Tipp 1: Bleiben Sie erreichbar
Virtuelle Arbeit kann schnell zu einer einsamen Angelegenheit werden. Ihre Teammitglieder sollten sich nie "weitab vom Zentrum des Geschehens" fühlen. Bleiben Sie in regelmäßigem Kontakt, sprechen Sie dabei nicht nur über aktuelle Projekte, sondern auch über andere Themen.
Tipp 2: Organisieren Sie regelmäßige Treffen mit einzelnen Mitarbeitern sowie dem gesamten Team Zum einen virtuell, und nutzen Sie dabei die heutigen technischen Möglichkeiten wie Videokonferenzen, soziale Medien oder Skype. Zum anderen persönlich - und zwar mindestens ein- bis zweimal pro Jahr. Selbst wenn Ihr Unternehmen Kosten reduzieren will, ist dies doch gut investiertes Geld.
Tipp 3: Fördern Sie den informellen Austausch
Menschen sind soziale Wesen und tendieren dazu, das Schlimmste anzunehmen, wenn sie nicht wissen, was die anderen gerade tun oder denken. Um das Vertrauen zwischen den Teammitgliedern zu fördern, sollten Sie sie dazu ermuntern, ihre Empfindungen, Gedanken, Frustrationen, Hoffnungen und Visionen zu teilen. Jeder sollte sich wohlfühlen, wenn er mit den anderen über den eigenen Arbeitsalltag spricht.
Tipp 4: Rotation hilft
Um persönliche Vorbehalte im Team abzubauen, können Sie Mitarbeiter immer wieder für kurze Zeit an einem anderen Standort arbeiten lassen. Wenn dies physisch nicht möglich ist, gibt es sicherlich virtuelle Alternativen - beispielsweise fördern auch regelmäßige Telefonkonferenzen den informellen Austausch.
Tipp 5: Wagen Sie kreatives Gruppen-Leadership
Organisieren Sie virtuelle Begegnungen -auch jenseits der Projekte, die in den Teams bearbeitet werden.
Tipp 6: Fairness bei Zeitzonen-Differenzen
Wenn Ihr Team über den ganzen Erdball verteilt ist, steht Ihnen nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung, um allen gleichzeitig die Teilnahme an gemeinsamen Konferenzen zu ermöglichen. Organisieren Sie diese regelmäßigen Meetings auf faire Art und Weise.
Tipp 7: Fördern Sie interkulturelle Sensibilität
Kulturelle Kompetenz spielt in Teams, deren Mitarbeiter in unterschiedlichen Erdteilen stationiert sind, eine noch größere Rolle als im persönlichen Kontakt innerhalb eines Unternehmens. Das bedeutet: Sie müssen Ihren Mitarbeitern klarmachen, wie wichtig interkulturelle Sensibilität ist, und Ihnen dazu auch entsprechende Trainings anbieten.
Tipp 8: Investieren Sie in die Offenheit bestehender Teams
Sollten Sie ein starkes, gut eingearbeitetes Team "erben", so seien Sie darauf vorbereitet, dass es hohe Barrieren aufbaut, sobald es innerhalb eines virtuellen Gesamtkontextes mit "fremden" Teameinheiten zusammenarbeiten soll. Jedes virtuelle Team hat eine eigene Arbeitsdynamik und teilt ungern sein Wissen. Auch werden Außenstehende oft nicht vorurteilsfrei betrachtet.
Bei bestehenden Teams bieten sich Ihnen zwei mögliche Ansätze: Entweder Sie investieren in die Entwicklung von pro-aktivem Verhalten gegenüber neuen Teams, oder Sie rekrutieren an jedem Standort einen neuen Mitarbeiter und beginnen wieder bei null.
Tipp 9: Suchen Sie beim Recruiting nach Gemeinsamkeiten
Wenn Sie ein neues virtuelles Team zusammenstellen, sollten Sie auf jeden Fall Mitarbeiter mit internationaler Erfahrung auswählen. Achten Sie darüber hinaus darauf, dass es weitere gemeinsame Bezugspunkte gibt - etwa ähnliche Ausbildungen oder auch vergleichbare Projekte, an denen Bewerber gearbeitet haben. Idealerweise besteht in dem Team beides: eine gewisse Vielfalt neben reichlich Anknüpfungspunkten. Dies sind die besten Voraussetzungen für Vertrauensbildung und eine leichte Kontaktaufnahme.
Tipp 10: Managen Sie die unterschiedlichen Erwartungshaltungen
Wie motivieren Sie ihr Team? Was geschieht, wenn Ihr Team gut arbeitet? Viele sehen die Arbeit im virtuellen Team schon per se als eine Bereicherung ihrer beruflichen Laufbahn. Allerdings erwarten Mitarbeiter unter Umständen auch, dass sie damit einen Grundstein für eine internationale Karriere legen - dass sie beispielsweise irgendwann ins Headquarter berufen werden. Solche Punkte sollten Sie vorab klären - vor allem in Übereinstimmung mit der Personalabteilung. Sie sollten von Anfang an wissen, was Sie ihren Mitarbeitern anbieten können.
Professor Dr. Sebastian Reiche lehrt "Managing People in Organizations" in den deutschen Executive-Education-Programmen der internationalen IESE Business School (München/Barcelona). Im aktuellen Financial Times Executive Education Ranking steht IESE weltweit auf Platz zwei.