Uber-Chef Travis Kalanick nimmt nach massiven Turbulenzen bei dem Fahrdienst-Vermittler eine Auszeit. Der 40-Jährige Mitgründer nannte dabei in einer E-Mail an die Mitarbeiter keinen Zeitraum. Zuvor war in Medienberichten von einem dreimonatigen Urlaub die Rede gewesen. "Die jüngsten Ereignisse haben mir beigebracht, dass Menschen wichtiger als die Arbeit sind", schrieb Kalanick. Uber wurde von einer Untersuchung zu Vorwürfen von Sexismus und Diskriminierung erschüttert. Kalanick verlor vor kurzem seine Mutter bei einem Bootsunfall. Sein Vater wurde dabei schwer verletzt.
Zugleich machte Kalanick deutlich, dass er die Führung bei Uber behalten wolle. Er brauche eine Auszeit vom Tagesgeschäft, um seine Mutter zu betrauern, sowie "um nachzudenken, an mir zu arbeiten und ein Weltklasse-Führungsteam aufzubauen". Während seiner Abwesenheit werde der Rest des Führungsteams die Firma leiten. In den vergangenen Monaten hatten mehrere Top-Manager Uber verlassen. Zuletzt ging mit Kalanicks umstrittener Vertrauer Emil Michael, der eine wichtige Rolle im operativen Geschäft spielte.
Uber und Kalanick gerieten in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck. Das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie berüchtigte Unternehmen musste eine tiefgreifende Untersuchung einleiten, nachdem eine ehemalige Software-Entwicklerin von sexuellen Belästigungen berichtete, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben seien. Die Ermittlungen wurden vom ehemaligen Justizminister Holder geleitet, der heute bei einer Anwaltskanzlei arbeitet. In einem ersten Schritt waren rund 20 Mitarbeiter entlassen worden.
Laut Medienberichten wurde in dem Untersuchungsbericht auch vorgeschlagen, Kalanick solle einen Teil seiner Vollmachten an andere Top-Manager abgeben. "Die ultimative Verantwortung dafür, wo wir stehen und wie wir dort angekommen sind, liegt auf meinen Schultern", schrieb Kalanick in seiner E-Mail. Er wolle an einem "Uber 2.0" arbeiten und dafür sei aber ein "Travis 2.0" nötig.
Kalanick gilt als treibende Kraft hinter der aggressiven weltweiten Expansion des Start-ups. Zugleich wurde aber auch kritisiert, dass er bei Uber eine Kultur geschaffen habe, bei der Leistung und Erfolg wichtiger als alles andere seien. Kalanick musste sich in den vergangenen Monaten bereits rechtfertigen, nachdem ein Video veröffentlicht wurde, in dem er hitzig mit einem Uber-Fahrer diskutierte. Er versprach danach, künftig erwachsener zu agieren und in den vergangenen Monaten wurde nach einer starken Nummer zwei für ihn gesucht. (dpa/rs)