Das Silicon Valley geht in die Luft

Uber plant Flugtaxis

26.04.2017
Flugtaxis und Luftschiffe: Den Tech-Unternehmern wird es auf dem Boden zu eng. Sie versprechen eine Transport-Revolution in der Stadt mit kompakten Fluggeräten. Die Projekte stecken allerdings noch in den Kinderschuhen.
In Zukunft nicht mehr nur auf dem Boden unterwegs: Uber hat Interesse am Luftverkehr.
Foto: Worawee Meepian - shutterstock.com

Erst nahm das Silicon Valley die Entwicklung selbstfahrender Autos in Angriff, jetzt will die Tech-Branche Vorreiter bei zukünftiger Mobilität in der Luft werden. Der Fahrdienst-Vermittler Uber stellte Pläne für ein Netzwerk aus fliegenden Taxis vor, die Menschen in der Stadt befördern. Google-Mitgründer Larry Page bestätigte, dass er die Entwicklung kleiner Fluggeräte finanziert. Und der zweite Mitgründer des Internet-Riesen, Sergey Brin, lässt laut einem Medienbericht ein Luftschiff bauen.

Uber will sich auch in der Luft auf die Rolle eines Plattform-Anbieters beschränken. Die Uber-Flieger sollen von Partnern wie der Hubschrauber-Hersteller Bell oder der Flugzeugbauer Embraer kommen. Uber will ein Netz aus "Vertiports" betreiben, an denen die Fluggeräte senkrecht starten und landen können. Zum Jahr 2020 sind Tests in der texanischen Stadt Dallas und Dubai geplant. Das Ziel sei, drei Jahre später einen kommerziellen Betrieb aufzunehmen. Zu den Partnern gehört auch der Anbieter von Ladestationen Chargepoint. Vor einem kommerziellen Betrieb müssten allerdings neben technischen Lösungen auch noch viele rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden.

Uber Elevate

Uber hatte Interesse am Luftverkehr in Städten bereits mit einem Strategiepapier im vergangenen Herbst gezeigt - jetzt folgt die Umsetzung. Für das Projekt "Uber Elevate" holte sich die Firma unter anderem den erfahrenen Ingenieur Mark Moore von der US-Raumfahrtagentur Nasa. Uber argumentiert, dass die Straßen vollgestopft mit Autos und teuer im Unterhalt seien und man deshalb in die Luft ausweichen müsse. Und Uber rechnet vor, dass die Beförderungskosten pro Passagier und Kilometer mit der Zeit mit denen in heutigen Fahrdiensten vergleichbar sein würden - bei rund 1,40 Dollar.

Für Uber sind die hochfliegenden Pläne eine willkommene Ablenkungen von immer neuen Negativ-Schlagzeilen in den vergangenen Wochen und Monaten. Nach Enthüllungen einer Software-Entwicklerin wird intern geprüft, ob die Firmenkultur frauenfeindlich und diskriminierend ist. Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste versprechen, erwachsener zu agieren, nachdem er bei einem Wortgefecht mit einem Uber-Fahrer gefilmt wurde. Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber vor Gericht ein Einsatz gestohlener Roboterwagen-Technologie vor. Hinzu kommen die fortlaufenden Milliardenverluste, mit denen Uber für das rasante internationale Wachstum bezahlt. Die aktuellen Finanzen stellen nach Ansicht einiger Beobachter auch die Umsetzung der ambitionierten Flugtaxi-Pläne in Frage.

Interesse an Luft-Mobilität wächst

Unterdessen denken auch andere über Luft-Mobilität in der Stadt nach. Mit Airbus arbeitet auch ein Industrie-Schwergewicht an Fluggeräten dafür. Die chinesische Firma Ehang will in diesem Jahr ebenfalls in Dubai Tests mit einer Art Riesen-Drohne starten, die eine Person befördern kann. Am Montag wurde auch ein von Google-Mitgründer Larry Page finanziertes Projekt zur Entwicklung kleiner Passagier-Fluggeräte vorgestellt. Der "Kitty Hawk Flyer" erinnert äußerlich an eine Riesen-Drohne mit acht Elektromotoren, die einen Menschen auf dem Sitz in der Mitte tragen kann. Da das rund 100 Kilogramm schwere Fluggerät zur Sicherheit über einem See getestet wird, hat es statt Rädern Schwimmer ähnlich wie ein Wasserflugzeug.

Nun berichtete der Finanzdienst Bloomberg, auch Brin habe ein Luftfahrt-Projekt - es sei aber ein großes Luftschiff, das in einem Hangar des traditionsreichen NASA Ames Research Centers unweit der Google-Zentrale in Mountain View gebaut werde. Bisher sei das Metall-Gerippe fertiggebaut worden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Noch unklar sei, ob das Projekt ein Hobby von Brin sei oder er für die Zukunft an eine kommerzielle Nutzung denke. (dpa/ib)