"Wir haben die Lunge eines verstorbenen Servicetechnikers, der täglich mit Tonerstaub in Berührung kam, im Elektronenmikroskop untersucht und eindeutig Kohlenstoffpartikel in großer Zahl nachgewiesen", berichtet Ludwig Jonas, Pathologie-Professor an der Universität Rostock. Sein Fazit: Tonerstaub ist eine mögliche Ursache für Lungenkrebs.
Jonas betreut eine Dissertation zu diesem Thema, die in Kürze fertiggestellt und dann auch veröffentlicht wird. Darin hat die Doktorandin die Auswirkungen verschiedener Stoffe auf Lungenzellen miteinander verglichen. Zu dem Ergebnis sagt Jonas: "Tonerpartikel sind so toxisch wie die schlimmste Asbest-Art."
Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass vor rund zehn Jahren erstmals Grenzwerte für den Verkehr festgelegt und Mess-Stationen an stark befahrenen Straßen aufgestellt wurden. Ludwig Jonas fordert nun, solche Grenzwerte auch für Büros festzulegen und die Feinstaubbelastung im Sinne des Arbeitsschutzes "deutlich" zu reduzieren.
Seine Tipps für ein gesundheitsverträglicheres Büro:
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Drucker und Kopierer in eigene Räume stellen,
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Tintenstrahler statt Laserdrucker nutzen und
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beim Kauf neuer Kopierer und Drucker deren Schadstoffausstoß vergleichen - manche Geräte übersteigen den zulässigen Straßenverkehrs-Grenzwert um das Fünffache.
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Außerdem sollten Mitarbeiter beim Wechseln der Kartuschen einen Mundschutz tragen. Selbstverständlich müssen die Kartuschen umweltgerecht entsorgt werden.
Während die Uni Rostock damit Klartext spricht, halten sich die Wissenschaftler vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zurück. Das Institut hatte voriges Jahr in einer eigenen Untersuchung zwar "deutliche Hinweise" auf eine mögliche Beeinflussung der Luftqualität in Räumen, in denen Drucker und Kopierer stehen, festgestellt.
Ihr Fazit lautet aber: "Aufgrund der vorliegenden Befunde zur gesundheitlichen Beeinträchtigung von Exponierten kann nicht ausgeschlossen werden, dass es durch die Exposition gegenüber Emissionen aus Büromaschinen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen kann. Ein klarer Zusammenhang kann allerdings nicht hergestellt werden, da die Datenlage hierfür nicht ausreicht."
Auf Anfrage von cio.de sagte eine Sprecherin des BfR, die Rostocker Studie sei bisher nicht bekannt und müsse erst gelesen werden, um die Ergebnisse einordnen zu können. Auch könne dann erst entschieden werden, ob das BfR zuständig ist oder die Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Das müsse geklärt sein, bevor mögliche Schritte wie etwa das Festlegen von Grenzwerten auf die Agenda kommen.
Wissenschaftler als Zielscheibe der Industrie
Ludwig Jonas ist nach eigenen Worten klar, dass er sich mit seinen Aussagen "zur Zielscheibe der Industrie" macht. Nach einem Interview mit der Ostsee-Zeitung am vorigen Dienstag habe er bereits "entsprechende Mails" erhalten. Die Zeitung hatte nicht nur über die Doktorarbeit berichtet, sondern sie auch kommentiert. Der Kommentarschreiber verlangt schnelles Handeln und fordert: "Die Hersteller sollten ihre Geräte mit Filtern ausstatten, Arbeitgeber Alternativen suchen. Auf weitere Studien muss man dafür nicht warten."