Widerstand

Telekom-Betriebsrat sieht bei Roaming-Pflicht viele Jobs in Gefahr

02.01.2019
Wer kennt das nicht: Auf der Fahrt im Auto ist plötzlich das Netz weg - und das Telefonat unterbrochen. Also fordern Politiker, dass man mancherorts dann kostenlos ein anderes Netz nutzen soll. Doch gegen das sogenannte lokale Roaming gibt es scharfe Widerstände.

Lokale Roaming-Pflichten in Deutschland würden nach Ansicht des Betriebsrats der Deutschen Telekom Tausende Arbeitsplätze gefährden. "Käme so ein Roaming, würden unsere Investitionen entwertet und künftige Ausgaben in die Infrastruktur und somit auch ins Personal müssten abgesenkt werden", sagte Telekom-Betriebsratschef Josef Bednarski der Deutschen Presse-Agentur. Auf lange Sicht müsste also deutlich Personal eingespart werden - bei den drei Netzbetreibern Telekom, Telefónica und Vodafone, die in den Netzausbau investieren, wäre insgesamt eine fünfstellige Zahl an Arbeitsplätzen vom Rotstift bedroht, sagt er.

Netzlücken können insbesondere Autofahrer gehörig nerven. Abhilfe soll lokales Roaming schaffen.
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Das lokale Roaming, also die Nutzung von Netzen durch Konkurrenten, ist ein Vorschlag der Bundestagsfraktionen von Union und SPD, damit Verbraucher in Funklöchern in Gebieten auf dem Land kostenlos mit anderen Netzen verbunden werden. Bednarski hält das für "Populismus" fernab der wirtschaftlichen Realität.

Roamingpflicht durch 5G-Vergabe?

In diesem Frühjahr steht die Auktion von Frequenzen der neuen Mobilfunkgeneration 5G an, die Technologie mit ihrem schnellen Internet ist besonders für die Industrie wichtig. Die Bundesnetzagentur hat in ihren Vergaberegeln bisher auf Roamingpflichten verzichtet - sie setzt darauf, dass die unterschiedlichen Firmen der Branche miteinander verhandeln. Die Vizechefs der Bundestagsfraktionen fordern eine rasche Gesetzesänderung, um die lokale Roamingpflicht noch durchzusetzen.

Kurz vor Weihnachten haben Telefónica (O2) und Vodafone Klage gegen die Regeln der 5G-Frequenzvergabe eingereicht. Nach einem Medienbericht folgt nun auch die Telekom. "Wir haben von Beginn an gesagt, dass die für die Auktion vorgesehenen Auflagen aus unserer Sicht unrealistisch sind und Rechtsunsicherheit schaffen", sagte ein Konzernsprecher der "Welt".

Die Netzbetreiber müssen für die Frequenzen viel Geld in die Hand nehmen. Ihre Furcht: Bei zu hohen Auflagen verdienen sie zu wenig daran. "Die verschärften Ausbauauflagen gehen deutlich über das hinaus, was die Bundesnetzagentur zuvor selbst als zumutbar und verhältnismäßig beschrieben hat", zitierte die "Welt" die Telekom. Darüber hinaus wehre sich die Telekom gegen Vorgaben, wie sie ihr Netz für ihre Konkurrenten öffnen soll. "Die völlig unklaren Regelungen zum nationalen Roaming gefährden Investitionen, insbesondere im ländlichen Raum", sagte der Telekom-Sprecher.

Betriebsrat Bednarski hatte zusammen mit seinen Pendants bei Telefónica und Vodafone einen Brief an die Politik geschrieben, um vor den negativen Folgen zu warnen.

Wer baut, verliert?

Käme die Roamingpflicht, würde der Bau von Funkmasten auf dem Land noch unattraktiver als bisher, argumentiert Bednarski. Die Logik: Ein Netzbetreiber müsste seine Konkurrenten auf die Antennen lassen, er könnte gegenüber dem Kunden also nicht mehr als alleiniger Anbieter eines guten Netzes in einer Region punkten. "Die Devise wäre dann "Wer baut, verliert" - weil man die Konkurrenz, die nicht ausbaut, drauflassen müsste und keinen Wettbewerbsvorteil mehr hätte", sagte Bednarski. Dementsprechend zurückhaltend wären die Netzbetreiber - und der Ausbau auf dem Land würde zum Rohrkrepierer, warnt er.

Der Arbeitnehmervertreter sieht auch Arbeitsplätze in anderen Industriebereichen in Gefahr. "5G würde nicht so schnell und umfassend ausgebaut wie es unbedingt sein müsste, damit der Industriestandort Deutschland wettbewerbsfähig bleibt."

Telekom-Konkurrent United Internet mit seiner Marke 1&1 bewertet Roamingpflichten hingegen positiv - die Firma hat bisher kein eigenes Netz, sondern nutzt das Telefónica-Netz. Derzeit erwägt United Internet, mit der 5G-Auktion zum vierten Netzbetreiber in Deutschland zu werden. (dpa/ad)