Die Telekom will demnach ihre wachstumsstarke US-Sparte mit dem amerikanischen Branchenkollegen Sprint zusammenlegen, statt sie wie ursprünglich geplant zu verkaufen. Dabei solle die unternehmerische Führung bei den Bonnern liegen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld des Vorstands und des Aufsichtsrats.
Ein offizieller Beschluss des Aufsichtsrats für das Vorgehen liege allerdings noch nicht vor, da die obligatorischen politischen Gespräche vor einem derartigen Vorhaben noch nicht abgeschlossen seien, hieß es im Blatt. Die Telekom wollte auf Anfrage den Bericht nicht kommentieren.
Sprint-Aktien steigen
Sprint-Aktien legten im nachbörslichen Handel am Dienstag in New York knapp 0,4 Prozent zu, T-Mobile-US-Papiere verloren dagegen rund 1,3 Prozent. Die T-Aktie im Dax trat am Mittwochmittag auf der Stelle.
Vor drei Jahren war ein Zusammengehen der beiden Mobilfunkanbieter noch von den Behörden abgelehnt worden. Damals wollte Sprint unter Federführung vom japanischen Hauptaktionär Softbank die Telekom-Tochter übernehmen. Vier große nationale Mobilfunkanbieter seien besser für die Verbraucher, hieß es damals von den Behörden. Nun aber glaube das Telekom-Management, dass sich unter der neuen Regierung von US-Präsident Donald Trump die Einstellung dazu geändert haben könnte.
Grund: Der Republikaner Trump hat an der Spitze der US-Telekom-Aufsicht FCC mit Ajit Pai einen unternehmensfreundlicheren Parteikollegen installiert. Der will Investitionen fördern und dafür die Regeln etwas lockern.
T-Mobile US auf dem Erfolgsweg
Telekom-Chef Tim Höttges sieht T-Mobile US inzwischen ohnehin eindeutig in einer "Position der Stärke", wie er auch auf der Hauptversammlung Ende Mai den Aktionären sagte. Der Erfolg der US-Tochter lege die Latte für jedwede Überlegungen auf dem US-Markt "sehr hoch". Oft spricht Höttges davon, dass T-Mobile US der "Königsmacher" auf dem US-Mobilfunkmarkt sei. An dem könnte er nun auch festhalten.
Die Bedingungen auf dem US-Markt sind derweil auch deutlich andere als noch vor einigen Jahren. Die Telekom-Tochter hat mit aggressivem Marketing unter dem schillernden Chef John Legere den Konkurrenten Millionen Kunden abgeluchst - und dabei auch die chronisch in den roten Zahlen steckende Sprint überholt. T-Mobile US hat den Börsenwert von Mitte 2014 bis zuletzt auf rund 53 Milliarden Dollar fast verdoppelt. Sprint dümpelt heute noch auf dem Niveau von knapp 33 Milliarden Dollar - und war Anfang des vergangenen Jahres sogar kurzzeitig weniger wert als 10 Milliarden.
So könnte die Telekom nach einer Zusammenlegung durch einen reinen Aktientausch die Mehrheit an einem fusionierten Konzern behalten - und das Geschäft weiter in den eigenen Büchern ausweisen. Was früher eher für Verdruss sorgte, ist mittlerweile das Highlight in der Bilanz der Bonner. Die US-Sparte sorgte im vergangenen Jahr für 46 Prozent der Erlöse - Tendenz klar wachsend. Aus dem früher oft verlustreichen Geschäft ist zudem eine Art Gewinnmaschine geworden. So lassen sich mit Hilfe der US-Sparte seit einigen Jahren trotz Stagnation auf dem europäischen Heimatmarkt gute Nachrichten präsentieren. (dpa/rs)