Viele Unternehmen sammeln fleißig Daten, ohne bereits zu wissen, was sie einmal damit anfangen wollen. Manchmal fehlt ihnen die Idee, ein anderes Mal der qualifizierte Datenanalyst. Mitunter scheitern vielversprechende Ansätze aber auch am Datenschutz.
Im Mobilfunknetz von Telefónica Deutschland mit zirka 46 Millionen Anschlüssen (2017) entstehen täglich automatisch rund 5,3 Milliarden sogenannte Netzwerk-Events. Das sind Spuren, die Nutzer etwa durch Telefonate, den Versand von SMS und MMS oder die mobile Datennutzung hinterlassen. Diese personenbezogenen Daten enthalten Informationen zur lokalen Mobilfunkzelle, SIM-Karte und Mobilfunknummer und unterliegen dem Datenschutz.
Zwar stimmen die Nutzer in ihrem Vertrag meistens der Analyse dieser Daten zu, damit das Netz optimiert werden kann, doch Telefónica kann diese Daten nicht anderweitig nutzen. Da diese Daten aber wertvolle Informationen enthalten, um beispielsweise die Mobilität besser zu analysieren, entstand die Idee, die Daten anonymisiert auszuwerten. Bereits im Juni 2012 begann ein Team mit der Entwicklung der Data Anonymisation Platform (DAP), die genau das kann.
Ende 2012 hat Telefónica das erste Patent für die Anonymisierung angemeldet, die Grundversion war im Juni 2015 fertig. Auch die Vertreter der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) hatten keine Einwände. Im Januar 2016 erfolgte der Vermarktungsstart des ersten Produkts auf Basis der Analyse anonymisierter, ortsbezogener Netzwerkdaten. Im August 2016 erhielt die Plattform die Zertifizierung für geprüften Datenschutz des TÜV Saarland.
Was anonymisierte Mobilfunkdaten erkennen lassen |
1. Mit der Analyse von anonymisierten Mobilfunkdaten lassen sich beispielsweise Aussagen darüber treffen, wann und wo welche Bevölkerungsgruppen wie mobil sind. |
2. In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation wurde am Beispiel Stuttgart untersucht, welches Potenzial Mobilfunkdaten für die Verkehrsplanung haben. |
3. In Nürnberg arbeitet Telefónica mit der Southpole Group an einer neuen Messmethode für Feinstaub. |
Ein strenger Datenschutz muss also keineswegs Geschäftsmodelle rund um Big Data verhindern. Telefónica arrangierte sich mit den gesetzlichen Gegebenheiten und fand eine pfiffige Lösung. Der Konzern entwickelt die Plattform nun weiter, damit sie von Dritten genutzt werden kann.