Vor allem das Problem-Stahlwerk in Brasilien fasst zunehmend Tritt. Auch die übrigen Geschäfte dürften weiter angezogen haben. Eine weitere Erhöhung der Prognose erwarten die Analysten aber nicht, wenn ThyssenKrupp am Donnerstag (14.8.) die Zahlen für das dritte Quartal vorlegt. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Montag befragten Analysten rechnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit knapp 8 Prozent Umsatzplus auf 10,7 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) dürfte sich von 33 Millionen auf fast 362 Millionen Euro vervielfachen. Unter dem Strich erwarten die Experten 174 Millionen Euro Überschuss nach 395 Millionen Verlust vor einem Jahr.
Im Mai hatte der Vorstand seine Ziele für das Gesamtjahr erhöht. Nach 586 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012/13 soll sich das Ergebnis nun "annähernd" verdoppeln. Beim Umsatz traut sich ThyssenKrupp auf vergleichbarer Basis - also bereinigt um entgangene Erlöse aus verkauften Geschäftsteilen und Wechselkursschwankungen - nun ein Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zu. ThyssenKrupp hatte in den vergangenen drei Geschäftsjahren Verluste von zusammen mehr als 7 Milliarden Euro angehäuft. Das lag vor allem an den fehlgeschlagenen Investitionen in neue Stahlwerke in Übersee. Doch mittlerweile scheint der Konzern das Geschäft in den Griff zu bekommen - der Vorstand stellt im Gesamtjahr ein ausgeglichenes Ergebnis der Sparte in Aussicht.
Die amerikanische Stahlsparte besteht inzwischen nur noch aus dem Rohstahlwerk in Brasilien, nachdem die Weiterverarbeitungsfabrik im US-Bundesstaat Alabama verkauft wurde. Zu den Verkaufsbedingungen gehören auch Abnahmeverpflichtungen für Stahl aus dem Brasilien-Werk. Das zahlt sich für ThyssenKrupp aus, denn die Stahlnachfrage in den USA zieht an. Zudem profitiert der Konzern vom Verfall der brasilianischen Währung. Das macht die Produktion dort billiger. Dagegen wird die Rückübertragung von Teilen des alten Edelstahlgeschäfts die Bilanz stärker belastet haben. Das verlustreiche Werk AST im italienischen Terni und der deutsche Spezialhersteller VDM gehören seit März wieder voll zu ThyssenKrupp. Ursprünglich hatte der Konzern diese Bereiche an den finnischen Konkurrenten Outokumpu verkauft - musste sie aber zurücknehmen, als dieser in Schieflage geriet.
Als Stütze dürften sich auch im dritten Quartal die Technologiegeschäfte des Konzerns mit Autokomponenten, Aufzügen und großem Industrieanlagen erwiesen haben. Zuwächse erwarten Analysten auch im europäischen Stahlgeschäft, wo Nachfrage und Preise sich langsam wieder erholen. Zudem profitierte der Konzern von seinen Sparanstrengungen. (dpa/ph)