Beim Kurznachrichtendienst Twitter steht ein halbes Jahr nach der Rückkehr von Mitgründer Jack Dorsey an die Spitze ein massiver Umbau der Chefetage an. Vier Top-Manager verlassen das Unternehmen, wie Dorsey in der Nacht zu Montag per Twitter-Nachricht bestätigte. Dazu gehören Produktchef Kevin Weil und der für Software-Entwicklung zuständige Alex Roetter. Außerdem gehen Personalchef Brian Schipper und Katie Stanton, die Partnerschaften mit Medien betreute.
Dorsey betonte, alle vier verließen die Twitter-Chefetage auf eigenen Wunsch. In Medienberichten hatte es zuvor geheißen, einige seien herausgedrängt worden. Gerade der Job des Produkt-Chefs bei Twitter hatte sich in den vergangenen Jahren zu einem Schleudersitz entwickelt. Weil, der den Posten im Herbst 2014 übernahm, war der fünfte Manager in dieser Rolle in fünf Jahren.
Twitter macht ein stark verlangsamtes Wachstum der Nutzerzahlen zu schaffen, die Aktie ist im Keller. Dorsey will das Steuer herumreißen, indem es einfacher werden soll, den Dienst zu nutzen. Unter anderem könnte dafür die Beschränkung auf 140 Zeichen pro Nachricht fallen. Außerdem startete Twitter unter seiner Regie das Angebot "Moments" zum Bündeln von Tweets zu aktuellen Ereignissen und ersetzte die "Favoriten"-Sternchen bei Tweets, die ein Nutzer hervorheben will, durch rote Herzen. Dorsey setzte auch einen Stellenabbau in Gang.
Mit dem Abgang der Manager steigt die Rolle des Technik-Chefs Adam Messinger, der künftig auch für Produktentwicklung, Design und Forschung verantwortlich sein wird. Der für das operative Geschäft zuständige Adam Bain übernimmt kommissarisch das Personal-Ressort und das Mediengeschäft. Dorsey wolle auch rasch personelle Änderungen im Verwaltungsrat durchsetzen, schrieb das "Wall Street Journal". In den USA kontrolliert das Gremium nicht nur das Management, sondern bestimmt auch maßgeblich die Strategie.
Auch der Chef der zum Konzern gehörenden Kurzvideo-Plattform Vine, Jason Toff, geht, wie er bei Twitter schrieb. Er werde bei Google an Anwendungen für virtuelle Realität arbeiten, bei denen Nutzer mit speziellen 3D-Brillen in virtuelle Welten eintauchen. Toff hatte bereits früher bei dem Internet-Konzern gearbeitet. (dpa/rs)