Insgesamt konntenOutsourcing-Provider das vergangene Jahr als Rekordjahr verbuchen. Ein genauer Blick auf die Branchen zeigt jedoch erhebliche Unterschiede auf. Das geht aus dem ISG Index hervor, der den Markt seit rund fünf Jahren viertel- und ganzjährig beobachtet. Zum besseren Verständnis: Der Index berücksichtigt nur Verträge mit einem Jahresvolumen von umgerechnet mindestens vier Millionen Euro (der Index wird allgemein in US-Dollar ausgewiesen).
Dazu ein paar Zahlen:
ISG verzeichnet in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) für 2016 insgesamt 187 Abschlüsse. Das ist "die höchste jemals gemessene Zahl".
ISG unterscheidet traditionellesOutsourcing von SaaS(Software as a Service) und IaaS (Infrastructure as a Service). Demnach ging das klassische Outsourcing in der DACH-Region - auch, wenn es nach wie vor den Löwenanteil hält - um knapp neun Prozent zurück. Unterzeichneten die Unternehmen 2016 Verträge im Gesamtwert von 2,58 Milliarden Euro, waren es im Jahr davor noch 2,83 Milliarden Euro.
Was EMEA (Europa, Nahost und Afrika) betrifft, so wächst der Bedarf an "as a Service" in der gesamten Region, nicht nur in Deutschland. Die Sparte legte für EMEA insgesamt auf mehr als drei Milliarden Euro zu. 2015 waren es noch 2,3 Milliarden Euro. Wird das klassische Outsourcing miteingerechnet, weist ISG für EMEA im Jahr 2016 eine Gesamtsumme von 11,8 Milliarden Euro aus (2015: 11,6 Milliarden).
Gute Geschäfte machten die Provider in der EMEA-Region vor allem in den Branchen Telekommunikation und Medien. Hier erzielten sie ein Plus von 70 Prozent - das beste Ergebnis seit vier Jahren. In der Fertigungsindustrie gelang ein Wachstum von einem guten Drittel.
Anders stellt sich die Situation bei Banken und Finanzdienstleistern dar. Hier stagnierten die Aktivitäten. Bildet man einen Fünf-Jahres-Vergleich, blieb Finance 2016 um etwa 15 Prozent unterm Schnitt. Das fällt deswegen so stark ins Gewicht, weil es sich hier um die größte Branche in Europa handelt.
Wenig zu holen gab es in den Branchen Reise und Logistik. Hier blieb das Volumen um 45 Prozent unter dem von 2015. Das entspricht einem Acht-Jahres-Tief.
Für 2017 zweistelliges Wachstum erwartet
Bernd Schäfer, Partner und Managing Director bei ISG, kommentiert mit Blick auf das "As a Service"-Modell: "Obwohl der Einsatz dieser neuen Technologien und Dienstleistungen in der EMEA-Region bisher nur langsam in Fahrt kam, erwarten wir nun einen deutlichen Schwung durch diese neuen Lösungen, zumal derzeit viele Public Cloud-Anbieter ihre Rechenzentrumskapazitäten in Europa merklich erweitern. Im Gegenzug muss das traditionelle Sourcing wahrscheinlich mit Einbußen rechnen, da die Ausgaben sich immer mehr vom einfachen IT-Betrieb hin zu am Business orientierten digitalen Vorhaben bewegen." Für das neue Jahr rechnet er mit einem zweistelligen Wachstum.
Das Who-is-Who der Outsourcing-Anbieter
ISG hat sich außerdem die Anbieter weltweit angesehen. Der Index teilt sie in "Big", "Building" und "Breakthrough" ein. In Zahlen: die Kategorien entsprechen einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden, zwei bis zehn Milliarden und unter zwei Milliarden US-Dollar.
Das heißt konkret: Die "Großen" im traditionellenOutsourcing-Markt sind Accenture, Atos, Capgemini, Cognizant, CSC, HPE, IBM, NTT Data, TCS und T-Systems. Das ist kein Ranking, ISG ordnet die Player alphabetisch an. Im As-a-Service-Markt sind es Amazon Web Services, Google, Microsoft und Oracle sowie SAP.
Das Mittelfeld ("Building") besetzen Amdocs, Arvato, Capita, Carillion, CGI, HCL, Infosys, Interserve, Jones Lang LaSalle, Orange Business Services, Tieto und Wipro (für das klassische Outsourcing) sowie Adobe Systems, Equninix und Salesforce.com (As-a-Service).
The new kids on the block
Der Durchbruch ("Breakthrough") gelang laut ISG im vergangenen Jahr Atento, Datagroup, EVRY, Frontica Business Solutions, GFI Informatique, Luxoft, Mindtree, NGA Human Resources, NNIT A/S, SIA, VirtusaPolaris, Webhelp und WNS als Anbieter klassischen Outsourcings. Im Segment As-a-Service waren es Digital Reality und Interxion. Die Auflistung der Provider stützt ISG auf die Verträge, die diese in den vergangenen zwölf Monaten abschließen konnten.
Die Auswirkungen des Brexit
Was die Zahlen für Europa angeht, so fiel 2016 ein Land auf: Großbritannien. Dort sank das Volumen des traditionellen Outsourcings um zehn Prozent, die Zahl der Abschlüsse um ein Drittel. ISG vermutet, dass sich "die Region infolge der EU-Volksabstimmung in einer unsicheren politischen und ökonomischen Situation befand". Der Rückgang bei den Vertragswerten könne aber auch "dem Wertverlust des britischen Pfunds aufgrund des Brexit geschuldet sein, da der Index alle Währungen in US-Dollar umrechnet".