IDC dazu nur zurückhaltend äußert, mag die wieder höhere Nachfrage mit höheren Preisen einhergehen: „Der Wettbewerb im Markt blieb leidenschaftlich, aber die Preise zeigen einen Hang zur Stabilität.“
So relativieren sich auch die eingangs genannten Verkaufszahlen und Marktanteile der Anbieter etwas. Marktführer HP behauptete sich nach IDC-Einschätzung vor allem im Desktop-Markt durchaus und blickt in allen Sparten auf ein effektiv gutes Quartal zurück. Weil das Unternehmen im Durchschnitt höhere Preise als vorher verlangte, registriert IDC ein gesundes Umsatzwachstum.
60 Millionen verkaufte Netbooks weltweit
Acer bleibt im Segment der mobilen Geräte ganz vorne und profitierte vor allem vom Aufschwung in Mittel- und Osteuropa. Die relativ schlechteren Zahlen von Dell erklären sich zum Teil durch die Marktposition des Unternehmens in Westeuropa, wo sich der Markt langsamer erholt als weiter östlich. Asus als Stern der Stunde erntet laut IDC jetzt die Früchte einer verbesserten Verkaufsorganisation, legte vor allem im Mittel- und Osteuropa massiv zu und war in Westeuropa im Markt für Notebooks zuletzt gut aufgestellt. Toshiba legte im vergangenen Quartal mit 24 Prozent überdurchschnittlich zu. Hinter den Top 5 folgten der schon genannte Durchstarter Lenovo, dann Samsung, Apple und Sony. Fujitsu verlor gegenüber diesen Konkurrenten etwas an Boden.
Ein Schlaglicht auf den PC-Markt wirft neben IDC auch ABI Research, das den weltweiten Netbook-Markt untersucht hat. Von den kleinformatigen Computern mit weniger Rechenleistung als übliche Notebooks verkauften sich laut Studie im vergangenen Jahr 60 Millionen Stück weltweit. Laut ABI Research wird sich diese Menge bis 2013 voraussichtlich verdoppeln, ehe sich ab 2014 oder 2015 das enorme Wachstum verlangsamt.
Just Asus, der Überflieger auf dem Gesamtmarkt in EMEA, verlor auf diesem Spezialmarkt an Boden. Noch 2008 beherrschten Acer und Asus laut ABI Research jeweils ein Drittel des Netbook-Weltmarktes, doch Asus büßte im vergangenen Jahr die Hälfte seines Anteils ein. „Es sieht so aus, als ob nur Acer auf Dauer seine Führungsposition halten kann“, meint Principal Analyst Jeff Orr. Asus kämpft auf diesem Feld wohl mit HP, Dell und Lenovo, die allesamt zulegten, um Position Zwei. Samsung sei 2009 etwas ins Hintertreffen geraten, so Orr.
Weitere Einzelheiten enthält die IDC-Studie „IDC EMEA Quarterly PC Tracker“. Die Ergebnisse von ABI Research sind in der Studie "Netbooks" nachzulesen.