Insgesamt hat Pentasys fünf Open-Source-Portale untersucht. Alle sind auf den gängigen J2EE Anwendungs-Servern lauffähig und arbeiten weitgehend datenbankunabhängig. Auch was die Sicherheit angeht, beurteilten die Studienautoren die Lösungen durchweg als gut: Alle verfügen über Single-Sign-On-(SSO)-Mechanismen und können über LDAP oder SSL angebunden werden.
Hinsichtlich der Portlet-Funktionalität, der Content-Verwaltung und Nutzerfreundlichkeit stellte Pentasys allerdings deutliche Unterschiede fest. Das aus Sicht des Dienstleisters überzeugendste Gesamtpaket bringen die Systeme von exo Plattform und Liferay mit. Weil für Liferay im Produktiveinsatz keine Lizenzgebühren anfallen, ging das System schließlich als Favorit aus der Studie hervor.
Jetspeed-2 und JBoss erfordern erheblichen Aufwand
Gridsphere landete in der Gesamtbetrachtung im Mittelfeld, während für die Lösungen von JBoss und jetspeed ein deutlich schlechtes Urteil gefällt wurde: nicht empfehlenswert. Unter anderem monierten die Pentasys-Berater, dass die JBoss-Lösung keine explizite Rechteverwaltung mitbringt.
Außerdem sei bei JBoss, wie auch bei jetspeed-2, der Installationsprozess schlecht dokumentiert und müsse außerdem manuell durchgeführt werden. Beide Portale setzten erhebliches Know-how und einen großen Entwicklungsaufwand für die Basisfunktionalitäten voraus. JBoss könnte allerdings von der Partnerschaft mit Novell und der angekündigten Zusammenarbeit im Portalbereich profitieren.
Das aus dem Universitätsumfeld stammende Gridsphere-Projekt machte zwar einen allgemein guten Eindruck. Es fehlen jedoch ausgefeilte Tools zur Kontrolle des Portals, Content-Management sei nur in Ansätzen vorhanden. Wenn spätere Versionen bessere Funktionalitäten mitbringen, könnte Gridsphere jedoch zu den Top-Angeboten aufschließen.
Liferay erste Wahl
Hierzu zählt vor allem Liferay: Die Lösung hebe sich durch seine guten Funktionalitäten, die ausführliche Dokumentation und den verfügbaren – kommerziellen – Support positiv ab. Das Angebot machte insgesamt den ausgereiftesten und professionellsten Eindruck. Kurz: Liferay ist der Untersuchung zufolge die erste Wahl für den Einsatz in Open-Source-Pilotprojekten.
Ähnlich gut wurde exo beurteilt. Unter anderem bringt die Lösung ein eigenes Content Management System, eine Workflow-Engine und ein Plugin zur Portlet-Entwicklung mit. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein reinrassiges Open-Source-Produkt: Nur beim nichtkommerziellen Einsatz fallen keine Lizenzgebühren an. Unternehmen müssen pro CPU knapp 3.000 Euro Gebühren zahlen.
Kommerzielle Lösungen bei anspruchsvollen Projekten
Ob Unternehmen bei Portalen überhaupt auf Open-Source-Lösungen setzen sollen, hängt vor allem vom Umfang der geforderten Funktionalitäten und der Art der zu integrierenden Anwendungen ab. Kommerzielle Lösungen empfehlen sich vor allem bei sehr komplexen und funktional anspruchsvollen Portalsystemen.
Kommerzielle Produkte bringen in der Regel umfangreiche vorgefertigte Funktionen und Schnittstellen mit. Firmen, die ihre IT-Landschaft bereits stark auf einen Hersteller ausgerichtet haben, sollten auch für den Bereich Portale auf dessen Angebote zurückgreifen, um darin alle Anwendungen zusammenführen zu können.
Auch Mischsysteme möglich
Firmen, die bereits mit kommerziellen Portalsystemen arbeiten, können diese auch mit Open-Source-Lösungen ergänzen. Wenn sie auf offene Portalstandards wie beispielsweise JSR-168 oder WRSP achten, können sie durch den Einsatz beider Modelle insgesamt Lizenzkosten einsparen.
Generell sollten Unternehmen beim Start von Portalprojekten vier Ratschläge beherzigen:
1. Start small
2. Ziele und Zielgruppen des Portals definieren und aufeinander abstimmen.
3. Abgestuftes Vorgehen: Erst die technische Plattform schaffen und evaluieren, dann den Content aufbauen.
4. Ganzheitlicher Ansatz: Organisation, Prozesse, Anwender, Anwendungen und Infrastruktur müssen auf das Portal vorbereitet und sukzessive integriert werden.