Apples kleinster Mac ist ein vollwertiger Rechner, der den meisten Aufgaben gewachsen ist, aber dennoch kommen je nach Einsatzgebiet oft spezielle Ausstattungswünsche auf, die Apple nicht befriedigen kann. Ein gutes Beispiel ist die Basis-Version des Mac Mini mit 2,5 Gigahertz Core-i5-CPU. Hier gibt es lediglich eine Grundkonfiguration mit 500 Gigabyte Festplatte und vier Gigabyte Arbeitsspeicher. Den Arbeitsspeicher kann man zwar sehr leicht selbst aufrüsten, wer aber mehr Festplattenplatz braucht oder gar eine superschnelle SSD verwenden möchte, muss gleich das Quadcore-Modell nehmen und wesentlich tiefer in die Tasche greifen.
Zusätzliche Ausstattungsvarianten
Das dachte sich auch der Online-Händler Alternate und bietet neben verbesserten Quadcore-Varianten auch zwei spezielle Versionen dieses Basis-Mac-Mini an, die man bei Apple so nicht bekommt. Man hat hier die Wahl zwischen einer Festplatte mit einem Terabyte und einer SSD mit 256 Gigabyte Kapazität. Gleichzeitig stattet der Händler die Macs mit acht statt vier Gigabyte RAM aus (im Handel etwa 45 Euro Aufpreis, bei Apple satte 100 Euro). Die Umbauarbeiten nehmen dabei die Techniker von Alternate vor, man bekommt den Mac Mini fertig umgebaut geliefert.
Gleich beim Auspacken fällt auf: Die Techniker sind sehr vorsichtig zu Werke gegangen. Sogar die Original-Folie, in die der Mac Mini ab Werk verpackt ist, ist noch vorhanden, das Siegel unberührt. Kratzer oder sonstige Spuren des Umbaus bemerken wir von außen nicht.
Notizen aus dem Testcenter
Zunächst nehmen wir uns das Festplatten-Modell vor. Die interne Platte stammt von Seagate. Sie hört auf die Bezeichnung Momentus ST1000LM024 und arbeitet mit 5400 Umdrehungen pro Minute. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Produkt des koreanischen Herstellers Samsung, das aber nach der Übernahme der Samsung-Festplatten-Sparte durch den amerikanischen Hersteller Seagate unter dessen Namen vertrieben wird. Bei einschlägigen Online-Händlern bekommt man diese Festplatte derzeit (Februar 2013) für etwa 70 Euro.
Im Test zeigt sich die Platte normalen Anforderungen gewachsen. Der Mac Mini bootet in knapp unter 40 Sekunden, was ein normaler Wert ist. 17,4 Millisekunden messen wir für die durchschnittliche Zugriffszeit der Platte, die maximale Datenübertragungsrate ermitteln wir mit etwa 106 Megabyte pro Sekunde. Das sind gute Werte für eine Notebook-Festplatte. Allerdings sinkt die Datenrate mit steigendem Füllgrad um die Hälfte auf etwas mehr als 50 Megabyte pro Sekunde ab. Das ist eine typische Eigenart von magnetischen Massenspeichern, da die inneren Spuren weniger Daten fassen als die äußeren. Da die Umdrehungsgeschwindigkeit aber konstant bleibt, sinkt die Datenrate ab, je mehr Sektoren auf der Platte belegt sind und je näher der Kopf daher zu den inneren Spuren hinfahren muss.
In der Praxis bedeutet das schlicht: der Mac fühlt sich zäh an. Beim Booten und besonders beim Starten von Programmen vergehen oft einige Sekunden zu viel, sodass man als Nutzer manchmal ungeduldig vor dem Bildschirm sitzt und warten muss. Das Phänomen ist aber keine spezielle Eigenart der Alternate-Edition des Mac Mini, das trifft auf alle Festplatten-basierte Macs zu, ganz besonders, wenn Notebook-Platten zum Einsatz kommen, da diese im Vergleich zu den 3,5-Zoll-Desktop-Platten meist geringere Datenraten und längere Zugriffszeiten aufweisen.
SSD sorgt für Speed
Ganz anders sieht das beim Modell mit SSD aus. In unserem Testgerät arbeitet eine SSD von Crucial mit 256 Gigabyte Kapazität. Im Handel kostet diese Platte derzeit etwa 180 Euro. Das Laufwerk ist per Sata III angebunden, schafft also theoretische Datenraten von etwa 600 Megabyte pro Sekunde. Wir messen durchschnittlich 340 Megabyte pro Sekunde, was ein guter, wenngleich kein überragender Wert für eine SSD ist. Andere Modelle schaffen hier mehr.
Die Zugriffszeit liegt bei gemessenen 0,15 Millisekunden. Genau hier spielt die SSD ihre Vorteile gegenüber der magnetischen Platte aus. Der Mac fühlt sich wesentlich schneller an, Programme starten blitzschnell, Fenster öffnen sich stets in einem Wimpernschlag. Das lässt sich zwar nur schwer in Zahlen fassen, doch die Bootzeit demonstriert es eindrucksvoll: Statt in knapp 40 Sekunden ist die SSD-Variante nur 16 Sekunden nach Druck auf den Einschaltknopf betriebsbereit. Zudem wird die SSD nicht langsamer, je mehr Daten auf ihr gespeichert werden. Zugriffszeit und Datenrate bleiben weitgehend konstant. Dem gegenüber steht allerdings nur ein Viertel der Kapazität, was die SSD-Version nicht für Speicher-intensive Anwendungen wie beispielsweise Videoschnitt empfiehlt.
Apple hat mit seinem Fusion Drive einen gelungenen Kompromiss aus Geschwindigkeit und Kapazität gefunden, ein Fusion Drive bietet jedoch auch Alternate in der Mac Mini Basisversion nicht an. Mit ein wenig bastlerischem Geschick sowie den richtigen Werkzeugen und Kabeln kann man sich aber ein Fusion Drive selber bauen. Wie das genau geht erfahren Sie in der Macwelt-Ausgabe 4/2013. Wir haben die Testergebnisse dieses Selbstbau-Experiment in den Test einfließen lassen, sie finden die Vergleichswerte in der Benchmark-Tabelle.
CPU- und Grafikleistung
Da wir die Basiskonfiguration des 2012er Mac Mini bislang noch nicht im Macwelt-Testcenter hatten, bietet es sich an, die Alternate-Editions direkt mit dem Quadcore-Top-Modell von Apple zu vergleichen (siehe Benchmark-Tabelle). Überraschungen gibt es dabei jedoch nicht. Anwendungen, die alle CPU-Kerne nutzen, liegen auf dem Quadcore-Modell erwartungsgemäß vorn. Insgesamt ist der Unterschied jedoch nicht sonderlich groß. Auch der Dualcore-Mac-Mini ist aktuellen Anforderungen durchaus gewachsen. Selbst 3D-Spiele meistert er zufriedenstellend, wenngleich man bei echten Blockbustern, wie beispielsweise Portal 2 die Qualität der Darstellung herunterschrauben muss, um eine flüssige und ruckelfreie Spielerfahrung zu erreichen.
Stromverbrauch und Lautheit
Überrascht sind wir von den Ergonomie-Messungen. Die Dualcore-CPU des Basismodells ist spürbar genügsamer als die Quadcore-Version. Das macht sich in erster Linie im Stromverbrauch unter Volllast bemerkbar. Statt knapp 50 Watt zieht der Basis-Mini weniger als die Hälfte (22 Watt) aus dem Stromnetz. Das hat direkte Auswirkungen auf die Geräuschentwicklung, denn wo weniger Strom verbraucht wird, muss auch weniger gekühlt werden. Unsere Schallmesskammer offenbart: Während der Quadcore-Mini nach 20 Minuten Volllast gut hörbar mit 1,5 Sone vor sich hin rauscht, bleibt der Basis-Mac-Mini mit 0,1 Sone so gut wie unhörbar. Der Unterschied zwischen der SSD- und der Festlattenversion fällt hier zudem kaum auf und ist nicht messbar. Die Seagate-Platte, die Alternate einsetzt arbeitet also sehr leise. (Macwelt)