Seit Anfang 2004 ist bei Tchibo einiges anders. Das zentrale IT-Management wurde abgeschafft und in die Tchibo Services überführt. Dieser Bereich unterstand vom 1. Juli 2002 bis Ende vergangenen Jahres der Mathematikerin und Informatikerin Gabriele Schmidtsdorff. Zudem wurden die Befugnisse der Tchibo Services deutlich eingeschränkt. Hier würden nun lediglich SAP-Anwendungen gebündelt und als Shared Services verkauft, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen gegenüber CIO-Online. Nach Tchibo-Angaben hat sich an der Struktur nichts geändert. Nur der Name sei nun anders.
Der Betriebswirtschaftler Yves Müller (34), der bis dato für den Bereich Finanz- und Rechnungswesen verantwortlich war und seit 1999 im Unternehmen ist, betreut seit Januar diesen Bereich mit. Er berichtet an Thomas Vollmöller, der seit September vergangenen Jahres Vorstand für Zentrale Services ist und auch das IT-Ressort betreut. Firmen-Insider erwarten mit den beiden Neuen im IT-Top-Management von Tchibo auch eine neue IT- oder zumindest eine neue Sourcing-Strategie. Schmidtsdorff, die als erste Frau seit 25 Jahren in den Führungskreis von Tchibo aufstieg, stand sämtlichen bis zu ihrem Einstieg bei Tchibo üblichen Outourcing-Geschäften (vor allem mit IBM) kritisch gegenüber. Anfang letzten Jahres sagte Schmidtsdorff in einem Interview mit CIO, man müsse vom Begriff Outsourcing weg. "Das ist bloß ein Modewort, abgegriffen". Zudem könne Outsourcing dazu führen, dass man sich in der Hängematte des Dienstleisters ausruhe. "Dabei ist eine kleine, feine IT für das Unternehmen sehr wichtig", zeigte sie sich überzeugt. "Der Kostendruck ist nicht das Problem".
Doch als der für die IT zuständige Vorstand Rainer Kutzner im vergangenen September das Unternehmen verließ, verlor Schmidtsdorff ihren wichtigsten Rückhalt. Sie sei nun zunehmend als Kostentreiber wahrgenommen, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen. Ihr wurde vorgeworfen, die IT-Kosten zu stark belastet zu haben.
Nun dreht Tchibo sein "Sourcing-Rad" wieder zurück. Die Unternehmensberater von McKinsey sind bereits wieder im Konzern tätig und begleiten die Vertragsneuausschreibung für eine neue Sourcing-Strategie - wie schon im Jahr 1999. Damals wurde der erste Outsourcing-Deal mit dem Softwareriesen IBM unter Dach und Fach gebracht. Im bevorstehenden Pitch gilt IBM auch diesmal als Favorit.
Weitere Meldungen:
Ohne Schmidtsdorff
US-Gewerkschaften legen Zahlen zum Outsourcing vor
Outsourcing-Debatte aktiv angehen