Obwohl bei der Bewerbung auf CIO-Level vieles anders abläuft - auch ein IT-Verantwortlicher muss Gespräche führen, bevor eine berufliche Veränderung für ihn ansteht. Und das tut er regelmäßig, denn im Durchschnitt wechselt ein CIO alle vier Jahre und vier Monate den Arbeitgeber, rechneten die Marktforscher von Gartner 2009 vor. "Bei einem CIO-Posten geht es um einen Dialog auf Augenhöhe. Man lernt sich kennen und entwickelt ein gemeinsames Verständnis über Voraussetzungen, Herausforderungen und gemeinsame Vorstellungen", erläutert Sven Michaelis, Berater bei der Personalberatung Egon Zehnder.
Um diesen Dialog bestmöglich zu nutzen, sollte man sich als IT-Verantwortlicher intensiv auf Gespräche vorbereiten. "Ich rate Kandidaten immer dazu, genau zu überprüfen, in welchem Bereich ein Unternehmen mit welcher Strategie unterwegs ist. So kann man sich vorab Gedanken machen, was die IT leisten muss, um diese Strategie optimal zu unterstützen", empfiehlt Michaelis. Es gebe zahlreiche Quellen, die man für eine intensive Vorbereitung nutzen kann. Der Berater nennt hier zum Beispiel das Internet, den Geschäftsbericht, vor allem aber das persönliche Netzwerk.
Intensiv vorbereitet hat sich auch Christoph Fülscher, der im April die Leitung der IT beim Hamburger Schuh-Filialisten Ludwig Görtz GmbH übernommen hat: "Zur Vorbereitung auf die Gespräche habe ich viel recherchiert. Ich habe zum Beispiel über Referenzprojekte gelesen und mich über mein persönliches Netzwerk informiert, auf welche Strategien und Plattformen das Unternehmen in der Vergangenheit gesetzt hat." Er habe sich bei der Vorbereitung viele Gedanken zur Marktausrichtung von Görtz gemacht und versucht, diese auf den IT-Bereich zu übertragen, so Fülscher. Auch auf Fragen, welchen Mehrwert die IT für das Unternehmen zukünftig liefern soll, habe er sich konkret vorbereitet.
Themen im Gespräch für einen CIO-Posten
Auch wenn nicht jedes einzelne Thema aus der Vorbereitung letztendlich im Gespräch thematisiert wird, verschafft man sich so einen guten Überblick und Sicherheit. "Oft wird ein Kandidat gefragt, wie er auf eine bestimmte Situation im Unternehmen reagieren würde. Darüber kann man sicherlich diskutieren und sollte Ideen erläutern", rät Personalberater Sven Michaelis. Vor allem sei das eine Gelegenheit, um ähnliche Beispiele aus der eigenen Vita zu schildern, die deutlich machen, wie man die Situation in einem ähnlichen Umfeld gelöst hat.
"Viele denken fälschlicherweise, dass es in Gesprächen um CIO-Posten viel um die rein fachliche IT-Ausrichtung geht. Doch bei Führungsfunktionen spielen ganz andere Themen eine Rolle", weiß Michaelis. Dann gehe es darum, welches Business-Verständnis man hat, wie man als Mensch führt, wie man sich in der Team-Entwicklung engagiert und wie man im Umgang mit seinen Business-Kollegen agiert. Am besten lasse sich das natürlich im Gespräch durch konkrete Beispiele belegen.
Welche Fragen CIOs stellen sollten
Wie für andere Positionen auch, bieten solche Gespräche die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Das beginnt schon bei der konkreten Ausgestaltung der Aufgaben: "Gerade bei CIO-Posten sollte man im Gespräch herausfinden, ob man als IT-Verantwortlicher am Business mitwirken wird oder das Unternehmen einen technisch orientierten CIO für den IT-Betrieb sucht", sagt Görtz-CIO Christoph Fülscher.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, hat er vor dem Gespräch ein Mindmap mit den Anforderungen und Aufgaben erstellt. So konnte er erkennen, über welche Aufgaben und Schwerpunkte er im Gespräch noch mehr herausfinden möchte. Solch ein gezieltes Stellen von Fragen empfiehlt auch Sven Michaelis: "Natürlich sollte man keinen mechanischen Fragenkatalog abarbeiten. Wichtiger ist es, wenn man die Fragen stellt, um das Umfeld und die Herausforderungen besser kennenzulernen."
Auf dieser Grundlage müsse man letztendlich entscheiden, ob die Position der nächste gute Schritt sei. "Die allerersten Fragen sollten sich immer um die Position an sich drehen. Alles weitere - etwa das Thema Vergütung - wird selbstverständlich erst in späteren Gesprächen thematisiert", ergänzt Michaelis.
Als Christoph Fülscher nach den Gesprächen bei seinem heutigen Arbeitgeber Görtz bereits positives Feedback erhalten hatte, bat er um ein weiteres Gespräch. "Mir war es wichtig, die jeweiligen verantwortlichen Geschäftsführer kennenzulernen und offene Fragen zu klären. So habe ich ein gutes Gefühl für die Erwartungshaltung der Fachbereiche und für meinen Gestaltungsspielraum als CIO bekommen", so Fülscher.