Erst mit Hilfe der häufig vereinbarten Einmalzahlungen von bis zu 3000 Euro hätten viele Tarifbranchen zur Reallohnsicherung beigetragen, erklärte Tarif-Experte Thorsten Schulten am Donnerstag laut einer Mitteilung. Gleichzeitig warnte er vor einem Basiseffekt: "Da es sich um Einmalzahlungen handelt, wirken sie sich mit ihrem Auslaufen in den Folgejahren jedoch stark dämpfend auf die Lohnentwicklung aus."
Ohne die steuer- und abgabenfrei gestellten Einmalzahlungen seien die Reallöhne im ersten Halbjahr um durchschnittlich 1,7 Prozent gesunken, berichtete das WSI-Tarifarchiv der Stiftung. Die nominale Steigerung von 5,6 Prozent bei den Tariflöhnen habe die Teuerung von 7,4 Prozent nicht ausgleichen können. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Tarifsteigerungen deutlich höher ausgefallen, was unter anderem auf Abschlüsse bei der Deutschen Post AG und im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen zurückzuführen sei. Insgesamt gilt für etwa die Hälfte der rund 34 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland ein Tarifvertrag.
Für das zweite Halbjahr rechnet Schulten aber mit einem starken Rückgang der Inflation, so dass eine deutlich positivere Tarifbilanz zu erwarten sei. "Angesichts der sich deutlich eintrübenden Konjunkturaussichten darf es zu keinem weiteren Einbruch beim privaten Konsum kommen", meinte der Gewerkschafter mit Blick auf die Lohnverhandlungen unter anderem im Handel und im Öffentlichen Dienst der Länder. Es sei "besonders wichtig", dass die Tariflohndynamik weiter anhalte und Kaufkraftverluste möglichst vermieden würden. (dpa/ad)