Wie die Telekom in einer Presseinformation mitteilt, sind der Carrier und Reinhard Clemens übereingekommen, Clemens Vertrag mit Wirkung zum 1. Januar 2018 zu beenden. Dies entschied der Aufsichtsrat in seiner Sitzung vom 13. September 2017. In der Sitzung wurde auch ein Nachfolger bestellt. Auf Bitten des aktuellen Arbeitgebers wird der Name des neuen Vorstandsmitglieds aber erst in Kürze bekannt gegeben.
Das ist bereits der zweite prominente Wechsel in der Führungsetage der Telekom zum 1. Januar 2018. Zu diesem Termin geht - wie Mitte Juli bekannt wurde - auch Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme, der bislang für das Festnetz- und Mobilfunkgeschäft in Deutschland zuständig war. Unter seiner Leitung fand der Ausbau und die Modernisierung der Netze statt. Gerade seine Entscheidungen in Sachen Netzausbau - Stichwort Vectoring - waren in der Branchen nicht unumstritten.
Viele halten das Festhalten am Kupferkabel für einen Fehler und hätten lieber einen flächendeckenden Glasfaserausbau gesehen. Nicht unumstritten sind auch die Verdienste und die Strategie, die Clemens im Großkundengeschäft fuhr. Deshalb wird auch darüber spekuliert, ob das Stühlerücken in der Vorstandsetage ein Indiz für eine strategische Neuausrichtung des Konzerns sind. Es sei doch komisch, so ist aus diesem Lager zu hören, dass zwei der wichtigsten Vorstandsressorts zeitgleich neu besetzt werden.
Clemens und mit ihm die T-Systems waren lange Jahre im Konzern für die Themen Digitalisierung, Cloud und Technik zuständig. Mittlerweile ist jedoch Claudia Nemat für das Vorstandsressort Technologie und Innovation zuständig. Bei ihr liegen nun der Technik-Part sowie die interne IT sowie das Thema Innovationen. Eine T-Systems adressierte dagegen nur Themen wie das externe IT-Business mit Großkunden sowie die von Clemens ins Leben gerufene Security-Sparte. Und in Sachen Cloud kommt die Grundlage aus dem Bereich von Claudia Nemat als Vorleistung und T-Systems setzt eine bestimmte Funktion oben drauf, wie Reinhard Clemens in einem Interview (Die Telcos müssen in die Cloud) mit der COMPUTERWOCHE erklärte.
Ein Konstrukt, in dem viele eine Beschneidung der Befugnisse von Clemens sahen sowie die Reduzierung der Bedeutung einer T-Systems. Andere glaubten gar, darin ein Zeichen zu sehen, dass Telekom-Chef Timotheus Höttges mit der Cloud-Bilanz von Clemens unzufrieden sei. Der T-Systems-Chef war als David gegen Goliaths wie AWS oder Google angetreten.
Während sich eine T-Systems über einen Halbjahres-Umsatzwachstum von knapp 25 Prozent freute, wuchs die Konkurrenz alleine in einem Quartal schon um 60 Prozent. Allerdings gelang Clemens im Cloud-Business mit der Open Telecom Cloud (OTC) ein besonderer Coup: Er handelte mit seinem Hardware-Lieferanten Huawei eine Revenue-Sharing aus, so dass ihn eine Cloud-Expansion künftig zumindest auf Hardwareseite nichts mehr kostete.
In der offiziellen Mitteilung ist kein Hinweis auf diese möglichen Verwerfungen an der Konzernspitze zu finden. So zitiert die Pressemitteilung Ulrich Lehner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom, zu den Veränderungen mit den Worten: "Ich danke Reinhard Clemens für seine bald zehn Jahre Vorstandsarbeit. Er hat in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld dem Unternehmen wichtige Impulse gegeben. Sein Nachfolger bringt die nötige Erfahrung und das Fachwissen mit, um die Transformation von T-Systems konsequent weiter voranzutreiben."
Telekom-Chef Höttges dankte Clemens für sein Engagement und die Bereitschaft, den Übergang konstruktiv mitzugestalten: "Wir haben fast zehn Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet. Es spricht für Reinhard Clemens, dass er sich bereit erklärt hat, die Zeit des Übergangs mit seinem Nachfolger gemeinsam zu gestalten und so einen reibungslosen Übergang sicherzustellen. Reinhard Clemens mit seiner Kompetenz bei IT-Innovationen wird mir fehlen."
Clemens selbst kommentiert die Entwicklung so: "Der Schwerpunkt unserer Arbeit in den letzten Jahren war, das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen und für die Herausforderungen der Digitalisierung zu wappnen. Das ist uns gelungen, auch wenn wir noch nicht alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen hatten. Ich fühle mich dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern weiter sehr verbunden und danke ihnen für die tolle Unterstützung in den schwierigen Jahren des Umbaus, die allen viel abverlangt haben. Es ist mir wichtig, den Übergang gemeinsam mit meinem Nachfolger geordnet zu gestalten."