Damit würde das neue Unternehmen sogar die bisherigen Platzhirsche T-Mobile und Vodafone hinter sich lassen. Wie KPN am Dienstag mitteilte, zahlt Telefonica Deutschland dafür 8,1 Milliarden Euro. Die Niederländer erhalten 5 Milliarden Euro in bar und halten nach Abschluss der Transaktion 17,6 Prozent an Telefonica Deutschland.
Mit dem Schulterschluss will Telefonica Deutschland endlich Größenvorteile heben, die bisher T-Mobile und Vodafone vorbehalten waren. Die Münchner versprechen sich Kostenreduzierungen in Vertrieb, Kundenservice und den Netzen in Höhe von 5 bis 5,5 Milliarden Euro. Jährlich sollen es 800 Millionen Euro sein. Telefonica Deutschland ist hierzulande vor allem durch seine Kernmarke O2 bekannt. Ob sich der Unternehmensname und die Preisstruktur nach einem Zusammengang ändern, konnte ein Telefonica-Deutschland-Sprecher nicht sagen: "Dafür ist es noch zu früh." Auch die Zukunft der einzelnen Marken sei noch nicht entschieden.
An der Börse fiel die Aktie von Telefonica Deutschland um 1,0 Prozent auf 5,64 Euro. Allerdings hatte die Aktie am Montagabend bereits stark zugelegt. Börsianer bewerten die Übernahme positiv, da die Kostenreduzierungen die Ausgaben übersteigen dürften. Die T-Aktie stieg indes um 2,34 Prozent auf 9,34 Euro. Einige Experten halten es nämlich für möglich, dass Telefonica Deutschland und E-Plus Zugeständnisse an die Wettbewerbshüter gegen die Übernahme ausräumen müssen. Auch die Kosten für Auktionen von Mobilfunkfrequenzen könnten sinken, wenn es statt vier nur noch drei Netzbetreiber gibt.
Trotzdem dürfte die Deutsche Telekom am Ende der Verlierer dieser Hochzeit sein: Denn die Konkurrenz wird härter. Der ehemalige Monopolist hatte bisher nur einen Mobilfunk-Konkurrenten auf Augenhöhe - Vodafone. Nun kommt ein zweiter Wettbewerber hinzu, der ebenfalls auf Qualität setzt und die Mobilfunknetze der neuen Generation (LTE) ausbaut. Zusammen mit dem E-Plus-Netz kann Telefonica Deutschland seinen Kunden ein besseres Produkt anbieten und es wird noch schwerer für die Bonner, Kunden zurückzugewinnen.
Noch stehen die Zustimmung der Hauptversammlungen von KPN und Telefonica Deutschland sowie die Genehmigung der Wettbewerbshüter aus. Ein grünes Licht durch die Behörden ist aber keine ausgemachte Sache, da Kartellwächter in mehreren Ländern in der Verringerung von vier auf drei Konkurrenten einen Schaden für den Wettbewerb sehen. Eine geringe Anzahl von Anbietern zieht gemeinhin höhere Preise für Handy-Kunden nach sich.
Eine Ehe der beiden kleinen deutschen Mobilfunker war bereits vor einem Jahr im Gespräch. KPN und Telefonica konnten sich dem Vernehmen nach aber nicht einigen. Damals ächzte die spanische Konzernmutter Telefonica unter ihrem Schuldenberg. Seitdem hat sich die Lage wieder entspannt und Telefonica bekommt wieder neue Kredite. (dpa/rs)