Im Taxi ist Zeit oft auch Geld - denn mit den Sekunden und Minuten, die die Fahrt wegen eines Staus länger dauert, steigt der Fahrpreis auf dem Taxameter. Wer in München ein Taxi bestellt, muss sich darum künftig keine Sorgen mehr machen, selbst wenn es nur zäh vorangeht. Ab Freitag (1. September) können Fahrgäste vorab Festpreise vereinbaren, wie es bei Konkurrenz-Anbietern wie Uber schon lange möglich ist. Als erste Stadt in Deutschland macht die Landeshauptstadt damit von einer gesetzlichen Neuerung Gebrauch. Städte wie Hamburg oder Berlin wollen nachziehen.
"Die neue Regelung war dringend notwendig, damit die Taxibranche konkurrenzfähig bleiben kann", begründete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er hofft auf rege Nutzung bereits zur demnächst startenden Mobilitätsmesse IAA und zum Oktoberfest ab 16. September. Voraussetzung: Passagiere müssen vorab das Taxi bestellen und einen Festpreis vereinbaren, telefonisch, per App, E-Mail oder SMS. Wird dagegen ein Wagen am Straßenrand herbeigewunken, läuft das Taxameter.
Uber bei jungen Leuten beliebt
Vor allem junge Leute rufen am liebsten ein Uber oder ähnliche Anbieter. Ein paar Klicks auf der App und schon ist der Mietwagen samt Fahrer für die Wunschroute gebucht. Und auch der Preis steht gleich fest und ist obendrein meist deutlich günstiger. Reguläre Taxis, die sich an die von den Kommunen festgelegten Tarife halten müssen, nutzen die Jüngeren oft gar nicht mehr.
Ein unfairer Wettbewerb, findet der Präsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, Herwig Kollar. Das regulierte Taxigewerbe treffe auf Mietwagen-Fahrer, die teils illegal oder konzessionslos und zu unmenschlichen Konditionen arbeiteten. "Ermöglicht wird dies durch ein Wegschauen der zuständigen Ordnungsbehörden, die schlichtweg Angst vor juristischen Übergriffen der amerikanischen Plattformbetreiber haben." Seine Forderung: Mindestpreise für den App-vermittelten Mietwagenverkehr, die sich am Taxitarif orientieren. "Nur so lassen sich Lohndumping und Steuerhinterziehung vermeiden."
Tarifkorridor will auch FreeNow nutzen
Für die Festpreise in München gilt ein Tarifkorridor, wie das Kreisverwaltungsreferat erläutert. Bezugsgröße sei der Grund- und Kilometerpreis des geltenden Taxitarifs. Der vereinbarte Preis dürfe davon um bis zu 20 Prozent nach oben und fünf Prozent nach unten abweichen. Zudem sollen die Preise behördlich überwacht werden. Auch der Vermittlungsdienst FreeNow will diesen Tarifkorridor nach Behördenangaben umsetzen.
In Hamburg und Berlin könnte es ebenfalls irgendwann losgehen. Die Einführung einer Festpreisregelung innerhalb eines Tarifkorridors für Taxifahrten auf Bestellung sei geplant, teilt die Hansestadt mit. Man sei im Gespräch mit dem Taxigewerbe. Auch die Verkehrsverwaltung in Berlin ist für entsprechende Vorschläge aus der Branche offen. Es müsse jedoch eine manipulationssichere und eichrechtlich zulässige Umsetzung gefunden werden, sagte eine Sprecherin.
Leipzig könnte folgen
In Leipzig treibt die SPD-Fraktion das Thema voran. Taxis als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs müssten konkurrenzfähig bleiben und durch ein modernes Buchungsverhalten für jüngere Kundengruppen attraktiv bleiben, heißt es in einer Anfrage an die Ratsversammlung.
In Köln oder auch Nürnberg dagegen gibt es von Seiten der Städte noch keine Überlegungen in diese Richtung. Das klassische Taxameter sei oft das Mittel der Wahl, da es streckengenau abrechne, schreibt die Stadtverwaltung in Nürnberg. "Ob das also in Zukunft auch in Nürnberg relevant wird, hängt sicher von der Marktentwicklung insgesamt ab."
Beim Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen dagegen berichtet man von vielen Anfragen aus ganz Deutschland. Der Vorsitzende Thomas Kroker hofft, dass weitere Städte dem Münchner Vorbild folgen. Und dass der Markt der Mietwagen-Anbieter ebenfalls reguliert wird. Auch die Kommunen profitieren: "Phasenweise sind auf Münchens Straßen mehr sogenannte Mietwagen als echte Taxis im Einsatz, größtenteils von auswärtigen Betrieben, die in München keine Gewerbesteuer bezahlen", sagt Kroker. Sein Wunsch: "Kein Wildwuchs, sondern ein geordnetes Gewerbe". (dpa/rs)