T-Aktie erwacht aus Dauerschlaf

Telekom setzt Netzausbau fort

27.02.2015
Auf dem lange Zeit stagnierenden deutschen Markt punktet die Telekom wieder mit einem Plus, in den USA brummt das Geschäft und die Aktionäre dürfen sich freuen: Die T-Aktie erwacht allmählich aus ihrem Dornröschenschlaf.
Foto: Telekom

Für Telekom-Chef Tim Höttges könnten die Dinge derzeit kaum besser laufen: Europas größter Telekommunikationskonzern treibt sein Wachstum voran und die Gewinne sprudeln wieder. Freude bereitet dem Manager dabei nicht nur die boomende US-Tochter, die seit Monaten mit enormen Kundenzuwächsen die Konkurrenz aussticht. Auch auf dem Heimatmarkt laufen die Geschäfte immer besser: Im vierten Quartal erlösten die Bonner seit vielen Jahren erstmals wieder einen Zuwachs beim Umsatz. Und Höttges blickt in die Zukunft: "Mit massiven Investitionen in unsere Netze treiben wir den Ausbau zum führenden europäischen Telekommunikationsanbieter voran."

Die Präsentation der Jahreszahlen ist für den Manager ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef eine leichte Übung: Lässig gekleidet in blauem Anzug, dunkelblauem Hemd und ohne Krawatte tritt er lächelnd vor die Kameras. "Ich trage mein Hemd in der Hose und sehe nicht so gut aus", witzelt Höttges in Anspielung auf den griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis. Sein leicht legerer Kleidungsstil sei vielleicht auch "ein Signal für die Transformation des Unternehmens", meint er dann schon etwas ernster.

Und dann legt Höttges los und beschreibt den Kurs, den die Telekom eingeschlagen hat. In Netze investieren, Kunden von der Qualität überzeugen - und am Ende höhere Umsätze und Ergebnisse ernten. Dabei ist der Manager keinesfalls bescheiden: "Wir haben das schlau gemacht." Eindrucksvoll, wie sich der Umsatz verbessert habe. "Wir mussten uns die Augen reiben, eine solche Entwicklung haben wir lange nicht mehr gesehen", sagt er über das abgelaufene Geschäftsjahr.

Höttges: "Die Zeichen stehen auf Wachstum"

Und diesen Kurs will die Telekom in den kommenden Jahren beibehalten. Mehr als vier Prozent Umsatz auf 62,7 Milliarden Euro und eine Verdreifachung des Konzerngewinns auf 2,9 Milliarden Euro waren es im vergangenen Jahr. Höttges ist davon überzeugt: "Die Zeichen stehen auf Wachstum - das soll keine Eintagsfliege sein." Mit kombinierten Produkten aus den Bereichen Mobilfunk, Festnetz und TV will die Telekom zur ersten Wahl in Europa werden.

Erst vor wenigen Wochen hatten sich die Bonner gemeinsam mit der französischen Orange vom britischen Mobilfunkgeschäft getrennt. Der landesweit größte Anbieter EE wurde an die BT Group verkauft. An dem britischen Festnetzanbieter, der nun wieder mit einer starken Mobilfunkflanke auf dem Markt vertreten ist, sicherte sich die Telekom dabei einen Anteil von 12 Prozent. Integrierte Anbieter, glaubt Höttges, haben im Telekommunitionsmarkt ein überlegenes Geschäftsmodell.

Das gilt langfristig auch für das US-Geschäft. T-Mobile liefert sich dort gerade ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sprint um die Position des landesweit drittgrößten Anbieters. Wie lange die Telekom an ihrem US-Geschäft festhält, ist unklar und vermutlich nur eine Frage der Zeit. Berichte über mögliche Interessenten erwiesen sich bislang als Spekulation. Angesichts der gutlaufenden Geschäfte steht Höttges nicht unter Handlungszwang, er hält sich alle Optionen offen.

Dennoch - nicht alles läuft so glatt, wie sich Höttges das wünscht. Das zeigen unter anderem Probleme, die unter anderem bei der Umstellung des Telekom-Netzes auf IP-Basis auftreten. In den vergangenen Monaten war es mehrfach zu Kundenbeschwerden gekommen, weil die Umstellung nicht reibungslos verlief und Kunden vom Netz abgehängt wurden. Bei einer Umstellung von 50 000 bis 60 000 Kunden pro Woche gehe es aber nur um eine geringe Zahl, beteuert Höttges.

Die Geschichte der Telekom
Aufstieg, Krisen und Skandale. Wie sich die Telekom vom verkrusteten Staatsbetrieb zum internationalen ITK-Player entwickelte.
2015
Den Sponsoring-Vertrag mit dem FC Bayern München hat die Telekom bis 2017 verlängert.
Vectoring statt Glasfaser
Den Netzausbau treibt die Telekom nicht, wie viele wünschen, vor allem mit Glasfaser voran, sondern auch mit Vectoring, einer Technologie, die mehr aus den vorhandenen Kupferadern holen soll, aber auch beim Endkunden viel Strom verbraucht.
All-IP und IPTV
Mit dem IPTV-Service Entertain bringt die Telekom eine stetig steigende Programmflut nach überall.
November 2015
Das neue Twin-Core-Rechenzentrum der Telekom in Biere realisiert mit seinem unweit gelegenen Zwilling eine hochsichere Public Cloud.
Connected Car
Die Connected Cars, in deren Entwicklung die Telekom beträchtlich investiert, sind untereinander und stets auch mit einer (Telekom-)Cloud verbunden.
Smart Home
Mit Qivicon lassen sich alle vernetzten Systeme in Haushalten zentral steuern.
Smart City
In der mit Sensor- und M2M-Technik gespickten Smart City werden Autofahrer bei der Parkplatzsuche unterstützt.
Innovationen sollen die ...
... Telekom endlich dauerhaft aus der Defensive bringen. Zuständig dafür: der Leiter des P&I-Bereichs, Thomas Kiessling
Timotheus Höttges, ...
... muss sich unter anderem mit Altlasten aus dem US-Markteinstieg von T-Mobile herumschlagen. Zudem steht ein großer personeller Aderlass an mehreren Standorten bevor.
Neue Frauen für den Telekom-Vorstand:
Ex-McKinsey-Beraterin Claudia Nemat übernimmt den Bereich EMEA, Ex-Hochschulchefin Marion Schick die Personalleitung.
Noch Wüstenei, ...
... bald Deutschlands größtes Rechenzentrum: Bei Magdeburg baut die Telekom neue Ressourcen fürs Cloud-Geschäft
Noch-Telekom-Boss ...
... und der inzwischen verstorbene Apple-CES Steve Jobs feiern zusammen 20 Jahre Mobilfunk, natürlich mit dem iPhone
Mit neuen Anwendungen ...
... wie Smart Meters (siehe Bild) oder Remote-Gesundheitskontrolle versucht die Telekom, noch mehr Verkehr auf die Mobilnetze zu bringen und gleichzeitig neuartige Endgeräte zu verkaufen
Zur Mobile World 2011 ...
... präsentiert die Telekom ihren ersten LTE-Stick.
2008:
Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Anja Feldmann:
Feldmann leitet seit 2006 den Lehrstuhl für „Intelligent Networks“ und „Management of Distributed Systems“ der Deutsche Telekom Laboratories, einem An-Institut der Technischen Universität Berlin. Sie erhält den Leibnitz-Preis für ihre Konzepte eines Internet 2.
2007:
Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
2006:
Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Online-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Am 1. Januar 2005 ...
startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Von 2002 bis 2006 ...
steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
2000:
Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998:
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996:
28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
Tim Berners Lee:
Der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
Start des D1-Netzes 1992:
Dieser Chip machte es möglich, über D1 zu telefonieren
Erst 1966 ...
wurde die letzte Handvermittlungsstelle auf automatisierten Betrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt starb aus.
1965:
Telefonieren auch in die USA über den Satelliten Early Bird.
1961:
Für heutige Verhältnisse gigantisch mutete das erste Telefon für das A-Netz an, das 1958 startete.
1904 ...
installierte Quante in Berlin die erste Telefonzelle
1877 ...
funktionierte in Berlin das erste Telefon, hergestellt von Siemens.

T-Aktie über Ausgabepreis 1996

Gute Nachrichten gibt es unterdessen seit Wochen für T-Aktionäre. Auch wenn am Donnerstag der Kurs der Aktie etwas nachgab, hat das Papier in den vergangenen Wochen insgesamt stark zugelegt. Dabei befand sich die Aktie praktisch seit 2008 in einem Tiefschlaf. Die Notierung liegt mit derzeit rund 16 Euro pro Aktie - und damit wieder deutlich über dem Preis, mit dem der einst als Volksaktie gepriesene Anteilsschein der Telekom 1996 an die Börse gekommen war. (dpa/mb)